Von Ammerndorf bis Zirndorf: Kita-Ausbau wird teuer

23.11.2017, 13:00 Uhr
Von Ammerndorf bis Zirndorf: Kita-Ausbau wird teuer

© Foto: Monika Skolimowska/dpa

Mehr kleine Mädchen und Buben im Fürther Land? Wunderbar, kaum ein Bürgermeister, der da nicht mit der Zunge schnalzen würde – zumindest im ersten Moment. Die jungen Familien sind begehrt, Schulen wollen schließlich gefüllt und Vereine mit Nachwuchs versorgt werden. Allerdings schlägt gleichzeitig auch das Thema "Betreuung" auf. Und, ob nun Krippe, Kindergarten oder Hort – der Landkreis hinkt der Entwicklung hinterher. Nicht in allen Gemeinden gelingt es, den Bedarf in den verschiedenen Altersgruppen rechtzeitig zu decken. Dies zeigen die Zahlen, die Jugendhilfeplanerin Tabea Höppner jüngst im Jugendhilfeausschuss des Kreises präsentierte.

Von einer rasant ansteigenden Kinderzahl ist in der Vorlage die Rede. Als Beispiel wird die Altersgruppe unter drei Jahren aufgeführt: Lebten vor acht Jahren noch 2700 U3-Kinder im Landkreis werden es 2019 wohl rund 3300 sein. Die Gemeinden allerdings, die vom Landkreis mit Blick auf die Entwicklung jedes Jahr abgefragt werden, sind bei ihren Prognosen "eher vorsichtig", wie Tabea Höppner es formulierte. Schon in der Vergangenheit zeigte sich immer wieder, dass die reale Entwicklung die Schätzungen – im Übrigen auch die des Statistischen Landesamtes – überholt hat. Im Landratsamt setzte man schon immer höhere Werte an. Nichtsdestotrotz, so die Jugendhilfeplanerin, "fordert uns die Kindertagesstättenplanung heraus".

Integrative Kitas planen

Dazu kommt eine besorgniserregende Entwicklung: Immer mehr Kinder sind behindert oder von einer Behinderung bedroht. Auch im Landkreis gingen "die Zahlen total hoch", so Höppner. Von 34 Betroffenen Ende 2010 auf 55 im Dezember 2016. Eine Steigerung um 62 Prozent, die man nicht einfach abtun kann, beansprucht ein solches Kind doch einen höheren Betreuungsaufwand, bezogen auf eine Kita bedeutet das viereinhalb Regelplätze. Weil auch dies berücksichtigt werden muss, empfiehlt die Fachfrau den Gemeinden, eventuell gleich integrative Kindertagesstätten zu planen.

In die Zange nimmt die Kommunen bei ihren Anstrengungen aber auch noch eine andere Entwicklung: Die Träger der jeweiligen Einrichtungen haben immer mehr Probleme, qualifiziertes Personal zu finden. Deutschlandweit gesehen liest sich das in Zahlen so: 54 Prozent haben akute Schwierigkeiten entsprechende Mitarbeiter zu finden. 37 Prozent der Einrichtungen berichten von "zunehmenden Problemen". Und nur bei jeder zehnten Kindertagesstätte ist alles im Lot.

Vor diesem Hintergrund warnte der Landrat mit Blick auf die derzeit laufenden Jamaika-Sondierungsgespräche in Berlin davor, weitere Rechtsansprüche in Sachen Betreuung zu zementieren. Genau darauf haben sich die potentiellen Koalitionspartner aber jetzt verständigt: auf die Ganztagesbetreuung für Grundschüler. "Das würde die Situation verschärfen", sagte Dießl angesichts der bestehenden Vorgaben, mit deren Erfüllung man sich schon schwer tue.

Zahlen, Ziele und Herausforderungen waren im August diesen Jahres Thema der Bürgermeisterdienstbesprechung. Dabei wurde vereinbart, dass die Gemeinden ihren Versorgungsgrad für die U3-Kinder auf 42 Prozent hochfahren sollen. Da jedoch rund 46 Prozent der Eltern sich einen Betreuungsplatz wünschen, gilt das eher als "Minimalziel" (Höppner).

Neues Sonderprogramm

"Wir können nur empfehlen, nicht vorgeben", erläuterte Dießl. Aufgabe des Landkreises sei die Planung, man habe aber nicht die Mittel sie durchzusetzen. Schulamtsdirektor Rolf Kimberger machte klar, die Entwicklung werde sich bis in die Schulen durchziehen. Und auch wenn der Bund mit einem neuen Sonderprogramm die Schaffung von Krippen- und Kindergartenplätzen jetzt mit bis zu 85 Prozent der Investitionskosten fördert, stellte der Landrat eines fest: Der Ausbau der Betreuungslandschaft "wird die Haushalte der Gemeinden radikal verändern".

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