Umsturz im Fürther Bauernverband

31.1.2017, 21:00 Uhr
Umsturz im Fürther Bauernverband

© Archivfoto: Hans-Joachim Winckler

36 Ortsverbände gibt es in Stadt und Landkreis. Nur 26 Obmänner kamen zur Versammlung – das sind deutlich weniger als bei den vergangenen beiden Veranstaltungen dieser Art. 14 Stimmen erhielt der 50-jährige Milchviehhalter Köninger in der nicht-öffentlichen Wahl. „Der Landkreis Fürth ist immer für eine Überraschung gut“, kommentierte Bezirkspräsident Günther Felßner den Ausgang des Votums.

Überrascht und insbesondere düpiert fühlte sich allerdings Köningers Vorgänger: Siegfried Tiefel hatte das Amt zehn Jahre bekleidet und nicht mit einem Gegenkandidaten gerechnet, wie er gegenüber den FN sagte. Köninger, in den vergangenen fünf Jahren Tiefels Stellvertreter, wurde erst in der Versammlung vorgeschlagen. Kollegen hätten ihn ermutigt, sich zur Wahl zu stellen, sagte der neue BBV-Kreisobmann. Im fünfjährigen Turnus wählen die Landwirte die Kreisobmänner und Kreisbäuerinnen in ihre Ehrenämter.

Peter Köninger hatte nach eigenem Bekunden wahrgenommen, dass sich immer mehr seiner Kollegen dem Berufsverband entfremdeten. „Entweder wurden die Leistungen, die der BBV für seine Mitglieder erbringt, nicht mehr registriert, oder die Berufskollegen fühlten sich mit ihren Sorgen und Nöten nicht mehr angenommen“, erklärte er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Äußerungen, die durchaus auch als Spitze gegen seinen Vorgänger interpretiert werden können. „Ich“, sagt Siegfried Tiefel, damit konfrontiert, „habe mich geärgert, dass Peter Köninger in den vergangenen fünf Jahren Teamplayer-Qualitäten hat vermissen lassen und sowohl offen als auch verdeckt opponiert hat.“

Viele Gespräche geführt

Köninger betonte, er habe im Vorfeld mit vielen Landwirten gesprochen und erfahren, dass es vor allem die Milchviehbetriebe seien, die durch Preisverfall und öffentliche Diskussionen über Arbeitsweise und Tierhaltung in ihren Grundfesten erschüttert seien. „Wenn man jeden Tag das Beste leisten will und dann von Seiten der Verbraucher und Medien gescholten wird“, fasste Köninger zusammen, „dann geht das auf Dauer an die Substanz“. „Natürlich sind wir Repräsentanten aller Bauern mit all ihren unterschiedlichen Betriebsformen“, stellen Köninger und Engelhardt klar. Beide Landwirte sind Viehhalter und bringen es gemeinsam auf rund 170 Milchkühe, nach heutiger Lesart also klassische Familienbetriebe. Vorgänger Tiefel ist hingegen Spargel- und Gemüseanbauer.

Köninger und Engelhardt haben sich vorgenommen, mehr Energie in die Öffentlichkeitsarbeit zu stecken. Beiden ist bewusst, dass den landwirtschaftlichen Betrieben, die einem Großraum vorgelagert sind, besondere Verantwortung zukommt. „Wir müssen uns mehr dem Publikum öffnen“, sagt das Führungsduo. Wohlwissend, was es für einen Betrieb bedeutet, wenn er einen „Tag der offenen Tür“, oder „Stallgespräche“ anbietet. „Wir können jetzt schon sagen, dass wir für solche Aktionen dringend Partnerbetriebe suchen“, betonen Köninger und Engelhardt.

Im Übrigen brachten die Wahlen ein weiteres Novum: In die Kreisvorstandschaft wurde mit Marion Gugel, Zirndorf, erstmals eine Frau in das Amt des Beisitzers gewählt. „Das dürfte in Bayern einmalig sein“, betonte Felßner. Weitere Beisitzer sind Matthias Kohl (Laubendorf), Norbert Tresch (Roßtal), Hans Amm (Seukendorf) und Martin Popp (Fürth).

 

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