Über Fürth ins Schloss Bellevue

21.2.2012, 13:00 Uhr
Über Fürth ins Schloss Bellevue

© André De Geare

Kommt er oder kommt er nicht? Bis zum späten Montagnachmittag hatte Eva Brütting, Direktorin der Comödie, darauf selbst keine Antwort. „Es bestehen noch Chancen“, sagte sie hoffnungsvoll am Vormittag, nachdem sie erste Gespräche mit dem Siedler-Verlag geführt hatte.

Der Verlag wiederum war in Gesprächen mit seinem Autor, Joachim Gauck. Er prüfe, welche Termine er bis zur Wahl des Bundespräsidenten am 18. März noch wahrnehmen könne, sagte eine Sprecherin des Verlags auf FN-Nachfrage. Sie klang weniger optimistisch als Brütting: „Wir gehen davon aus, dass alle Lesungen abgesagt werden.“

Bis Christian Wulffs Rücktritt alles änderte, waren Lesungen ein wichtiger Bestandteil im Leben des ehemaligen Pastors. Auch am Freitagabend, einige Stunden, nachdem Wulff vor die Mikrofone getreten war, stand eine Lesung in Gaucks Terminkalender. An diesem Abend, an dem manche bereits über ihn als Nachfolger diskutierten, betrat er die Bühne des Koblenzer Stadttheaters und sagte: „Es geht hier und heute nur um das Buch und nichts anderes.“

„Sehr persönlich und gefühlsbetont“ habe Gauck dem Publikum eine Innenansicht seines Lebens in der DDR vermittelt, schrieb darauf die Rhein-Zeitung. Mit „mal charmant-witzig, mal berührend-intim“ vorgetragenen Passagen habe er die Zuhörer in seinen Bann gezogen. Anschließend signierte er mit Freude Bücher.

Bis in den November hinein sind Lese-Termine vereinbart. Am Freitag sollte es nach Fürth gehen, anschließend nach Ahrensburg, Bingen-Büdesheim, Harpstedt, Leipzig. Der 72-Jährige las bei diesen Auftritten aus seinem Buch, „Winter im Sommer — Frühling im Herbst“, das der Verlag als „politischen und sehr persönlichen Rückblick eines friedlichen Revolutionärs“ beschreibt.

Gauck nannte sich selbst am Sonntagabend, als er unerwartet und ungewaschen neben Bundeskanzlerin Merkel im Rampenlicht saß, einen „reisenden Politiklehrer“. Diese Tätigkeit, sagte er, werde sich mit dem Amt des Bundespräsidenten wohl nicht grundlegend verändern.

Bevor er in die neue Rolle schlüpft, will er jedoch noch mindestens einmal als Buchautor auftreten: Am späten Nachmittag erfuhr Direktorin Eva Brütting, dass Joachim Gauck an seinem Plan, nach Fürth zu kommen, festhält. Wie man ihr sagte, werde es wohl die letzte Lesung vor der Wahl sein, sagte Brütting im Gespräch mit den FN. Sie freue sich sehr darüber und sei sehr stolz darauf — Fürth habe Glück gehabt.

Glück haben vor allem die, die Karten in Händen halten: Schon vorher war das Interesse Brütting zufolge groß, am Wochenende dann wurden die letzten Tickets übers Internet verkauft. Die Veranstaltung ist nun restlos ausverkauft.

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