Waghalsige Kurven auf dem Stoppelfeld

21.9.2007, 00:00 Uhr
Waghalsige Kurven auf dem Stoppelfeld

© Bartmann

Einhellig und von Kopfnicken begleitet wurde die Frage nach dem Favoriten beantwortet: «Das ist der Dani.» Und Daniel Weiß, auf seiner Moto TM mit 250 ccm und rund 50 PS Deutscher Meister 2007 im German Cross Country, einer Serie mit sieben Rennen, erfüllte die Erwartungen. Das 17-jährige Cross-Talent, schon im Status eines Halbprofis, sprach nach 24 Runden und mehr als 100 Kilometern über steile Auf- und Abfahrten, über Sprunghügel und durch ein Labyrinth waghalsig anmutender Kurven von einer «lässigen Fahrt». Für ihn ein besseres Training, fehlte doch der Sieger von 2006 wegen einer Verletzung: Christian Weiß, sein 18-jähriger Bruder - der Titel jedoch blieb in der Familie.

Vor der Aussaat

Zusätzlich reizvoll für alle 34 Fahrer war diesmal die Strecke, weil es nicht wie sonst nur durch die Sandgrube, das permanente und daher bestens bekannte Trainingsgelände des 1. AMC zwischen Leichendorf und Bronnamberg ging, sondern Landwirt Gerhard Besold einige Stoppelfelder vor der Aussaat der Wintergerste zum Befahren freigegeben hatte. So ging die Hatz von 120 Minuten über eine Runde von knapp fünf Kilometer; bester Enduro-Sport, geht es dabei doch nicht um Höchstgeschwindigkeit, sondern ums technische Beherrschen der Maschinen, um Ausdauer und Zuverlässigkeit der Fahrer und ihrer «Mopeds», wie die bis zu 60 PS starken Zweiräder im Jargon genannt werden. Von den hohen Anforderungen war Klaus Sternal beeindruckt, als einziger im Starterfeld nicht Mitglied im AMC. Dass nur selten Außenstehende in die «Vereinsmeisterschaft» eingreifen, ist für Sportleiter Weber nicht verwunderlich. Die Kosten, rund 1000 Euro für die Schutzkleidung und 6000 bis 9000 Euro für

eine Enduro-Maschine, sind nicht unerheblich. Froh ist er über jeden, «der reinschnuppert, keiner muss sich überfordern, kann Pausen einlegen oder aussteigen». Der Spaß am gemeinsamen Hobby steht dabei im Vordergrund, «wichtig für unser Vereinsleben, unseren Zusammenhalt» - und selbstverständlich war er die zwei Stunden am Gas- und Bremshebel aktiv dabei.

Sternal hatte erstmals mit seiner fast 20 Jahre alten 250er-Suzuki TS für die Stadtmeisterschaft gemeldet, nachdem er von Nachbarn davon erfahren hatte. «Auf der Straße ist es zu langweilig und im Gelände drohen Strafen», begründete er seinen Ausflug, «nur mal sehen, wie das so ist», wollte er. Nach einer halben Stunde bereits saß er neben dem Kurs in der Sonne; der Kupplungshebel war gebrochen. «Respekt, wer das zwei Stunden durchhält», lautete sein Urteil - Spaß hatte es ihm trotz des frühen Aus gemacht und einen neuen Versuch im nächsten Jahr kann der 35-Jährige sich gut vorstellen.

Mut und gute Technik

Ein bisschen länger wäre er gerne mitgefahren, aber in der Zuschauerrolle hatte es nicht nur ihm neben den «Stars» vor allem Tobias Dörflein angetan, mit neun Jahren mit Abstand Jüngster im Feld. Auf seiner KTM (85 ccm und 24 PS) wies er nicht nur Mut und Stehvermögen, sondern vor allem gute Fahrtechnik nach. «Eine dreifache Portion Eis» lautete der Wunsch des jungen Talentes, als er nach 19 Runden und bei weitem nicht als Letzter ins Ziel kam.

Ans Aufhören hatte er in letzten 20 Minuten zwar gedacht, aber nicht wegen zweier Stürze - sie waren wie alle anderen glimpflich verlaufen und des platten Vorderreifens, sondern «weil ich eigentlich aufs Klo musste». Der Drang durchzuhalten jedoch war stärker - und so gab es von den Zirndorfer Bürgermeistern Thomas Zwingel und Dieter Sebastian, die den Ehrenpreis der Stadt an Sieger Daniel Weiß (vor Manuel Kress und Jochen Reinhardt) sowie weitere Pokale an Martina Singer als beste Fahrerin und den 2. AMC-Vorsitzenden Klaus Schmidt als besten Senior (Ü 45) überreichten, immerhin eine Ehrenurkunde und viel Lob von den älteren Konkurrenten. Geht’s nach ihm und auch allen anderen, darf’s auch in Zukunft mit der Enduro-Stadtmeisterschaft «ewig» weitergehen.