Verschwenk: Fürth bietet der Bahn Paroli

17.4.2014, 06:00 Uhr
Verschwenk: Fürth bietet der Bahn Paroli

© Hans-Joachim Winckler

Das ungewöhnliche Vorgehen begründet Baureferent Joachim Krauße auf Anfrage der Fürther Nachrichten mit dem extrem engen Zeitrahmen. Nach dem kurz vor der Kommunalwahl überraschend erlassenen Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahnbundesamts hatte der städtische Verkehrsplaner Matthias Bohlinger nur vier Wochen Zeit, um die Klage auszuarbeiten. Juristisch unterstützt wird die Stadt vom Würzburger Rechtsanwalt Wolfgang Baumann.

Um die juristischen Bedenken mit den verkehrsplanerischen Einwänden zusammenzuführen, musste der Fürther Kurier auch noch einen Umweg über Würzburg machen. Nach Ansicht der Stadt hat die Bahn die Umweltsituation im Knoblauchsland falsch bewertet, die Kosten-Nutzen-Situation verkehrt berechnet und greift ohne Not in Grundeigentum ein, das an der Bestandstrasse weitaus problemloser zur Verfügung stehe.

100.000 Euro hat die Kommune für Prozesskosten bereitgestellt. Ein Teil dieses Betrags ist nach Angaben des Sprechers des Fürther Aktionsbündnisses Pro S-Bahn ohne Verschwenk, Harald Riedel, für Privatklagen von Landwirten und Bund Naturschutz bestimmt. Die Stadt ist assoziiertes Bündnismitglied.

Mit der Klageschrift verbunden ist ein Antrag auf aufschiebende Wirkung des Planfeststellungsbeschlusses. Der Baureferent rechnet mit einer Entscheidung über den Aufschub der Baugenehmigung in drei bis vier Monaten – was für das Bundesverwaltungsgericht schon ziemlich kurzfristig sei. Die Stadt wiederum habe nun sechs Wochen Zeit, um ihre Klage weiter zu vertiefen.

Der jahrzehntelange Kampf gegen den S-Bahn-Schwenk, der noch aus der Zeit der längst wieder verworfenen Idee eines gemeinsamen Gewerbeparks der Nachbarstädte im Knoblauchsland herrührt, hat die Parteien in Fürth zusammengeschweißt. Nachdem sich inzwischen auch die Petitionsausschüsse des Bundestags wie des Landtags bereits hinter die Fürther Bedenken gestellt haben, hält Riedel die politischen Einflussmöglichkeiten auf die Schwenk-Planer der Bahn für ausgereizt.

Anders sei es jedoch im Hinblick auf den schleppenden Ausbau der S-Bahn im Bereich des unstrittigen innerstädtischen Bogens. Hier lässt sich die Bahn nämlich viel Zeit, die vom Freistaat finanzierte Infrastruktur in Betrieb zu nehmen. Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann könnte hier nach Riedels Ansicht mit einem Machtwort aufs Tempo drücken. Viergleisig ausgebaut ist bislang nur die Strecke zwischen Fürth und Nürnberg Hauptbahnhof. Bis zur Regnitztalquerung bei Stadeln ist die Trasse weitgehend vorbereitet und könnte nach Einschätzung von Riedel und Bohlinger relativ kurzfristig in Betrieb genommen werden.

Schienen nur zögerlich verlegt

Bislang werden die Schienen aber nur sehr zögerlich verlegt. Auf der Erweiterung der Siebenbogenbrücke stapeln sich derweil meterhoch die Gleisschwellen. Der neue doppelte S-Bahnsteig am Fürther Hauptbahnhof wird nicht voll bedient. Dabei könnten die neuen Gleiskapazitäten im Innenstadtbereich mit dem Einbau einer Weiche an der Regnitztalquerung genutzt werden. So ließe sich der Bahnverkehr im Fürther Nadelöhr entflechten und beschleunigen.

Im Gespräch mit unserer Zeitung hatte Bahn-Konzernbevollmächtigter Klaus-Dieter Josel kürzlich noch argumentiert, der Bund finanziere die Weiche nicht. Riedel hingegen vermutet, dass die Bahn nur Druck auf die Stadt ausüben will, damit sie endlich ihren Widerstand gegen den Schwenk aufgibt. Daran denkt aber in Fürth niemand. Und Krauße ist überzeugt, dass auch die Nachbarn Verständnis für die Fürther aufbringen.
 

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