Verrückt nach Loops

21.8.2014, 21:00 Uhr
Verrückt nach Loops

© Foto: Horst Linke

An den Bändchen aus farbigen Gummiringen kommen Eltern in diesen Tagen nicht mehr vorbei: Sie werden beinahe täglich mit neuen Kreationen beglückt, die sie natürlich auch tragen müssen – wie zum Beispiel SpVgg-Trainer Frank Kramer beim Spiel gegen den 1. FC Nürnberg.

Die Armbändchen sind für Kinder heute das, was Jo-Jo und Hula-Hoop in früheren Jahrzehnten waren. „Crazy Loops“ heißt das Phänomen, das Mädchen und Jungen zu begeistern scheint. Wer gezielt Ausschau nach den Gummiringen hält, findet sie in jedem Kaufhaus und allen erdenklichen Farben. Rund um den Globus wird das Taschengeld einer Woche für die „Crazy Loops“, was übersetzt so viel wie „verrückte Schleifen“ bedeutet, auf den Kopf gehauen.

Sogar Herzogin Kate trägt sie

Erfunden hat das Spielzeug ein Amerikaner. Cheong Choon Ng, ein Maschinenbauer und Hobby-Tüftler aus Michigan, beobachtete vor vier Jahren seine beiden Töchter dabei, wie sie aus Gummiringen kunstvolle Armbänder bastelten. Das brachte ihn auf die Idee, einen Webrahmen herzustellen, der ihnen das Weben erleichtern sollte.

Mit Hilfe dieses Baukastens lassen sich komplizierte Muster knüpfen. Einfacher geht es aber auch — mit Hilfe zweier schnöder Bleistifte als Stricknadeln. 10 000 Dollar, sein gesamtes Erspartes, steckte der Familienvater in seine Erfindung, die schließlich von der Spielwarenkette „Learning Express“ gekauft wurde.

Der Wirbel um den „Rainbow Loom“, so nennt sich der Webrahmen, verbreitete sich rasend schnell. Mit über drei Millionen verkauften Stücken ist Cheong Choon Ng derzeit der erfolgreichste Erfinder auf dem amerikanischen Spielwarenmarkt.

Sogar Prominente wie Miley Cyrus, David Beckham und andere Teenie-Idole tragen die bunten Armbänder. Als Herzogin Catherine mit einem „Crazy Loops“-Armband gesehen wurde, war klar, dass der Trend das britische Königshaus erfasst hat.

Auch hierzulande werden Kindergärten, Schulen und Spielplätze von den bunten Armbändern geradezu überschwemmt – die Stadt Fürth und der Landkreis sind da keine Ausnahmen. „Die Bänder gehen wirklich weg wie warme Semmeln“, bestätigt Luise Feßmann, Verkäuferin im Schreibwarengeschäft „Lennert“ in Zirndorf. Dort hat man sich auf den Ansturm gut vorbereitet: Das ganze Lager sei voll, sodass man ständig nachlegen könne.

In der Fürther Innenstadt sieht es in den Lagerräumen allerdings weniger rosig aus: Friedrich Schramme vom Spielwarengeschäft „Vedes“ klagt über Lieferschwierigkeiten trotz mehrerer Lieferanten. „Normalerweise haben wir auch Knüpfboards im Sortiment“, erklärt er, doch seit vor sechs Wochen der „Loop-Boom“ ausgebrochen ist, kann er mit diesen Hilfsmitteln zum leichteren Verweben der Gummiringe nicht immer dienen.

Allerdings gibt es nicht nur Originale zu kaufen. Viele Firmen produzieren Nachahmungen, die meist billiger verkauft werden.

Doch warum sind die „Crazy Loops“ überhaupt so beliebt? „Es ist ein Trend, der witzigerweise für Mädchen und Jungen ist“, sagt Friedrich Schramme. Wie lange sich der Trend, der vergleichbar mit den „Scoubidou“-Armbändchen vor gut zehn Jahren ist, noch halten wird, weiß niemand genau. Im Moment beherrschen die „Crazy Loops“ jedenfalls noch Kinderzimmer auf der ganzen Welt.

Kritik von Umweltschützern

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. Umweltschützer warnen, dass die aus Silikon bestehenden Bänder, wenn sie nicht mehr erwünscht sind, einfach weggeworfen werden. Silikon ist nicht recycelbar. Außerdem könnten kleine Kinder oder Tiere die Gummiringe verschlucken.

Schon häufig wurden in Plastikspielzeugen Schadstoffe gefunden. Auch bei den „Crazy Loops“ gab es Gerüchte, dass die Gummiringe angeblich krebserregend sein sollen. Rainer Weiskirchen, Pressesprecher der Tüv Rheinland LGA in Nürnberg, gibt jedoch Entwarnung: „Einen solchen Verdacht können wir nicht bestätigen.“

Auch Knut Preißner, Geschäftsführer des Spielwarenladens „Mau Mau“ in Fürth, ist sich sicher: Die Gummibänder bestehen aus reinem Silikon. Dennoch sollte man beim Kauf darauf achten, Läden aufzusuchen, denen man vertraut. Schließlich gibt es auch viele Fälschungen auf dem Markt, die nicht mit absoluter Sicherheit als unbedenklich eingestuft werden können.

Der Trend wird, da sind sich die Verantwortlichen der befragten Spielwarenläden einig, bestimmt noch eine ganze Weile anhalten. Wenn man bedenkt, dass die Kinder sich dadurch nicht nur mit Smartphones und Videospielen beschäftigen, ist das eigentlich eine gute Sache.

 

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