Trubel um den Bundespräsidenten in spe

24.2.2012, 21:25 Uhr
Trubel um den Bundespräsidenten in spe

© Hans-Joachim Winckler

Die paar Meter Gehsteig zwischen dem Eingang des Berolzheimerianums und der stark befahrenen Theresienstraße lassen nicht viel Platz für einen derartigen Medienauftrieb, umso größer ist das Gerangel der Fotografen und Kameraleute von ARD, ZDF, Sat.1 und all der anderen Sender. Hinter einer dicken blauen Kordel müssen sie sich drängeln, damit der Zugang frei bleibt für jene, die sich längst eine Eintrittskarte gekauft hatten – nicht ahnend, dass sie dieses Spektakel erwarten würde; mehr oder weniger verblüfft huschen sie am Pressepulk vorbei.

Fast ein bisschen verloren wirkt mittendrin Fürths Oberbürgermeister, der das designierte Staatsoberhaupt kurz nach 19 Uhr im Foyer begrüßen darf, bevor der Gast auf der Bühne im ersten Stock seiner eigentlichen Verpflichtung nachkommt. Thomas Jung übergibt dem von Bodyguards eskortierten und von seiner Nürnberger Lebensgefährtin Daniela Schadt begleiteten Gauck im Blitzlichtgewitter ein Exemplar von Evi Kurz’ Buch „Die Kissinger-Saga“, danach geht es zum kurzen Smalltalk, anschließend muss der OB weiter zur Fürther Anti-Nazi-Demo (siehe Seite 2).

Als „sehr angenehm, bescheiden und unaufgeregt“ habe er Gauck empfunden, wird Jung später sagen, als humorvoll die First Lady in spe. Auf künftige Kontakte mit der Gattin des US-Präsidenten angesprochen, habe sie gesagt: Wenn sie sich in Fürth nicht blamiere, klappe das mit Michelle Obama bestimmt auch.



Nicht ganz geklappt hat es unterdessen für Bertram Sachs und Brigitta Hain. Sachs hatte sich voller Hoffnung vor dem Comödien-Eingang postiert, um die Zeitschrift „Straßenkreuzer“ zu verkaufen — und ist nicht ein einziges Exemplar losgeworden. Hain, die seit 42 Jahren nebenan in der Theresienstraße lebt, ist zur Comödie herübergekommen, um einen Handy-Schnappschuss von Gauck zu ergattern — doch die 66-Jährige muss sich mit verwackelten Fotos begnügen, auf denen vor allem Journalistenhinterköpfe zu sehen sind.

Nach seiner Lesung ("Sie wird einigermaßen lang dauern, aber dafür verspreche ich Ihnen: Ich komme so bald nicht wieder") signiert Gauck 250 Exemplare seines Buchs "Winter im Sommer, Frühling im Herbst". Die Schlange der Käufer reicht durchs ganze Haus, das Kontingent ist rasch vergriffen. Der hohe Gast zeigt sich in bester Laune und erfüllt auch Wünsche nach Fotos mit ihm gern.

Pech für Brigitta Hain, die zu dieser Zeit längst wieder zuhause ist.


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