Über dieses Haus stolperte einst Sonae Sierra

15.5.2018, 11:35 Uhr
Über dieses Haus stolperte einst Sonae Sierra

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Es ist ein Haus mit bewegter Geschichte. Nicht nur, dass es seit über 150 Jahren in Familienbesitz ist. Die Hausnummer 12 in der Rudolf-Breitscheid-Straße spielte eine entscheidende Rolle im Jahr 2009, als der Investor Sonae Sierra seine hochfliegenden Pläne für ein riesiges Einkaufszentrum an dieser Stelle begraben musste.

Das portugiesische Unternehmen hatte vor, ein geschlossenes Center zu errichten, in dem ein Teil der Breitscheidstraße verschwunden wäre. Dann durchkreuzte ein 77-Jähriger das Vorhaben: Er wollte sein Haus, das inmitten des beplanten Gebiets lag, nicht abgeben. Ein Haus, das sein Ururgroßvater, der Metallschlägermeister Johann Linz, 1861 gebaut hatte. Auch der Ururenkel war darin aufgewachsen, hatte Fürth nach dem Studium aber den Rücken gekehrt. Dennoch habe er — als Eigentümer in fünfter Generation — nicht an einen Verkauf gedacht, sagte der Mann damals den FN. Außerdem missfiel ihm die Absicht des Investors, jenen Teil der Breitscheidstraße dem öffentlichen Raum zu entziehen. Dass die Portugiesen schließlich einen Rückzieher machten, sorgte für Aufruhr im Rathaus – bereitete aber den Weg für ein offenes Geschäftshausmodell, das vor allem die Bürgerinitiative Bessere Mitte favorisiert hatte.

Heute wird die Breitscheidstraße 12 von den Gebäuden der Neuen Mitte eingekastelt. Etwas aus dem Rahmen fällt das angejahrte Haus, weil es schon deutlich bessere Zeiten gesehen hat. Vor einigen Wochen begann die Sanierung. Im Hinterhof brachen Arbeiter einen alten Toilettenanbau ab, Dach und Wohnungen werden runderneuert. Die Geschäfte im Erdgeschoss – ein Frisör, ein Schmuckladen und eine kleine Pizzeria – sind nicht betroffen.

Der Mann, der vor neun Jahren an seinem Eigentum festhielt, ist heute 86, den Bauantrag für die Sanierung hat sein Sohn gestellt. Es sieht so aus, als werde die Familiengeschichte in sechster Generation fortgeschrieben.

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