Unterwegs für das Miteinander

19.3.2012, 11:00 Uhr
Unterwegs für das Miteinander

© Hans-Joachim Winckler

Ob im Schlumpfkostüm, mit Schottenrock oder als Hase verkleidet — wer in so einer Aufmachung einen Marathon läuft, zieht allemal die Blicke auf sich. Mit flotten Schritten flitzen die maskierten Athleten an den jubelnden Zuschauern vorbei durch den Eingang der Grünen Halle. Hier wird die Zeit gemessen und auf einer großen Videowand die aktuelle Platzierung der Läufer mitgeteilt. Dann geht es, nur wenige Sekunden später, zur Hintertür wieder hinaus. Auf in die nächste 1,3152 Kilometer lange Runde durch den Südstadtpark.

„Natürlich stehen der Spaß und das gemeinsame Laufen im Vordergrund“, meint Anita Kinle, Organisatorin der Veranstaltung und Gründerin des Fürther Laufclubs 21. „Wir wollen damit aber auch zeigen, was mit Trisomie 21 alles möglich ist, und wie viele Unterstützer wir mittlerweile schon haben.“

Bereits im vergangenen Jahr haben rund 600 Läufer Kinles Meinung geteilt und sind beim 1. Welt-Down-Syndrom-Marathon an den Start gegangen. Dieses Jahr waren es nun schon 850 Läuferinnen und Läufer, die auf der rechteckigen Strecke ihre Runden für die halbe oder gar die volle Marathondistanz sammelten. Wem das immer noch nicht reichte, der konnte sich sogar für einen Sechs-Stunden-Lauf anmelden, bei dem die meisten Kilometer zählten.

Und damit während eines so langen Laufs keine Langeweile aufkommt, war neben der Verpflegung der Sportler auch noch für deren Unterhaltung gesorgt. So sang unter anderem der Fürther Gospelchor Red’n Blue direkt an der Strecke für die Vorbeikommenden und der Cheerleadernachwuchs der Farrnbach Shamrocks machte mit Tanz und Akrobatik auf sich aufmerksam. Fast 300 freiwillige Helfer konnte Anita Kinle für die in Deutschland einmalige Veranstaltung mobilisieren. Auch sonst steht der Lauf ganz im Zeichen des guten Zwecks. So wandern die Überschüsse aus den Startgeldern in den Ausbau einer eigens zum Thema Down-Syndrom eingerichteten Beratungsstelle. Gerade in Zeiten immer weiter voranschreitender Früherkennungstests während der Schwangerschaft wollen Kinle und ihre Helfer aufklären und Mut machen zum Leben mit dem Down-Syndrom.



„Schon bald soll es während der Schwangerschaft Tests zur Erkennung von Legasthenie geben“, erklärt Kinle, selbst Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom. „Wir fragen uns, wo fängt das Aussortieren an und wo hört es auf?“ Eine schwierige Frage, gerade wenn man bedenkt, was Kinle und ihre Mitstreiter vom Laufclub 21 immer wieder auf die Beine stellen.

Über 200 Mitglieder zählt der Verein mittlerweile — überwiegend Menschen mit Trisomie 21. Und denen wird schon bald eine hohe Ehre zuteil. Am 20. Mai dürfen sie gemeinsam die Olympische Fackel über 210 Kilometer von Fürth nach München zu den Special Olympics, den Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung, tragen. Große Aufmerksamkeit werden sie dann auf jeden Fall auf sich ziehen. Ob verkleidet oder nicht.

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