Vom Umgang mit Fürther Baudenkmälern

18.4.2014, 16:00 Uhr
Vom Umgang mit Fürther Baudenkmälern

© Brigitte Riemann

Beleuchtet wird auch das Engagement der Fürther Bürger: So führte beispielsweise die einzige Hausbesetzung in der Stadtgeschichte in den 80er Jahren dazu, dass die Villen in der Königswarterstraße 20 und 22 erhalten blieben und saniert wurden. Dennoch fielen in der Nachkriegszeit etliche Gebäude Plänen zum Opfer, die heute bei den Teilnehmern des Rundgangs nur noch Kopfschütteln auslösen.

Eindrucksvollstes Beispiel ist wohl der 1974 verabschiedete Bebauungsplan 302, der für das gesamte Areal zwischen Bahnhofcenter und Sparkassenhochhaus etliche moderne Hochhäuser im Stil dieser beiden Eckpunkte des Baugebiets vorgesehen hatte. Der mangelnde Erfolg des Bahnhofcenters – bereits vor dessen Fertigstellung – setzte der Umwandlung des Bahnhofplatzes in eine Betonwüste allerdings ein Ende. Weil durch den genehmigten Bebauungsplan aber der Denkmalschutz rund um den Platz großflächig aufgehoben worden sei, so Rundgangsleiter Andreas Sauter, war der Abriss weiterer Häuser möglich; die prachtvolle Sahlmann-Villa etwa ersetzte der Neubau der Dresdner Bank (heute: Commerzbank).

Viel Aufsehen erregt hat das jüngste Beispiel im Umgang mit historischer Substanz in Fürth: das Park-Hotel mit seinem denkmalgeschützten Saal, das im vergangenen Jahr der „Neuen Mitte“ weichen musste. Nach Meinung des Stadtführers ging mit ihm nicht nur ein geschichtsträchtiges Gebäude verloren, sondern auch ein einheitliches Bauensemble.

Geschlossenes Straßenbild

Bis dato prägte, mit Ausnahme einer Parkhauseinfahrt, ein geschlossenes Straßenbild die Friedrichstraße, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach dem Vorbild der Bauten in der Münchner Ludwigstraße entstanden war. Hier, in unmittelbarer Nähe des Ludwigsbahnhofs, demonstrierte das Fürther Bürgertum seinen Wohlstand — und mittendrin stand das Hotel mit seinem prachtvollen Saal, als erstes Haus am Platz.

Aber es sind nicht nur Abrissgeschichten, auf die in der Führung hingewiesen wird, sondern auch die vielen erhaltenen Baudenkmäler Fürths gerade jenseits der bekanntesten. Besonders auf dem Weg entlang der Königswarterstraße und der Hornschuchpromenade können etliche vorbildlich erhaltene Gebäude bewundert werden, allen voran ein Häuserensemble in der Königswarterstraße, das in der „Belle Epoque“ Ende des 19. Jahrhunderts entstand und ein bisschen an die großen Boulevards in Paris erinnert. Interessantes Detail: Auch damals wurden Bauvorhaben den aktuellen Gegebenheiten angepasst, denn ursprünglich waren hier Einzelvillen geplant. Aber der Baugrund an der ersten Eisenbahnlinie Deutschlands war eine angesagte Adresse in Fürth, aus dem es möglichst viel Profit zu schlagen galt.

Wo einst die Ludwigseisenbahn fuhr, befindet sich seit 2007 ein Skulpturenpfad mit zehn modernen Kunstwerken, der aus Anlass der Tausendjahr-Feier der Stadt entstanden ist. Auch über diese Werke in der „guten Stube Fürths“ und deren Künstler informiert der Rundgang.

Die beiden nächsten Termine des Rundgangs „Denk mal, Stadt Fürth!“: Donnerstag, 1. Mai, und Donnerstag, 19. Juni (Fronleichnam), jeweils um 14 Uhr, Treffpunkt Jakobinenstraße/Ecke Hornschuchpromenade am Kiosk 762. Weitere Rundgänge unter www.geschichte-fuer-alle.de
 

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