Vandalismus macht Fürths Heimatpflegerin Sorgen

5.1.2015, 06:00 Uhr
Vandalismus macht Fürths Heimatpflegerin Sorgen

© Foto: Edgar Pfrogner

„Es war ein Sprung ins kalte Wasser“, beschreibt die 56-Jährige ihren Dienstantritt. Viele Diskussionen – etwa um einen Schnabuliermarkt in der Adenaueranlage und die Denkmalwürdigkeit des Woolworth-Kaufhauses – forderten Karin Jungkunz heraus. Gleichwohl stellt sie fest, dass es sich um eine interessante und lohnenswerte Aufgabe handelt, die viel Freude macht. Großen Wert legt die Fürtherin auf Unterstützung durch die Bevölkerung.

Zum Beispiel beim Einsatz für den Erhalt des Fürther Bahnhofgebäudes. Überlegungen der Bahn, den Vorbau aus dem Jahre 1914 abzureißen, sind für Karin Jungkunz ein rotes Tuch. Das unter Denkmalschutz stehende Empfangsgebäude müsse bei einem Umbau des Bahnhofs für neue Nutzer auf jeden Fall erhalten bleiben. Statische Bedenken wegen der U-Bahn lässt sie nicht gelten. Auch die Lorenzkirche stehe schließlich noch, obwohl sie von der U-Bahn unterhöhlt sei. Da die Stadtheimatpflegerin jedoch kein Vetorecht hat, ist sie auf öffentliche Unterstützung angewiesen.

Als besonderes Kleinod betrachtet Jungkunz auch die pittoreske Bahnstation Alte Veste, die sie gerne unter Denkmalschutz stellen möchte. Darauf aufmerksam gemacht wurde sie von Bürgern. Mittlerweile beschäftigt sich auch das Landesamt für Denkmalpflege mit dem historischen Wartehäuschen. Die Stadtheimatpflegerin hofft, dass heuer eine Entscheidung dazu getroffen wird.

Geradezu ins Schwärmen gerät sie, wenn sie von ihren Besichtigungen der alten Humbser-Brauereigebäude an der Schwabacher Straße berichtet. Nicht nur die historische Bausubstanz sei eine Schau, die nur darauf warte, herausgeputzt zu werden. Auch das Inventar sei einzigartig. „Wahre Schätze“ entdeckte Karin Jungkunz im ehemaligen Verwaltungsgebäude hinter dem Sudhaus: Büroeinrichtungen in lupenreinem Jugendstil. „Bei ihrem Anblick habe ich nur noch geschluckt“, berichtet der Zögling von Ex-Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm.

Große Sorgen bereitet Karin Jungkunz hingegen der Vandalismus im Stadtpark. Immer wieder werden die steinernen Märchenfiguren der Fürther Bildhauerin Gudrun Kunstmann aus den 1950er Jahren am Spielplatz beschädigt. Weil ihr der Kopf abgeschlagen wurde, ist die Froschkönig-Prinzessin gerade beim Restaurator. 3500 Euro kostet die Erneuerung. Viel Geld, findet Grünflächenamtschef Gerhard Vogel, der den Abbau der Figuren und ihre Verwahrung an einem sichereren Ort ins Gespräch gebracht hat. „Kunst wegzusperren, nur weil sie von Vandalismus bedroht ist, kann keine Lösung sein“, meint dagegen die Heimatpflegerin. Sie will versuchen, eine Alternative zu finden und ist für Vorschläge dankbar.

Auch Vogel ist offen für Alternativen. Für ihn steht jedoch der finanzielle Aspekt im Vordergrund. Bislang wurden nur die Bremer Stadtmusikanten, die am Spielplatzrand ohne Esel auftreten, in Bronze ausgeführt. Metallabgüsse aller Figuren hält Vogel für zu teuer. Selbst Kopien aus Kunststein gehen ins Geld, weiß er. Nur als Duplikate begegnen bereits die Barockfiguren und die beiden Löwen an der Hauptallee. Die Originale wurden wiederholt beschmiert und zerschlagen. Auch einem Duplikat-Löwen fehlt aktuell der Unterkiefer.

An die Arbeit ihres Vorgängers knüpft Karin Jungkunz im Bemühen um Denkmalschutz für die Dambacher Beamtensiedlung an. Das Landesamt hat das Ensemble bereits begutachtet. Die Stadtheimatpflegerin hofft auf seine Aufnahme in die Denkmalliste noch in diesem Jahr. Keine Hoffnung hegt die 56-Jährige hingegen für den Erhalt des historischen Lokschuppens hinter dem U-Bahnhof Stadtgrenze. „Ich bin bloß noch traurig“, kommentiert Jungkunz den unaufhaltsamen Verfall des über 150 Jahre alten Gemäuers.

Während Alexander Mayer nach dem altersbedingten Rücktritt seines Stellvertreters Walter Fischer 2012 als Solist agierte, kann Karin Jungkunz auf Lothar Berthold als Vize setzen. Jeden Freitag beraten beide über die anstehenden Aufgaben. Das gute Einvernehmen liegt im beiderseitigen Interesse. Berthold betont, keine eigenen Schwerpunkte setzen zu wollen. Sein gegenwärtiges Interesse gilt allerdings dem Fürther Dialekt. Ihm will er vor allem in der Musik zu mehr Ansehen verhelfen. Dabei denkt Berthold auch an Rockmusik.

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