Vier verletzte Kinder aus Kabul geholt

21.9.2009, 00:00 Uhr
Vier verletzte Kinder aus Kabul geholt

© privat

Zwei der Kinder haben bei der Explosion von Minen außerhalb von Kabul schwere Verletzungen an den Beinen erlitten. «Das kommt leider häufig vor«, bedauert Ghamin. Und meist seien Kinder die Leidtragenden. In den Staatskrankenhäusern könnten die Opfer medizinisch nicht ausreichend behandelt werden. Zum einen seien die hygienischen Verhältnisse schlecht, zum anderen sei der Großteil der Ärzte nicht gut ausgebildet.

Eine weitere Gefahrenquelle sind ihm zufolge die Gaslampen, die in vielen Haushalten zum Einsatz kommen. Auch die elfjährige Leila, die dank Ghamin in Deutschland mehrfach operiert werden konnte und über die in den FN ausführlich berichtet wurde, erlitt ihre Verbrennungen bei der Explosion einer solchen Lampe.

Angespannte Lage

Bei dem aktuellen Flug wollte Ghamin erneut ein Kind mit Hautverbrennungen nach Deutschland bringen, doch es starb vor seiner Ankunft in Kabul. Betrübt berichtet der Fürther Mediziner zudem von einem Mädchen, bei dem ein Schlangenbiss eine schlimme Blutvergiftung ausgelöst hatte. «Man hätte es in Deutschland retten können, aber die Eltern wollten nicht, dass das Kind von Fremden behandelt wird.«

In Kabul ist die Lage nach seinen Worten äußerst «angespannt und unsicher«. Im Vergleich zum vergangenen Jahr seien kaum noch zivile ausländische Helfer auf den Straßen zu sehen. Die Lebensmittelpreise steigen, Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit seien groß. Im afghanischen Fernsehen würden sich Präsident Karsai und sein Gegner Abdullah jeden Abend Wahlbetrug und Manipulation vorwerfen.

Hohes Ansehen

Ghamin, der in Afghanistan aufwuchs und seit 1970 in Deutschland lebt, hat aber auch positive Nachrichten im Gepäck: Auf dem Hinflug nach Kabul hat er einige Kinder, die zuvor in Deutschland behandelt worden waren, zu ihren Eltern gebracht. «In unserem Wohnheim in Kabul werden inzwischen über 100 Kinder aus ärmeren Verhältnissen verpflegt und in die Schule gebracht«, sagt er. Von diesen Kindern seien viele in Deutschland behandelt worden, einige besuchen nun die deutsche Schule in Kabul.

Laut Ghamin genießen die Deutschen in Kabul ein höheres Ansehen als viele andere Nationen, die im Land präsent sind. Daran habe auch der Bombenangriff auf zwei Tanklaster, den die Bundeswehr angeordnet hatte und bei dem neben Talibankämpfern auch Zivilisten ums Leben gekommen sind, nichts geändert. «Viele Afghanen«, sagt Ghamin, «wünschen sich jedoch mehr zivilen Aufbau als Militäreinsätze.« JOHANNES ALLES

Wie man die Arbeit von Habib Ghamin unterstützen kann, steht auf der Website www.ghamin.de