"Heftige Tage": Als Zirndorf sich gegen Nazis wehrte

29.4.2017, 15:00 Uhr

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Aus der Distanz indes warf er einen fast launigen Blick zurück "auf einen Juli, der es für Zirndorf in sich hatte": Bekanntlich wurde die beschauliche Kleinstadt, die seit sechs Jahrzehnten mit den Flüchtlingen der zentralen Aufnahmeeinrichtung (ZAE) friedlich koexistiert, damals Schauplatz für zwei Demonstrationen der neonazistischen Partei "Die Rechte". Begleitet wurden sie von bis zu 1000 Gegendemonstranten, die gezeigt hätten, "dass der braune Mob nicht die Mehrheit ist", und einem Polizeiaufgebot von jeweils über 300 Beamten. "Heftige Tage" seien das gewesen, so Meyer, "die viel Unruhe, auch Angst in die Bevölkerung brachten."

Glücklich gefügt habe es sich bei der ersten Auflage, "dass es Gott just in der Sekunde, als das Häuflein von 20 Rechten loslief, wolkenbruchartig regnen ließ" und es bei der zweiten Auflage "fürchterlich heiß" war. So seien auch den Rechten "die Füße schwer geworden", mit der Folge, dass sie den für die Dauer von fast sechs Stunden angekündigten Zug durch Zirndorf deutlich verkürzten. Ihren Abschied haben sie mit der neuerlichen Ankündigung verknüpft, wiederzukommen. Doch dann, so Meyer, hätten sich die Protagonisten entsetzlich zerstritten, was auch deren Pläne für Zirndorf hinfällig werden ließ.

Kaum waren die beiden Demos ausgestanden, folgte ein vermeintlicher Bombenanschlag nur etwa 50 Meter von der PI Zirndorf entfernt. Zwei Tage nach dem Selbstmordattentat in Ansbach und vier Tage nach dem Amoklauf in München ließ er alle Alarmglocken schrillen. Binnen kürzester Zeit rief der explosionsartige Knall, der einen abgestellten Koffer in Brand setzte, noch mehr Einsatzkräfte auf den Plan als bei den Demonstrationen kurz zuvor.

Im Nachgang stellte sich heraus, dass der Koffer gebrannt hatte, weil eine Spraydose darin explodiert war. Verantwortlich dafür machte die Polizei ein Pärchen, das sich in der ZAE als Ukrainer ausgab, aber rumänischer Herkunft war und deshalb der Unterkunft verwiesen wurde. Habhaft werden konnte die Polizei ihrer nicht, sie sind untergetaucht. Ausführungen, die Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel mit einem Wort kommentierte: "Danke". Den Dank gab Meyer prompt zurück: "Die Zusammenarbeit der Behörden, wie wir sie hier im Landkreis haben, ist ein Traum."

Keine Kommentare