Verspätung für Cadolzburger Museum

21.3.2015, 13:00 Uhr
Verspätung für Cadolzburger Museum

© F.: Winckler

Eröffnungstermine standen bereits diverse im Raum, noch Ende vergangenen Jahres waren Sie davon überzeugt, diesen Monat an den Start gehen zu können. Was ist passiert?

Weitzel-Mudersbach: Seit vergangenem Sommer gilt in Cadolzburg eine Haushaltssperre. Das hat auch die Eröffnung des Museums verzögert. Jetzt steht das grundsätzliche Ja des Gemeinderates für die Mittel, die noch nötig sind, um das Museum zu bestücken und das angrenzende Püttrich-Haus als Schau-Depot fertigzustellen. Es wäre auch Unsinn, das Haus für viel Geld herzurichten und dann leerstehen zu lassen. Konsens ist, dass der Markt ein schönes, modernes Museum möchte, und das kostet eben. Nur, wenn kein Geld da ist, kann man nicht loslegen.

Apropos Geld: Ursprünglich waren 600 000 Euro für die Generalsanierung des Gebäudes angesetzt. Das hat sich auf 1,67 Millionen Euro ausgewachsen. Mit Innenausbau und Ausstattung kommt der Gemeinde das Museum auf 2,26 Millionen Euro. Sie sind für das Innenleben verantwortlich. Wie haben Sie dem Gemeinderat die Kostensteigerung, die es auch dafür brauchte, erklärt?

Weitzel-Mudersbach: Da hat es Missverständnisse gegeben, auch weil wir den Innenarchitekten gewechselt haben. Die Ausstattung des Depots war nicht bedacht worden. Schon zuvor hatte sich alles verzögert, weil das Haus selbst immer wieder für Überraschungen sorgte — in Form von Befunden, die niemand erwartet hätte, die aber auch ein riesiges Geschenk sind. Und die natürlich sehr viel mehr wissenschaftliche Recherche erforderten. Insoweit bin ich ganz dankbar für das halbe Jahr Verzögerung.

Ihr Konzept für das Haus steht seit eineinhalb Jahren, womit sind Sie jetzt noch beschäftigt?

Weitzel-Mudersbach: Um Zuschüsse von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen zu bekommen, muss ich das Haus so einrichten, dass es die Besucher etwas lehren kann. Dafür gibt es Kriterien des internationalen Museumsrates. Insbesondere bei der Ortsgeschichte gab es nachzuarbeiten. Zwar konnte ich auf die Forschungen des Heimatvereins zurückgreifen, der ehrenamtlich sehr viel geleistet hat. 2888 Exponate sind erfasst, aber damit ist längst nicht alles inventarisiert, was der Fundus des Vereins tatsächlich hergibt. Jedes Ding, das gezeigt wird, muss fotografiert, vermessen und genau erforscht sein. Über 600 Exponate werden exemplarisch die Alleinstellungsmerkmale der Lokalhistorie dokumentieren.

Und die wären?

Weitzel-Mudersbach: Da geht es um die Entstehung des Ortes in Abhängigkeit von der Burg, wobei wir uns natürlich mit der Schlösserverwaltung abgestimmt haben, damit es zu keinen Überschneidungen mit dem Burgerlebnismuseum, das 2017 öffnet, kommt. Der Dreißigjährige Krieg legte Cadolzburg in Schutt und Asche. Auch die beiden Weltkriege, insbesondere der zweite, als Julius Streicher am Pleikershof war, sind wichtige Kapitel. Handwerklich spielte der Sandstein-Abbau eine große Rolle. Und seit dem 19. Jahrhundert lockte Cadolzburg als Frankens schönster Obstbau-Ort Touristen zur Kirschbaumblüte.

Bereits seit Ende 2013 sind die sogenannten Denkmalfenster fertig, die das Gerüst der dritten Abteilung über die Denkmalpflege bilden. Was passiert da noch?

Weitzel-Mudersbach: Zurzeit entsteht das Drehbuch für ein Hörspiel, das Besucher im Denkmal-Raum begrüßt. Ein Schauspieler leiht dem Gebäude seine Stimme, sodass es von sich erzählen kann. Ein Museums-Pfad führt entlang der Denkmalfenster, die hinter Glas den Blick auf Bautechniken und -phasen offenbaren, durch die Baugeschichte und in die Museums-Werkstatt, wo Kinder Farben nach altem Rezept mischen oder Lehm stampfen können.

Mit der Pisendel-Schau vergangenes Jahr haben Sie eine Vorschau auf die dritte Abteilung, die sich Leben und Wirken von Cadolzburgs berühmtesten Sohn, dem Geigenvirtuosen und Konzertmeister Johann Georg Pisendel widmet, gegeben. Wie ist sie gelaufen?

Weitzel-Mudersbach: Sehr gut, obwohl wir sonntags nur ein paar Stunden geöffnet haben, kamen 900 Besucher. Auch die aktuelle Sonderschau über den Ersten Weltkrieg im Kinderzimmer findet viel Anklang, wie die Einträge im Gästebuch zeigen. Ich begleite Konzerte der Pisendel-Gesellschaft mit Vorträgen. Vergangene Woche war eine Lehrerfortbildung im Haus. Der Kniggekurs für Kinder, in dem ich, ausgehend vom höfischen Zeremoniell, das sich der gerade neunjährige Pisendel bei seinem Ruf an den Hof des Ansbacher Markgrafen aneignen musste, Benimmregeln vermittle, kommt sehr gut an. Auch wenn das Haus noch geschlossen ist, ist es doch seit eineinhalb Jahren aktiv, es lebt.

Historisches Museum, Pisendelplatz 1, geöffnet sonntags von 13 bis 17 Uhr, Termine mit Führung können unter Tel. (0 91 03) 5 09 36 vereinbart werden.

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