Tuchenbachs AfT hat mit Rechtspopulismus nichts am Hut

20.11.2016, 14:00 Uhr
Tuchenbachs AfT hat mit Rechtspopulismus nichts am Hut

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Herr Fleischmann, wie gehen Sie denn mit dem Namens-Gleichklang Ihrer Wählergruppe mit einer Partei um, die als radikal rechts eingestuft wird und deren Akteure immer wieder durch skandalträchtige Äußerungen auffallen?

Fabian Fleischmann: Die AfD ist alles, was wir nicht wollen. Wir passen in keine Schublade, wir verfolgen keinerlei parteipolitische Ziele und bei uns gibt es keine politischen Extreme. Keines unserer gut 20 Mitglieder hat ein Parteibuch. Wir arbeiten sachorientiert und wollen schlicht mitgestalten im Dorf.

 

Wäre es nicht an der Zeit für eine Umbenennung?

Fleischmann: Darüber haben wir im Lauf dieses Jahres intensiv nachgedacht, doch das war eine Geisterdiskussion. Das Problem der Verwechslung stellt sich nicht, eine AfD-Ortsgruppe gibt es bei uns nicht. In Tuchenbach weiß jeder, wer wir sind. Bei Außenstehenden holen wir uns schon mal einen skeptischen Blick, doch da genügt ein Satz und die Sache ist geklärt. So haben wir beschlossen, keinen Gedanken mehr an eine Umbenennung zu verschwenden, sondern uns wieder unseren eigentlichen Themen zuzuwenden.

Und die wären?

Fleischmann: Die sind immer auf den Ort bezogen, was nicht heißt, dass unsere Interessen an der Flurgrenze enden. Ein intaktes Dorfleben spielt für uns eine große Rolle und das ist mehr als das Vereinsleben. Tuchenbach weist immer wieder kleinere Baugebiete aus, das beschert uns regen Zuwachs, aber wir wollen keinesfalls, dass die Menschen nur hier schlafen.

 

Was wollen Sie konkret?

Fleischmann: Wir sind sehr breit aufgestellt, bei uns sind alle Altersstufen zwischen unter 20 bis knapp 60 Jahren vertreten. Entsprechend allumfassend sind unsere Themen, gleich ob es um Spielplätze oder Jugendförderung geht, bei der wir große Defizite sehen. Eine Einrichtung gibt es, aber sie ist bei Weitem nicht so attraktiv, wie sie sein könnte. Ganz oben steht derzeit der Abriss und Neubau des Egelseer Hofes, wo seniorengerechter und betreuter Wohnraum entstehen soll. Wir hätten den Bauernhof gern erhalten, doch es stellte sich heraus, dass er für diese Umnutzung nicht geeignet ist. Wir fordern aber ein Gesamtkonzept. Der Jugendtreff ist in der Nähe, die Bücherei und das Rathaus sind nicht weit, das muss als Treffpunkt für den ganzen Ort konzipiert werden.

 

Die AfD wurde im Februar 2013 gegründet und hat mit ihrer EU-Kritik bei der Wahl im September 2013 fast den Einzug in den Bundestag geschafft. Mit 4,7 Prozent holte sie das beste Ergebnis einer neu auf Bundesebene antretenden Partei seit 1953. Zwei Monate später gründete sich die AfT. Kann es sein, dass Sie mit dieser Namenswahl im Windschatten des AfD-Erfolgs bei den Wählern vor Ort punkten wollten?

Fleischmann: Nein, überhaupt nicht. Mir kam die AfD damals wie eine Professoren-Partei vor, von der niemand wusste, wohin sie will. Als wir über einen Namen nachdachten, hat irgendeiner eher im Spaß gesagt, nennen wir uns doch Alternative für Tuchenbach. Irgendwie hat es gepasst. Genau das wollen wir sein. So extrem entwickelt hat sich die AfD ja auch erst seit 2014. Dass sie jetzt solche Erfolge feiert und einer Emnid-Umfrage zufolge bei einer Bundestagswahl derzeit sogar die Grünen überholen und auf Platz drei hinter CDU und SPD landen würde, ist auch selbst verschuldet. Die etablierten Parteien haben ihre Politik unnötigerweise immer hochgestochener und komplizierter erklärt. Klar, dass die Sehnsucht nach einfachen Antworten da immer größer wird.

 

Im Tuchenbacher Gemeinderat sind gar keine etablierten Parteien vertreten, seit die SPD bei der Kommunalwahl 2014 nicht mehr angetreten ist. Das Gremium wird von lauter Exoten getragen, der Interessengemeinschaft Tuchenbach (IGT), der Wählergemeinschaft Tuchenbach (WGT) und seit 2014 von Ihrer AfT. Wie das?

Fleischmann: Das ist schlicht Ausdruck dessen, dass wir unsere Arbeit im Kommunalparlament aufs Dorf begrenzen. Hocken sich Linke oder Rechte zusammen, suchen sie in der Regel die Bestätigung ihrer Meinung. Wir in der AfT suchen immer das beste Ergebnis für unseren Ort. So unterscheiden wir uns in unserem ganzen Wesen grundsätzlich von der AfD. Die polarisiert und spaltet die Gesellschaft. Wir sind auf Konsens aus, die anderen haben auch gute Argumente.

 

Kann man – ausgehend von den Tuchenbacher Ergebnissen bei überregionalen Wahlen – sagen, die IGT, die die absolute Mehrheit hat, ist eher CSU-nah, andere eher rot oder grün?

Fleischmann: Nein, absolut nicht, auch wenn sich Tuchenbach wie breite Teile des Fürther Kreisnordens bei Kreis-, Landtags- oder Bundestagswahlen als tiefschwarz erweist. Die WGT hatte auch schon die Mehrheit, bis sie die IGT ablöste. Das ist von Personen abhängig. Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen.

 

Und wie haben Sie sich mit Ihren beiden Kollegen als Neulinge im Gemeinderat etabliert?

Fleischmann: Wir kommen wunderbar zurecht. Wenn, wie in Tuchenbach, eine Kraft die absolute Mehrheit hat, ist das zwar immer eine ungünstige Situation. Doch Bürgermeister Leonhard Eder pflegt die Diskussion, obwohl er mit seiner IGT auch alles durchprügeln könnte. Und unsere Argumente finden Eingang. Wir werden auf Augenhöhe behandelt und behandeln auf Augenhöhe. Würden wir uns als Fundamentalopposition aufspielen, wäre das sicher anders, aber dann würden wir auch nur unsere drei Stühle warmhalten.

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