Heilig Geist als Großbaustelle

Veitsbronner Katholiken holen Pfarrzentrum ins Gotteshaus

10.2.2019, 16:00 Uhr
Veitsbronner Katholiken holen Pfarrzentrum ins Gotteshaus

© Matthias Kronau

Der Kirchenkörper, der auf einem Abhang mitten im Ort thront, stammt aus den 1960er Jahren und ist so marode wie markant. Er hat die Form einer Ellipse, wird umhüllt von einer roten Klinkerfassade und flankiert von Gebäuden, die einst sukzessive hinzukamen: Während Pfarrzentrum und Glockenturm Abstand wahren, klebt das zweistöckige Pfarrhaus an der Ostflanke des Hauptgebäudes, das nun runderneuert werden soll.

Ein schwieriges Unterfangen. Zunächst, sagt Markus Goller, Leiter des Pfarreienverbunds Fürth-West, habe man "nur sanieren" wollen. Doch bald stand die Frage im Raum, was sich die "kleine Gemeinde" in Zukunft leisten will, "ob wir auf Dauer zwei große Objekte unterhalten und sanieren wollen". Gemeint sind die Kirche und das "opulente" Pfarrzentrum aus den 80er Jahren mit Saal, Wohnung, Pfarrbüro.

Am Ende der "Findungsphase" stand die Entscheidung, sich von einem Gebäude zu trennen. Auch die Kirche mit ihren rund 350 Sitzplätzen war nach Gollers Überzeugung von vornherein "zu gigantisch gebaut". Seit Jahrzehnten zähle die Pfarrei 3500 Mitglieder. Die Austrittswelle, unter der die beiden großen christlichen Kirchen hierzulande leiden, sei am Ort abgefedert worden durch Zuzüge aus ländlichen Regionen in den Ballungsraum Nürnberg. Trotzdem: Voll ist es im Gotteshaus laut Goller wie vielerorts nur an hohen Feiertagen.

In Veitsbronn schlägt man nun mehrere Fliegen mit einer Klappe: Das großzügige Gotteshaus wird saniert, Funktionsräume aus dem Pfarrzentrum ziehen ein, das leere Haus wird verkauft und der Umbau vom Erlös mitfinanziert.

Fest steht ferner: Die Tage des maroden Pfarrhauses, das früher Sekretariat, Pfarr- und Mesnerwohnung Platz bot, sind gezählt. Schon bald, im März, wird es abgerissen. Wie der Turm bleibt das Pfarrzentrum während der Sanierung unangetastet. "Wir brauchen es als Übergangsquartier."

Geld wird ausschließlich ins Gotteshaus gesteckt. Goller beziffert das Investitionsvolumen auf drei bis dreieinhalb Millionen Euro. Den größten Teil davon bestreite das Bistum Bamberg, eine Million Euro etwa müsse die Pfarrgemeinde aufbringen.

Konkret drängen klassische Sanierungsaufgaben: Die Dachkonstruktion lässt zu wünschen übrig. Die Elektrik ist so desolat, dass es immer wieder zu Stromausfällen kommt. Die schadhaften Buntglasfenster müssen instandgesetzt werden, ebenso die defekte Klinkerfassade. Und natürlich steht eine energetische Sanierung an.

Noch 144 Plätze

Außerdem — und das gab es im Dekanat noch nie — wird unter das Dach der zwölf Meter hohen Kirche geholt, was bisher im Pfarrzentrum angesiedelt ist: Sekretariat, Jugend- und Besprechungsräume, Küche, WC. Nach den Plänen des Nürnberger Architekten Stefan Mayer muss der sakrale Raum dafür schrumpfen und Platz für einen neuen Trakt mit Zwischengeschoss freigeben. So bietet ein verkleinerter Bereich der Kirche mit dann noch 144 Sitzplätzen Raum für Gottesdienste und der übrige Bereich Platz für die genannten Räume, ein Treppenhaus mit Aufzug sowie eine zum Altarraum hin offene Empore, wo künftig Orgel, Kirchen- und Posaunenchor untergebracht sind.

Pfarrer Goller lehnt die Bezeichnung "Gesundschrumpfung" für den Umbau ab. Er spricht lieber von einer "Reduzierung auf das Wesentliche, wir sind ja nicht krank". Nein, heißt es auf Anfrage aus dem Bistum Bamberg, als Pilotprojekt betrachte man den Veitsbronner Kirchenumbau nicht. Es folgt der Hinweis auf andere Kirchenräume, die verkleinert wurden, um Platz für Funktionsräume zu schaffen, etwa St. Theresia in Nürnberg.

Mit Blick auf Veitsbronn aber schwärmt Bistumssprecher Harry Luck, der Umbau spare künftig nicht nur Heizkosten und habe damit auch einen ökologischen Effekt. Es mache die Gottesdienst-Atmosphäre überdies "lebendiger, wenn die Besucher näher beieinander und nicht in einem großen Raum verteilt sitzen".

Pfarrer Goller rechnet mit einer einjährigen Bauphase. Ostern 2020 möchte er fertig sein. Die Kirche wird dann von Norden betreten und nicht mehr von der Seite. Die vielen Treppenstufen, die jetzt zum Eingang hinaufführen, dürften dann Vergangenheit sein. Denn: Wo heute noch das Pfarrhaus steht, so Goller, will die Gemeinde einen barrierefreien Fußweg anlegen, der am Hang in Serpentinen verläuft.

Rund 700 000 Euro, die, wie berichtet, bereits 2016/2017 in die Sanierung von Heilig Geist gesteckt wurden, betrachtet Goller im Übrigen als gut investiertes Geld. "Es wurde nichts zum Fenster rausgeworfen." Damals wurde die im Souterrain der Kirche angesiedelte Kapelle, die so genannte Unterkirche, renoviert und die alte Ölheizung im Gebäude durch eine Erdgastherme ersetzt. Dass auch das Pfarrzentrum eine moderne Gastherme erhielt, hält Goller für hilfreich beim bevorstehenden Verkauf. Und dass das Sekretariat damals vom Pfarrhaus ins Pfarrzentrums verlegt wurde, sei ja nun auch von Vorteil.

Viele könnten sich den Wandel ihrer Kirche noch nicht vorstellen, sagt Goller, "aber momentan ziehen alle an einem Strang, und das schweißt eine Gemeinde auch zusammen".

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