Von einer Biberplage ist in Fürth nichts zu sehen

24.2.2011, 09:00 Uhr
Von einer Biberplage ist in Fürth nichts zu sehen

© Mark Johnston

Auch Konrad Mühlehner, Naturschutzwächter und Biberberater der Stadt Fürth, hat von der „Biberplage“, die zurzeit Schlagzeilen macht, gehört — gemerkt jedoch hat er noch nichts davon. Dabei läuft der 69-Jährige regelmäßig an Rednitz, Regnitz und Pegnitz entlang, auf der Suche nach Spuren, die die nachtaktiven Tiere hinterlassen haben. Mühlehner schaut dann nach Fußabdrücken, Fressstellen, Burgen, angenagten Bäumen und, ja, auch gefällten Bäumen. Sein vorläufiges Fazit: „Bislang ist nichts anders als 2010 oder 2009.“



Auch 2011 beiße der Biber gerne mal kräftig zu, aber das liege doch in der Natur der Sache: „Natürlich will der Biber, dass der Baum, den er sich ausgesucht hat, fällt. Sonst bräuchte er sich die Arbeit ja gar nicht zu machen“, sagt Mühlehner schmunzelnd. So ein Baum mit seinen Zweigen verspreche immerhin ausreichend Futter für Wochen. „Immer wieder bekommt er auch, was er will, und die Bäume kippen.“ Um Spaziergänger in Nürnberg vor solcherart Erfolgserlebnissen des Bibers zu schützen, hat man sich in der Nachbarstadt daran gemacht, Stämme in Ufernähe in Maschendraht zu kleiden. Das Geld dafür kommt aus dem Biber-Rettungsfonds, den Bayerns Umweltminister Markus Söder angesichts der jüngsten Klagen soeben um 100000 Euro auf 350000 Euro aufgestockt hat.

In Fürth brauche es den Maschendraht nicht, findet Mühlehner. „Die gefällten Bäume sind hier alle — bis auf eine Ausnahme — in Flussrichtung gekippt.“ Das sei nicht nur für Spaziergänger eine gute Nachricht, sondern auch für Angler: „So ein Stamm nimmt die Strömung raus, so dass Algen entstehen können, von denen sich kleine Flusskrebse ernähren. Und die wiederum dienen den größeren Fischen als Futter.“ Auch das Annagen von Weiden habe etwas Gutes: „Sie sterben oben vielleicht ab, aber unten kommen ganz viele neue Triebe.“ Es sei eben „ein Nehmen und ein Geben“ in der Natur — und der Biber gebe viel mehr, als er Schaden anrichte.

Für Fürth gelte das ganz besonders, so Mühlehner. Hohe Schäden gebe es hier schon deswegen nicht, weil in Ufernähe fast ausschließlich Wiesenwirtschaft betrieben wird. „Es gibt da keine Felder, auf denen Mais oder Raps angebaut wird.“ Auch sei die Zahl der Biber im Stadtgebiet weiter überschaubar, „von einem Schaden kann man da gar nicht reden“.

Anhand der Spuren, die Mühlehner entdeckt, kann er hochrechnen, wie viele Biber in Fürth unterwegs sind. Von fünf Familien geht er zurzeit aus; jede von ihnen hat ein Revier, das mindestens zwei Kilometer groß sein muss. Daraus schon folge, dass sich die Tiere gar nicht unbegrenzt ausbreiten könnten: „Nicht jeder Flussabschnitt taugt als Revier. In den Überschwemmungsgebieten, wo seine Höhle mehrmals im Jahr durchspült werden würde, würde es sich der Biber gar nicht dauerhaft einrichten.“

Mühlehner sind noch keine Klagen von Fürthern zu Ohren gekommen. Und auch Horst Schwemmer, Nordbayerns hauptamtlicher Bibermanager, kann sich an Ärgernisse aus Fürth nicht erinnern. Er selbst schwärmt ohnehin wie Mühlehner von diesem kleinen „Landschaftsgestalter“ und kann weit und breit keine Plage entdecken: Zahlen des bayerischen Umweltministeriums zufolge seien die Schäden 2010 sogar um 20 Prozent zurückgegangen.