Vorbildlich: Die Cadolzburg lässt sich barrierefrei bewundern

15.2.2018, 11:00 Uhr
Vorbildlich: Die Cadolzburg lässt sich barrierefrei bewundern

© Foto: Edgar Pfrogner

Die Hochzeit des Burgenbaus war das Mittelalter. Die oft imposanten Gemäuer dienten als Wohn- und Wehrbau — entsprechend schwer zugänglich sollte die Anlage sein. Von ihrer Konzeption her stehen sie damit in krassem Widerspruch zur inzwischen gewollten Barrierefreiheit. Ein nachträglicher Umbau ist zwangsläufig ein schwieriges Unterfangen: Stichwort Denkmalschutz. Die Objekte können schließlich nicht ohne Weiteres verändert werden.

Eine Ausnahme von der Regel ist die Cadolzburg. Aufwendig saniert, beherbergt sie seit 2017 die Mittelalter-Schau "HerrschaftsZeiten! Erlebnis Cadolzburg". Von den rund 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche können etwa 80 Prozent barrierefrei besucht werden.

Positive Rückmeldungen

Der weitgehend ungehinderte Zugang spreche sich allmählich herum, bemerkt Museumspädagogin Monika Dreykorn. Die Rückmeldungen fielen allesamt positiv aus, egal ob es sich um einzelne Besucherinnen und Besucher oder um Gruppen handelt.

Was in den Wintermonaten vor allem auch beim älteren Publikum gut ankommt: die – dank des eingebauten Heizungssystems – angenehme Temperatur in der Burg. Kalt, zugig, modrig sind wahrlich keine Attribute, die auf die Cadolzburg zutreffen würden.

Zwangsläufig taucht regelmäßig die Frage auf: "Warum riecht es hier nicht so wie sonst auf einer Burg?", so Dreykorn. "Das liegt daran, dass wir eine in vielerlei Hinsicht untypische Burg sind", sagt Uta Piereth von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen in München und zuständige Kuratorin vor Ort. Letztlich sei das Museum ein Neubau in einem alten Gemäuer. So gesehen, war es ein glücklicher Umstand, dass nach dem Brand nur noch eine Fassadenruine erhalten blieb. Anders wäre ein barrierefreier Ausbau nicht realisierbar gewesen.

"Meisterleistung der Statik"

"Eine Meisterleistung der Statik" nennt Uta Piereth etwa den eingebauten Aufzug. Der wurde anstelle eines früher durchgehenden tragenden Pfeilers installiert. Entsprechend begrenzend wirkt sich dies auf die Größe des Fahrstuhls aus. Wer auf einen größeren Rollstuhl angewiesen ist, sollte vorher überprüfen, ob das Platzangebot (Breite: 75 Zentimeter, Länge: 1,25 Meter) ausreicht.

Der innovative Umbau ermöglicht den Zugang zu allen drei Etagen der sanierten Burganlage. Eine akustische Ansage weist zudem auf das jeweilig erreichte Stockwerk hin; ferner sind die einzelnen Tasten mit einem Hinweis in Braille-Schrift versehen. Angaben in Blindenschrift finden sich darüber hinaus an den Handläufen der Haupttreppe sowie auf Tastmodellen, die die einzelnen Bereiche der Burg erklären.

Außerdem erleichtern im Gebäude verbaute Induktionsschleifen Menschen, die auf Hörgeräte angewiesen sind, die Verständigung. Über diese technische Einrichtung, auch induktive Höranlage genannt, werden Audiosignale umgewandelt und verstärkt.

Die Barrierefreiheit beginnt bereits im Außenbereich: Im für den öffentlichen Verkehr gesperrten Hof der Vorburg, am sogenannten Alten Schulhaus, finden sich zwei Pkw-Stellplätze für Schwerbehinderte. Ebenfalls möglich ist, nah heranzufahren und Menschen aussteigen zu lassen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

Gangbares Pflaster

Beschwerliches Gehen auf Kopfsteinpflaster entfällt zudem: Ein gut gangbarer Wegstreifen aus Granitpflaster führt bis zum Museumseingang und von dort aus weiter in den inneren Burghof zu den Ausstellungsräumen. Höhenunterschiede lassen sich relativ bequem mittels flach geneigter Rampen überwinden. Barrierefreie WCs gehören natürlich ebenfalls zur Ausstattung.

Schwierig bis unmöglich bleibt jedoch der Besuch des (ganzjährig geöffneten) Burggartens und eines Teils der Vorburg, die mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen nur sehr eingeschränkt befahrbar sind (Stufen, Kopfsteinpflaster etc.). Einen sehr schönen Überblick bietet im Übrigen das Internetportal www.holicap.de, das über die Barrierefreiheit von Ausflugszielen informiert. Die Cadolzburg ist hier ebenfalls gelistet.

Informationen zur Barrierefreiheit finden sich zudem im Internetauftritt des Museums unter www.burg-cadolzburg.de und weiter zur Rubrik "Besucher-Info".

Geöffnet ist die Cadolzburg (ausgenommen montags) von Oktober bis März von 10 bis 16 Uhr und von April bis September von 9 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet (inklusive Multimedia-Guide) regulär 7 Euro.

Keine Kommentare