Unesco-Fachfrauen begutachten die Fürther Kärwa

7.10.2015, 06:00 Uhr
Unesco-Fachfrauen begutachten die Fürther Kärwa

© Foto: Winckler

Martin Schramm darf den Fremdenführer spielen. Der Leiter der Fürther Museen und des Stadtarchivs empfängt an diesem Wochenende Besuch aus Osteuropa, der großes Interesse an der Michaelis-Kirchweih zeigt. Dagnija Baltina und Rut Carek sind Generalsekretärinnen der Unesco-Kommission in ihren Heimatländern Lettland und Kroatien.

Wie berichtet, bemüht sich die Stadt Fürth darum, dass die Kirchweih samt Festzug auf die Liste des „immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen wird. Dazu zählt die Unesco besondere Traditionen, gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste. Weil in die Bewerbungsmappe unbedingt „unabhängige Gutachten“ gehören, kommen die beiden Frauen am Wochenende nach Fürth, um sich einen Eindruck zu verschaffen.

Für den Samstag hat sich Martin Schramm, der innerhalb der Stadtverwaltung mit der Bewerbung betraut ist, schon ein kleines Programm zurechtgelegt. Natürlich werde man in einem der Gastronomiebetriebe auf dem Festgelände einkehren, sagt er. Pflicht sei auch die Fahrt im Riesenrad, um den Ausblick über die Straßenkirchweih zu genießen. Darüber hinaus will Schramm die beiden Gutachterinnen auf jeden Fall in die Moststraße führen, die fest in der Hand der Marktkaufleute ist, denn: „Dieser Jahrmarkt ist ein Schwerpunkt unserer Bewerbung, weil er zu den Eigenheiten gehört, die uns von vielen Volksfesten unterscheiden.“ Nicht versäumen will er einen Abstecher zur Kirche Sankt Michael in der Altstadt. Auch wenn das bei all dem Trubel bisweilen in den Hintergrund gerät: Ihre Weihe vor vielen hundert Jahren ist schließlich der eigentliche Anlass, den die Fürther Jahr für Jahr ausgiebig feiern.

Am Sonntag werden Dagnija Baltina und Rut Carek auf der Ehrentribüne vor dem Rathaus sitzen und beobachten, wie ein buntes Band von 90 Gruppen und Spielmannszügen vorüberzieht. Gesellschaft bekommen die beiden Frauen dann von Wolfgang Wüst. Der Erlanger Professor am Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte wurde von der Stadt angefragt, ebenfalls ein Gutachten zu erstellen – aus regionaler Perspektive.

Dem Experten-Trio wird nicht allzu viel Zeit bleiben, die jeweiligen Eindrücke zu Papier zu bringen, die Bewerbungsfrist läuft Ende Oktober ab. Im Rathaus hofft man, dass es Kirchweih und Festzug zunächst einmal auf die bayerische Liste schaffen. Aus den Vorschlägen aller Bundesländer wird dann für das bundesweite Verzeichnis ausgewählt. Darin aufgenommen zu werden, wäre bereits ein Riesenerfolg für die Stadt. An den dritten und letzten Schritt – die „repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ – mag in Fürth daher noch niemand denken.

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