Vorbildlicher Sör? Fürther Winterdienst in der Kritik

22.3.2018, 06:00 Uhr
Vorbildlicher Sör? Fürther Winterdienst in der Kritik

© Foto: Rödel

Hat der Winterdienst zu spät angefangen? Oder sind die Ansprüche mancher Menschen überzogen? Müssen die Straßen an einem Sonntag geräumt sein wie an einem Montag, wenn der Berufsverkehr beginnt?

Nachdem viele Straßen im Stadtgebiet am Sonntagvormittag noch schneebedeckt waren, werden diese Fragen zurzeit im Internetangebot der FN diskutiert. Etliche Fürther hatten sich über den Zustand der Fahrbahnen geärgert. Auch im Bauhof waren Beschwerden eingegangen.

Für manche nicht nachvollziehbar ist die Entscheidung der Verantwortlichen, den Winterdienst erst um 6 Uhr loszuschicken – wo es doch bereits seit Samstagabend schneite. In Nürnberg, schreibt ein Nutzer, sahen die Fahrbahnen da schon einigermaßen gut aus.

Zwar teilt auch nicht jeder User diese Beobachtung. Fakt aber ist: In Nürnberg waren die Räumfahrzeuge schon nachts im Einsatz. Um 0.15 Uhr wurde eine Kontrollfahrt gemacht, sagt Ulrike Goeken-Haidl, Sprecherin des Service Öffentlicher Raum (Sör), auf FN-Nachfrage. Ab etwa 1 Uhr kümmerten sich 45 Großkehrmaschinen und etliche Kleinfahrzeuge um die wichtigsten Straßen.

Nightliner-Betrieb wurde eingestellt

Für den Busverkehr reichte das nicht: Zwischen 1 und 2 Uhr hatten die Nightliner an vielen Stellen Probleme, etwa am Tiergärtnertor, Hallertor oder am Rathenauplatz, berichtet Elisabeth Seitzinger, Sprecherin der VAG, auf Nachfrage. Der Betrieb wurde deshalb bis auf wenige Fahrten eingestellt. Alle Richtungen waren betroffen. Einzelne Busse, so Seitzinger, blieben hängen, teils seien mitten in der Nacht Anwohner mit Sand oder Splitt zur Hilfe geeilt.

Nachtschwärmer mussten aus- und umsteigen. "Wer erstattet mir jetzt das Taxi?", fragt ein Betroffener im Internet. Seitzinger: "Das ist höhere Gewalt." Anspruch auf Ersatz hätten die Kunden nicht. Weil am Nürnberger Hauptbahnhof viele warteten, die Richtung Norden wollten, habe man gegen 4.30 Uhr die erste U-Bahn fahren lassen, früher als sonst.

Die Arbeit für den Winterdienst riss unterdessen nicht ab. Es schneite weiter, es gab Verwehungen und unter dem Schnee bildete sich eine Eisschicht. Ab 4 Uhr, so Sör-Sprecherin Goeken-Haidl, sollten die Räumfahrzeuge deshalb reichlich Salzgemisch auf die Fahrbahnen streuen. Mit zwei Besatzungswechseln blieben die Fahrzeuge ihr zufolge bis 13 Uhr im Einsatz. Für Nebenstraßen fehlte dennoch die Zeit.

Für eine Großstadt angemessen

Wie Goeken-Haidl sagt, beginnt die Rufbereitschaft in Nürnberg für die Frühschicht grundsätzlich um 0 Uhr, für die Spätschicht um 12 Uhr. Auch sonntags. Für eine Stadt dieser Größe sei das angemessen. Goeken-Haidl aber kennt auch den Reflex, wenn Bürger mit Sör unzufrieden sind. Dann heißt es: Schaut mal nach Fürth oder Schwabach, da klappt es.

Dass Fürth diesmal hinterherhinkte, weiß Bernd Schwarz, stellvertretender Leiter des Bauhofs. In der Kleeblattstadt fängt die Rufbereitschaft für die Frühschicht unter der Woche um 2.30 Uhr an, samstags um 4.30 und sonntags um 5.30 Uhr. Diese Zeiten hätten sich bewährt. Damit das Salzgemisch auf den Straßen wirken kann, brauche es auch Verkehr, "um das umzuwälzen", gibt er zu bedenken.

"Schnee gehört zum Winter"

Nur bei Ausnahmewetterlagen weiche man von den üblichen Schichten ab, sagt Schwarz. Als solche wurde der Schneefall in der Nacht zum Sonntag nicht eingeschätzt. "Wir werden den Einsatz aber noch einmal überprüfen und aufarbeiten", kündigt er an.

Im Netz gehen die Meinungen stark auseinander: Schnee gehöre nun mal zum Winter, finden die einen. Autofahrer müssten sich den Verhältnissen anpassen. Angesichts der vorhersehbaren Wetterlage hätte der Winterdienst nicht schlafen dürfen, meinen die anderen. In vielen Berufen müsse man nachts arbeiten.

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