Fürth: Turbokreisel könnte Probleme an Stadtgrenze lösen

28.11.2014, 06:00 Uhr
Fürth: Turbokreisel könnte Probleme an Stadtgrenze lösen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der schwere Unfall des SpVgg-Profis Ilir Azemi am 7. August just an der Stelle wo ein kleines Marmorkreuz an den tödlichen Unfall eines Motorradfahrers 2006 erinnerte, hat die Linke im Rathaus auf den Plan gerufen. Am Mittwoch befasste sich der Verkehrsausschuss mit ihrem Antrag, die große Kreuzung völlig neu zu konzipieren. Linke-Stadträtin Monika Gottwald denkt an einen sogenannten Turbo-Kreisel. Mit zwei Fahrspuren kann er auch starke Verkehrsströme durchschleusen. Er vereint die Übersichtlichkeit des einstreifigen und die Leistungsfähigkeit des zweistreifigen Kreisverkehrs. Dies wird durch Vorsortieren des Verkehrs an den Einfahrten und zweistreifiges Ausfahren in der Hauptrichtung erreicht.

Turbokreisel gibt es bislang vor allem in Frankreich, den Niederlanden und Belgien, aber auch in Deutschland kommen sie vereinzelt vor, etwa in Baden-Baden, Königstein im Taunus oder im badischen Rheinfelden. Damit einfahrende Autofahrer genug Überblick haben, sollten die Kreisel einen Mindestdurchmesser von 60 Meter haben. Das Einfahren in den Turbo-Kreisel stellt an Autofahrer höhere Anforderungen als ein normaler Kreisverkehr. Zudem ist im Kreisel selbst ein Fahrstreifenwechsel nicht an jeder Stelle möglich.

Gottwald hält jedoch dafür, dass die Erfahrungen in Deutschland durchweg positiv seien: „Die Turbokreisel funktionieren.“ Doch der Leiter der städtischen Verkehrsplanung, Matthias Bohlinger gibt zu bedenken, dass sie innerorts schon einige Probleme aufwerfen. Er denkt da insbesondere an Fußgänger und Radler, für die gesonderte Wege angelegt werden müssten.

Unterstützt wird die Anregung der Linkspartei von den Fürther Grünen im Verkehrsausschuss. Harald Riedel und Waltraud Galaske verweisen dabei auf die Unübersichtlichkeit der Kreuzung mit Zufahrt zum Frankenschnellweg. Straßenverkehrsamtschef Hans-Joachim Gleißner bestätigt: „Es ist ein Unfallschwerpunkt“. Allerdings handle es sich nicht um ein Fürther Problem, da die Kreuzung überwiegend auf Nürnberger Stadtgebiet liege.

Nürnberg sucht Problemlösungen

Die Nachbarstadt prüft Gleißner zufolge bereits Problemlösungen. Wie Frank Jülich, der Leiter der Nürnberger Verkehrsplanung, auf Anfrage der Fürther Nachrichten erklärt, wurde ein Kreisel bislang noch nicht in Erwägung gezogen. Jülich: „Ich höre von der Idee zum ersten Mal.“ Er sei jedoch für jeden Vorschlag offen. Mit Kreisverkehren habe man in Nürnberg ohnehin ziemlich viel Erfahrung. Die Finanzierung stehe auf einem anderen Blatt.

Angesichts der Kosten gibt SPD-Stadträtin Birgit Arnold dem Projekt wenig Chancen. „Wir haben dringlichere Probleme“, sagt sie. Für Bohlinger wiederum sind Kreisel nicht in jedem Fall eine Ideallösung. Auf Anregung von Galaske will die Stadt jedoch das Gespräch mit Nürnberg suchen.

Nicht nur der Verkehr bereitet an der Stadtgrenze Kopfzerbrechen, auch die bauliche Situation ist alles andere als befriedigend. Jahrzehntelang bemühte sich die Stadt vergebens, die Brachfläche vor dem U-Bahnhof durch einen attraktiven Neubau aufzuwerten. Jetzt hat sich ein Autohaus das Grundstück gesichert, will darauf aber zunächst kein Gebäude errichten, sondern Stellplätze für Autos anlegen

Stadtplanungsamtschef Dietmar Most sieht diese Entwicklung „mit gemischten Gefühlen“. Er erinnert daran, dass die städtische Planung für eine Bebauung – gedacht war unter anderem an ein Hotel – mit Durchgang zum U-Bahnhof sehr weit gediehen war. Es habe sich jedoch kein Investor gefunden.

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