Veitsbronns Mittelschüler machen Radio

10.4.2017, 13:00 Uhr
Veitsbronns Mittelschüler machen Radio

© Foto: Peter Budig

Zehn Minuten! Ein lebendiger, überraschender, mit Musik, Jingles, Moderationen und vielen Interviews versehener Radiobeitrag von zehn Minuten ist das Ergebnis von wochenlanger gemeinsamer Arbeit. Was für Laien, und das sind die Schüler der 6 g der Mittelschule Langenzenn ja bis vor wenigen Wochen gewesen, noch mehr überrascht, ist die Menge des ausgesiebten Materials: 95 Minuten Interviews und Beiträge haben die jungen Reporter nämlich gesammelt. Das meiste davon ist nun eben – gut gemeint – doch letztlich Ausschuss.

"Das ist Radioalltag", macht Domenica Popp klar. Sie hat das Projekt "MAKS 2017" (kurz für Medien-Audio-Körper-Sprache) von ihrem Uni-Seminar (sie studiert Lehramt in Nürnberg) mitgebracht. Dabei übernehmen die Kinder die Rolle des Radioreporters und lernen Fragen stellen, Mikrofon und Technik beherrschen, Hochdeutsch reden, Interviewpartner wählen, eine Geschichte zu Ende entwickeln. Als Popp die Idee, für sie ist es eine Seminararbeit auf dem Weg zum Studienabschluss, Rektor Udo Sponsel vorstellte, war der sofort Feuer und Flamme. Dabei hat vielleicht geholfen, dass die Lehramtsanwärterin bereits in der Mittelschule als Nachmittagsbetreuerin jobbte und sich einen guten Ruf erarbeitet hat.

Der Inhalt für die Reportage musste nicht lange gesucht werden. Seit Monaten kennen die Kinder nur ein Schulthema. Sie sind – seit über drei Jahren – von ihrer Heimatschule, die umgebaut wird, nach Veitsbronn ausgelagert. Und obwohl am Schulraum hier nichts zu meckern ist, steigt die Spannung vor dem Rückzug spürbar. Das spiegelt die Gemeinschaftsreportage wider: Der Hausmeister aus Veitsbronn – er wird seine jungen Gäste durchaus vermissen. Doch die freuen sich auf kürzere Wege, neue Räume, die alte Heimat.

Die Handwerker auf der Baustelle Langenzenn: Angespannt, weil kleine Verzögerungen Einzelner sich aufs große Ganze auswirken. So haben die Schülerreporter schon herausgefunden, warum der Umzug einmal verschoben werden musste: "Die Flucht- und Rettungswege-Situation, die zu diesen Wegen passende Beleuchtung, die elektrotechnischen Abnahmen dafür haben das ganze Rückzugsprojekt verzögert" – wie man der Reportage entnehmen kann.

Der Kopf der Radioshow ist Studentin Domenica Popp. Sie scheint den Bogen rauszuhaben, Schüler zu begeistern und bei der Stange zu halten. Das mag auch daran liegen, dass das Reportageprojekt, das in der Woche vor den Faschingsferien durchgezogen wurde, vorher an der Uni und auf Popps Schreibtisch bis ins Detail vorgeplant wurde. Schließlich zeichnet sich das professionelle Radiofeature nicht nur durch gelungene Interviews aus. Auch muss lizenzfreie passende Musik gefunden, Geräusche, die die Geschichte illustrieren, erdacht, hergestellt und aufgenommen werden. Ein ganzes Semester Vorarbeit. Am Ende entscheidet der professionelle Schnitt, was gesendet wird. Aber trotz aller Vorbereitung – das ist immer noch kein Vergleich zu fast vier Jahren Exil in Veitsbronn.

Am 24. April soll der erste Schultag in der alten/neuen Langenzenner Mittelschule vonstatten gehen: Mit neuen Raumkonzepten, viel mehr Platz, neuen technischen Ausstattungsdetails. Musiklehrer Ingo Pecker, der eine Zusatzausbildung fürs Schulradio absolviert hat, hat schon angekündigt: "Dann überlegen wir uns ein neues Radioprojekt". Diesem fiebert die Schülerin Lisa schon jetzt entgegen. Sie hat fast alle Moderationen der Radioreportage gesprochen und ist – da sind sich Rektor, Domenica Popp und Mitschüler einig – ein Naturtalent für diesen Job.

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