Unterricht ohne Kreide auf dem Vormarsch

10.12.2018, 16:00 Uhr
Unterricht ohne Kreide auf dem Vormarsch

© Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Nachdem Rektorin Jutta Weber die Gäste durch das Sonderpädagogische Förderzentrum geführt hatte, erheiterte Landrat Matthias Dießl die Ausschussmitglieder mit einer Anekdote: Am Oberasbacher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium hatte dessen Direktor Heinz Beiersdorfer jüngst einen Kollegen aus einer anderen Region zu Gast. Hausherr Beiersdorfer zeigte dem Besucher das Gebäude und verwies auf das eine oder andere interessante Detail. Nach dem Rundgang war der Kollege derart beeindruckt, dass er Beiersdorfer fragte: "Und wo ist euer Golfplatz?"

Landkreis prescht vor

Noch bevor in Berlin geklärt ist, ob der Bund die Schulen in den Ländern über den Digitalisierungspakt fördern darf oder nicht, plant der Landkreis, für fast sechs Millionen Euro einzukaufen. Ein Großteil davon wird für interaktive Tafeln, sogenannte Screens, ausgegeben. Sie verändern den Unterricht und lösen die "Kreidezeit" ab. Lehrer bereiten zuhause die Stunde auf ihrem PC vor und spielen das Unterrichtsmaterial dann ein.

Im Englischunterricht sind beispielsweise kleine Filme zu sehen, in denen Muttersprachler zu hören sind. Gleich danach tauchen die wichtigsten Vokabeln dazu auf. In der MatheStunde können Rechenrätsel gelöst werden. Vorbei die Zeiten, in denen der Lehrer mit überdimensionalem Geodreieck und Zirkel Geometrieaufgaben erklären musste.

Einheitlicher Standard

Das Bonhoeffer-Gymnasium verfügt bereits über 29 dieser Screens in den Klassenzimmern. Auch die Realschulen Zirndorf und das Wolfgang-Borchert-Gymnasium Langenzenn sind zum Teil damit ausgestattet. 2019 kommen weitere 29 interaktive Tafeln hinzu.

Für eine einheitlich Ausrüstung der Computerräume an Schulen sorgt der Landkreis zudem nach und nach. Soft- und Hardware sollen in allen Einrichtungen auf demselben Stand sein. 2019 ist das Gymnasium Stein an der Reihe. Die übrigen Schulen folgen bis zum Jahr 2021. Gekauft wird auch ein Klassensatz iPads pro Schule. Ob davon mehr benötigt werden, sollen erste Praxiserfahrungen zeigen.

Nur Bernd Löschner (Grüne) gab zu bedenken, ob man nicht verfrüht einkaufe. Sollte man nicht den Digitalpakt abwarten? Dießl winkt ab: Er geht davon aus, dass dieses Geld an die Länder fließen wird – auch ohne Grundgesetzänderung, die jüngst im Bundesrat abgelehnt wurde. "Das nehmen wir dann gern."

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