Film als Plädoyer für die Energiewende

13.6.2013, 19:00 Uhr
Film als Plädoyer für die Energiewende

© Wraneschitz

Schon die erste Sequenz macht klar, wie und wo die Fronten verlaufen werden: Links Autor Farenski, rechts Bundesumweltminister Peter Altmaier. Grimmig blicken sie drein und Farenski wird in den nächsten 90 Minuten keine Gelegenheit auslassen, Bundesregierung und Lobbyisten bloßzustellen. Gleichzeitig zeigt er, wie weit die Energiewende bereits vorangekommen ist.

Das Feindbild ist also schnell klar. Doch keiner spricht es im Film so deutlich aus wie Holger Laudeley, Hersteller von Photovoltaik-Produkten aus Bremen: „Ich möchte die vier großen Stromkonzerne fallen sehen.“ So eindeutig wird Farenski zwar nicht, interessant waren aber seine Bemerkungen, bevor der Film im Babylon gezeigt wurde. „Ich wollte einmal einen Film machen, in den niemand reinredet“, berichtete der 46-Jährige, der seit 25 Jahren für öffentlich-rechtliche Sender arbeitet. Dort beschäftigt er sich mit Wirtschafts-, Energie- und Nachhaltigkeitsthemen. Allerdings sei „der Chef vom Dienst beim Fernsehen so wie der Zensor in der DDR“, das wurde ihm bei seinem Energiewende-Film bewusst: Seine ursprüngliche 45-Minuten-Doku für ZDF.info wurde laut Farenski vom Sender verwässert und glattgebügelt. Doch Farenski wollte sein Plädoyer für die Energiewende unbedingt unter die Leute bringen. Mittels Crowdfunding – eine Schwarmfinanzierung vieler Geldgeber – und Eigenmittel bekam er das nötige Geld zusammen.

Von den Kinobesuchern erhob er übrigens nur 1,68 Cent Eintritt, also genau die Summe, um die die EEG-Umlage in diesem Jahr erhöht wurde. Auf diese 1,68 Cent kommt Farenski in seinem sehenswerten Film mehrmals zurück. Beispielsweise, wenn er den Anstieg der Förderung für Sonnen- oder Windkraft in Relation zu den immens gestiegenen Kosten für den Import von fossilen Energieträgern für die Stromproduktion setzt. Zwischen 2004 und 2012 wurde die Einfuhr nach Farenskis Recherchen um 135 Prozent teurer. Dank geschickter Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit sei es den großen Energiekonzernen zuletzt jedoch erfolgreich gelungen, diese Zahlen aus dem Fokus und gleichzeitig das EEG in Misskredit zu bringen.

„Leben mit der Energiewende“ zeigt einfache Bürger, Unternehmer und Energieexperten, die sonst in den Massenmedien wenig Gehör finden, aber Mut machen. Die Gespräche mit Peter Altmaier geraten dagegen manchmal fast schon peinlich, etwa wenn er die Frage nach seinem privaten Stromversorger nicht zu beantworten weiß. Eine simple Frage, die dem Umweltminister offenbar noch kein Journalist zuvor gestellt hat.

Weitere Infos und der Film in ganzer Länge unter www.energiewende-derfilm.de

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