Tuchenbacher bekamen Energiespartipps

14.4.2016, 17:16 Uhr
 Tuchenbacher bekamen Energiespartipps

© Heinz Wraneschitz

Die Tuchenbacher waren in den Genuss des Vortrags gekommen, weil die Gemeinde mit dreißig weiteren Mittelfrankens für ein Energiecoaching ausgesucht worden war. Die Hoffnung von Bürgermeister Leonhard Eder („Ich denke, es wird ein interessanter Abend“) wurde erfüllt. Schon deshalb, weil Erich Maurer, Wirtschaftsingenieur und Geschäftsführer der Energieagentur Nordbayern GmbH (EAN) klarstellte: „Bei der Energiewende wird oft missverstanden, der Verbrauch müsste mit Erneuerbaren Energien gedeckt werden. Nein. Es ist eine Energieeinsparrevolution.“ Und die müssten gerade private Haushalte vollführen, weil hier ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs stattfände.

Auch mit einem weiteren Missverständnis räumte Maurer auf: „Viele Menschen denken bei Energiesparen zuerst an Licht. Das macht aber nur ein Prozent des Verbrauchs aus. Dagegen sind drei Viertel Raumwärme, dazu kommt das Warmwasser, aber nur 13 Prozent im Haushalt ist Strom.“

Klar weiß auch der EAN-Chef: „Bei den heutigen Ölpreisen winken viele ab, weil sie die Wirtschaftlichkeit als nicht gegeben sehen.“ Oder andersherum: „Je höher der Ölpreis, umso mehr lässt sich sparen.“ Doch bei Investitionen in die Hausdämmung müsse man deren Lebensdauer sehen. Fachleute setzen hier aus Gründen der Vergleichbarkeit 30 Jahre an, informierte Maurer. „Ich bin nicht der Ökopapst, der fordert, zu tun, was möglich ist, sondern schaue auch auf den Geldbeutel. Aber ein gut gedämmtes Haus bringt Wohlfühlen und Einsparung über lange Zeit.“

Außerdem sei „wenn Sie heute bauen oder sanieren wollen die Energieeinsparverordnung EnEV die Grundlage“, also Pflicht. Während Häuser, gebaut nach dem 2. Weltkrieg, etwa 27 Liter Öl pro Quadratmeter im Jahr (l/qma) verheizen, schreibe die EnEV 2014 4,5 l/qma vor. „Da liegt ein Riesenpotenzial“, das Maurer an Beispielen für Wand, Dach, Boden, Kellerdecke, Fenster, Wärmebrücken erläuterte.

Wichtigstes Kriterium für Baustoffe: „Der U-Wert. Der sagt: Wie viel Energie geht hier verloren? Bei Fenstern beispielsweise immer auf den Uw-Wert schauen, der beschreibt das ganze Fenster, der Ug-Wert dagegen nur das Glas ohne Rahmen.“

Wärmebrücken würden oft unterschätzt: „Wenn ein Stahlträger nach außen durchragt, ist es wahrhaftig eine Wärmebrücke.“ Deshalb würden Balkons heute vorgehängt. „Holzbalken sollte man mit Dämmstoff ummanteln. 14 oder 26 cm Dämmstärke kosten nahezu dasselbe. Aber ganz wichtig: „Vor jeder großen Sanierung immer einen Energieberater zuziehen“, schon um mögliche Fördermittel der öffentlichen KfW-Bank zu bekommen. Diese, Bayerns 10000-Häuser-Programm wie auch andere, seien im Förderkompass auf der EAN-Webseite zu finden.

Dämmen könne man nicht nur mit Kunststoff, merkte der EAN-Geschäftsführer auf eine Besucherfrage an. Eine Antwort hatte er auch auf die Kritik parat: „Beim Dämmen ohne Luftaustausch hält man es im Haus nicht aus.“ „Sie werden doch nicht glauben, so Maurer, „ wir stecken Leute in ein Plastiktüte. Sie müssen lüften, am besten mechanisch.“ Der Luftabzug werde in Küche und Bad, die Zufuhr am besten in Kinder- oder Schlafzimmer eingebaut.

Bei Wärmepumpen komme es auf die Jahresarbeitszahl von mindestens 3,3 an. Die immer wieder zu lesende „Leistungszahl ist weniger entscheidend, ein Laborwert, man denke nur an den VW-Skandal“, verglich Maurer.

Was die Gemeinde selbst tun kann, das wird Maurer in einem Bericht skizzieren, den er den Politikern noch vorstellen wird. „Wir hoffen, wir können darin Hinweise geben, wie die Gemeinde die Energiewende sinnvoll gestalten kann.“ Maurer versprach, im Bericht auf Nahwärmenetze oder Blockheizkraftwerke, Anschlusszwang in Neubaugebieten und kommunale Chancen für Energiesparen einzugehen.

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