Vanja Sky: Bluesrock mit jeder Menge Herzblut

23.3.2019, 16:21 Uhr

Nanu, wird das hier ein Glamrock-Konzert? Angesichts von Glitzer auf den Augenlidern, rotschillernden Pünktchen im Gesicht, hochgebundenem Blondschopf und kessem Blick könnte man meinen, die junge Dame auf der Bühne habe sich in der Tür geirrt und will lieber in die Disco.

Doch nein, die drei älteren Herren, die sie an Gitarre, Bass und Schlagzeug begleiten und ihre Väter sein könnten, wissen schon, wo es lang geht. Mit den ersten Takten von Creams "Strange Brew" weiß sich der Zuhörer auf vertrautem Terrain. Und ja, Vanja Sky spielt, singt, röhrt und taucht tief ein in das aggressive Blues-Feeling. Fragt sich nur, ob das jetzt perfekt nachgespielt ist oder ob es auch einen eigenen, unverwechselbaren Vanja-Sound gibt.

Je länger das Konzert dauert, umso mehr darf man konstatieren: Hier musiziert eine passionierte Novizin, die sich die Platten ihrer großen Vorbilder— nämlich den Bluesrock der späten Sechziger und frühen Siebziger — sehr genau angehört hat und sich nun mit Herzblut in die Materie stürzt. Das wird auch in den Eigenkompositionen hörbar. Südosteuropäische Musikidiome bleiben draußen vor der Tür, alle Texte werden auf Englisch dargeboten.

Dazwischen gibt es immer wieder Ausflüge in die glorreiche Vergangenheit. "Oh well" von Fleetwood Mac darf nicht fehlen. Das einzige Experiment ist eine schlicht und balladesk vorgetragene Version vom "House of the rising Sun", in dem so viele hoffnungsvolle Jünglinge ihrer Unschuld und ihrer Habseligkeiten verlustig gingen.

Zum Abschluss gibt es ein krachendes Hendrix-Medley; das frenetische "Wild Thing" trifft auf das entspannte "Third Stone from the Sun". Größe und Grenzen der Musikerin aus Zagreb aber deckt die Zugabe auf. An Led Zeppelins "Whole Lotta Love" haben sich schon ganz andere verhoben.

Klar fährt das simple Gitarrenriff tief in den Bauch, doch Robert Plants Brunftgeheul bleibt in seiner schamlosen Hysterie nun einmal unerreicht. Und dann stellt sich die Frage, ob Vanja Sky weiß, was sie da eigentlich singt. Weshalb sollte eine junge Dame unschuldige Mädchen anschmachten und ihnen den "Back Door Man" markieren? So ergibt sich ein Spaßfaktor ganz eigener Art.

Übrigens: Am 5. April tritt Vanja Sky bei den Rother Bluestagen nochmal auf.

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