Überfüllte Räume im Stadttheater Fürth

21.3.2017, 17:01 Uhr
Überfüllte Räume im Stadttheater Fürth

© Foto: André De Geare

Wer den Titel von Akbar Akbarpours aktueller Werkschau spaßeshalber bei Google eingibt, der bekommt als erstes Tipps gegen Platzangst angeboten. "Crowded Spaces", also überfüllte Räume, wecken freilich auch ohne Mitwirkung der Suchmaschine ungute Gefühle. Sechs Arbeiten einer Reihe, die er mit dem gleichen vielsagenden Titel versah, zeigt der 53-Jährige nun im Foyer des Stadttheaters.

Wer mag, der kann und wird menschliche Schemen erkennen, die sich auf den großformatigen Bildern einen Platz erkämpfen. Ob der nun an der Sonne liegt oder im Schatten des Seins, spielt eigentlich keine Rolle. Denn was hier fehlt, ist stets der Raum, der zur individuellen Entfaltung doch unabdingbar scheint. Akbarpour wäre wohl nicht Akbarpour, wenn nicht auch diese Arbeiten vertraute Zeichen seines Umgangs mit den malerischen Mitteln zeigen würden. Wieder hat er die Ölfarbe mehrschichtig auf die Leinwand gebracht. Bis zu zehn Zentimeter hoch kann sich so ein Farbausstoß dem Betrachter entgegen bäumen. Unvorstellbar eigentlich, dass der Künstler in aller Seelenruhe und mit sanftem Schwung seine Farben auftrug. Die gespaltene Textur spricht vielmehr von heftiger Bewegung in Hand und Sinn.

Der Mann, der sein Studium an der Nürnberger Akademie als Meisterschüler bei Christine Colditz abschloss und für den Fürth zu einem Lebensmittelpunkt wurde, versteht seine Kunst meisterlich. Er fühlt sich in die Substanz seines Materials ein, dessen Agilität auf der Leinwand noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Sein expressiver Elan kennt keine Zurückhaltung, und doch sprechen seine Werke auch von Kontrolle und Zurückhaltung. Davon zeugt zum Beispiel der sehr genau überlegte Grad der Abstraktion in seinen Bildern, der niemals auch nur eine Spur von spontan und absichtslos wirkt, sondern exakt geplant. Ein intimes Verhältnis verbindet Akbar Akbarpour mit dem Kosmos der Farben. Sie scheinen sich ihm in all ihrer Vielfalt zu öffnen und zu offenbaren, Codes gleich setzt er seine Schattierungen ein, damit sie davon sprechen, was er zu sagen hat.

Und es ist genau diese sehr nachdrückliche Farbgebung, die den Betrachter bei einem Bild wie etwa seinem "Crowded Spaces VI" zum Grübeln bringt. Beinahe heiter stimmen trotz des machtvollen Auftrags die Töne, die er hier einsetzt, und plötzlich erscheinen die überfüllten Räume gar nicht mehr so klaustrophobisch, sondern erinnern an die Art von Massenaufläufen, in die sich manch einer gänzlich freiwillig stürzt – angefangen vom Sommertag im Freibad bis hin zur Nacht im angesagten Club. Hier sind vielleicht gar keine Tipps gegen Platzangst nötig. Wer sagt denn, dass nicht ein williges Verschmelzen im großen Ganzen diesmal das Ziel der Sehnsüchte ist?

Zwischen 2014 und 2016 entstand, was Akbarpour bis 16. Mai im Stadttheater zeigt. Die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Art-Agency Hammond ist ein Wiedersehen. Überraschende Brüche tun sich nicht auf. Hier arbeitet ein Künstler an einem Werk, dass auf seine Weise linear anmutet, konsequent und beständig.

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