"Waldumbauoffensive": Freistaat hinkt deutlich hinterher

7.11.2017, 19:09 Uhr
Sturmtief "Kolle" richtete in diesem Jahr im Landkreis Fürth schwere Schäden an.

© Barbara Rök Sturmtief "Kolle" richtete in diesem Jahr im Landkreis Fürth schwere Schäden an.

Die Einschläge kommen nicht nur immer öfter, sie richten inmer größere Schäden an. Im August dieses Jahres etwa fegte Sturmtief "Kolle" durch den Freistaat und schlug bei Oberfürberg im Landkreis Fürth eine 14 Kilometer lange Schneise in den Wald. 15.000 Festmeter Holz wurden dabei laut Peter Pröbstle, dem Leiter der Unteren Forstbehörde, zerstört. Der Schaden für die betroffenen Waldbesitzer beläuft sich auf über 100. 000 Euro. Inzwischen ist klar, dass von dem extra aufgelegten Sonderprogramm der Staatsregierung auch die Geschädigten in Mittelfranken profitieren. Nicht nur die Waldbesitzer in Niederbayern, wo "Kolle" die mit Abstand größten Schäden angerichtet hatte.

"Ein Taschenspielertrick"

Bei einem Ortstermin in dem betroffenen Gebiet begrüßte der Fürther Landtagsabgeordnete Horst Arnold (SPD) zwar die nach diesem Tornado verkündete Entscheidung, kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch die Ankündigung der Staatsregierung, 200 neue Stellen im Forstbereich zu schaffen. Seiner Darstellung nach ist das ein "Talertrick", mit dem die Personalnot in den staatlichen Forstämtern kaschiert werden soll. So plant das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zwar, bisher befristete Stellen in Planstellen umzubauen, doch in der Praxis bedeutet das keine Personalaufstockung.

"Tatsächlich müssen laut Haushaltsgesetz sogar noch über 70 Stellen bis zum Jahr 2022 abgebaut werden", erklärt Arnold und fordert, dass der von der CSU beschlossene Personalabbau für diesen wichtigen Bereich ausgesetzt wird. Ohne zusätzliche Fachleute sind die angekündigten Ziele der "Waldumbauoffensive 2030": Zukunftswald schaftar Forst in klimatolerantere Mischwälder umgestaltet werden, bis Ende 2016 fand der Umbau aber auf 55.000 Hektar, also nur gut der Hälfte der angepeilten Fläche, statt.

Viel Personal abgebaut

"Der Waldumbau findet im Schlafwagentempo statt, und jetzt werden einfach die Ziele nach hinten verschoben", kritisiert der Fürther Landtagsabgeordnete die Ankündigung im aktuellen Waldbericht, dass der jährliche Umbau-Fortschritt von durchschnittlich 6000 auf 10.000 Hektar pro Jahr steigen soll. Wie das angesichts des Personalabbaus im Rahmen der vor zwölf Jahren von der Staatsregierung durchgedrückten bayerischen Forstreform möglich sein soll, sei ihm schleierhaft. Ralf Straußberger vom Bund Naturschutz (BN) wiederum wertet die angekündigten 200 neuen Stellen zumindest als einen Schritt in die richtige Richtung.

"Wir benötigen die zusätzlichen Fachleute dringend auch als Kommunikatoren, welche die privaten Waldbesitzer in Sachen Waldumbau beraten", erklärt der Fachmann des BN-Landesverbandes. Und natürlich braucht es auch deutlich mehr Geld, um die etwa 700.000 Hektar reinen Nadelwald im Freistaat für den Klimawandel zu wappnen.

"Franken ist der Minenhund für Oberbayern"

Im Schnitt kostet es etwa 5000 Euro, um einen Hektar Wald wieder aufzuforsten, der von Wetterereignissen wie "Kolle" oder von extrem heißen und trockenen Sommern wie 2003 und 2015 geschädigt wurde. Wenn man dann noch die betroffenen Areale einzäune, um die jungen Triebe vor Wildverbiss zu schützen, müsse man laut Straußberger mit der doppelten Summe rechnen. "Das ist eitroffenen Gebieten wieder eine neue Waldgeneration heranzuziehen", weiß der BN–Fachmann, der underem im Landkreis Roth ein entsprechendes Pilotprojekt begleitet.

Deshalb darf es nach Ansicht von Horst Arnold ein "Weiter so" in der bayerischen Forstpolitik nicht geben. Gerade in unserer Region seien die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder deutlich zu spüren. "Franken ist da quasi der Minenhund für Oberbayern.

Bei uns wirken sich solche Veränderungen früher aus als im Süden des Freistaates", erklärt der Fürther Abgeordnete. Deshalb sei es gerade für unsere Region fatal, wenn Personal und Geld für den dringend benötigten Umbau fehlen.

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