Vom Champagner-Müller zum Jesus-Jünger

21.5.2017, 15:00 Uhr
Vom Champagner-Müller zum Jesus-Jünger

© Petra Scholz-Fiedler

Passt diese Lebensgeschichte zu unserer Bibelgemeinde“, hatte sich Christian Müdsam gefragt, nachdem ihm Müllers erstes Buch „Ziemlich beste Schurken“ in die Hände gefallen war. Jetzt, wo Müller in seinem Rollstuhl auf der Bühne sitzt und die dekadenten Auswüchse seiner einstigen Existenz beschreibt, fühlen sich Veranstalter und Zuhörer bestätigt: „Geld macht nicht glücklich. Vielmehr verdirbt es den Charakter und viel Geld verdirbt ihn noch viel mehr“.


Josef Müller, in ein erzkonservatives Elternhaus geboren. Die Spuren seiner katholischen Herkunft verloren sich im Erwachsenenleben. Das er erstaunlich gemeistert hat. Denn mit 18 Jahren saß er nach einem schweren Autounfall im Rollstuhl. Er packte an, machte die Ausbildung war fleißig, war fleißig, erfolgreich und wohlhabend.


Dann aber sei die große Gier gekommen:  50 Angestellte in mehreren Kanzleien. Es folgten zufällige Kontakte in die USA, unter anderem zu einem angeblichen Erben einer mittelständischen Reederei namens  Bruce. 40 Millionen Dollar holte Müller für Bruce in einem  Koffer nach Deutschland. Und das Publikum staunt, als er berichtet, er habe das für völlig legal gehalten. Ein erfolgreicher Geschäftsmann ist so naiv?


In der Tat war Bruce ein  Verbrecher und das Geld stammte nicht aus einem Erbe, sondern von  Drogen- und Waffengeschäften. Er gehörte zu den meistgesuchten Straftätern der Vereinigten Staaten.


Doch bis  Beamte des FBI bei Müller auf der Matte standen, vergingen noch  einige Jahre, die Müller in vollen Zügen genoss: Von Millionengewinnen bei Devisenspekulationen, Kontakten zu den oberen Zehntausend von Prince Charles bis Whitney Houston und allem, was man sich unter „Sex, Drugs and Rock `n‘ Roll vorstellt“, berichtet er. Und gleich darauf zeigt er sich geläutet: Als  „Gipfel der Dekadenz“ bezeichnet er diesen Lebensstil.
Auf dem Höhepunkt  des Geldscheffelns habe er die Leere gespürt, die Einsamkeit und die Sinnentleerung. „Dennoch habe ich weitergemacht“, erzählt Müller freimütig. Dann wendete sich das Blatt. Aus den Gewinnen wurden Verluste. Er pumpte Mandanten an – eine Todsünde für einen Steuerberater.


Letztendlich verfolgte der Rechtsstaat Müller als Betrüger. Eine abenteuerliche Flucht nach Miami folgte, was insofern für ihn heute noch von großer Bedeutung ist, weil er dort den ersten Kontakt mit der Bibel hatte. Eine Postkarte löste sich aus einem Buch: „Gott ist mit dir, wohin Du auch gehst“.


Müller ging zurück nach Europa. Es folgten die Verhaftung in Wien und der fünfjährige Gefängnisaufenthalt in München-Stadelheim. Nachdem Müller hoch verschuldet die Sympathien der früheren Freunde und die seiner Frau verloren hatte, stand er vor dem Nichts. In seiner Gefängniszelle habe er das Gespräch mit Gott gesucht und begonnen. „Ich habe meine Erfüllung gefunden und kann heute sagen, dass ich mich frei und geborgen fühle“.


Wovon er heute lebt, berichtet Müller in Wilhermsdorf nicht. Die Erlöse aus den Buchverkäufen muss er zum großen Teil an seine Gläubiger abtreten.


Seine Botschaft bringt er mit  viel Charme an das Publikum. Vielleicht auch ein Grund, weshalb er heute zwar nicht mehr High-Society-Liebling ist, aber geschätzter  Gast  in den Talkshows der  Republik. Moderatoren wie  Peter Hahne, Markus Lanz, Anne Will und Frank Plasberg begrüßten ihn schon. In  Wilhermsdorf hat er nach seinen Angaben die 403. Veranstaltungen bestritten. Und hat damit rund 100 000 Menschen seine ganz persönliche Botschaft überbracht: „Jesus lebt!

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