Wanderreporter in Stein: Wie einst Hape Kerkeling

1.9.2017, 21:17 Uhr
Wanderreporter in Stein: Wie einst Hape Kerkeling

© Johannes Alles

Ich bin dann mal weg. Was nun auch für mich gilt, ist der Titel eines Buchs, das millionenfach verkauft wurde. Hape Kerkelings Wanderbericht vom Jakobsweg zählt zu den erfolgreichsten deutschen Sachbüchern aller Zeiten.

Der Weg nach Santiago de Compostela fasziniert die Menschen nach wie vor. Jedes Jahr brechen Hunderttausende nach Nordspanien auf. Allein oder in Gruppen suchen sie die innere Ruhe, um sich selbst zu finden oder Gott besonders nah zu sein. 

Ruhe allerdings ist wohl das Letzte, was die Wanderreporter auf ihrer Tour genießen können.

Trotzdem laufe ich gleich nach meinem Aufbruch zur Jakobuskirche in Oberweihersbuch, einem Ortsteil von Stein. Das Gotteshaus dort trägt den Namen mit gutem Grund: Es liegt am mittelfränkischen Jakobsweg, der von Nürnberg nach Rothenburg führt. 

In der Steiner Kirche treffe ich eine Gruppe der Gemeinde, die sich im Jahr 2000 auf den Weg gemacht hatte. Jedes Jahr nahmen sie sich gut zwei Wochen Zeit, um ihrem Ziel ein bisschen näherzukommen. Am 19.Juni 2011 hatten sie Santiago de Compostela endlich in Sichtweite.

"Das war eine unbeschreibliche Freude", erinnert sich Elfriede Pröger. "Gleichzeitig wollte ich aber gar nicht mehr weiterlaufen, weil ich wusste, dass dort alles vorbei sein wird." Unterwegs waren sie zwar als Gruppe, gelaufen ist aber jeder für sich allein in seinem Tempo. Selbst die Ehepartner. "Das ist wichtig, um Ruhe zu finden", sagt Jürgen Lehner. Damals arbeitete er noch, schaffte es aber jedes Jahr in den zwei Wochen, komplett abzuschalten.

Heute pilgert die Gruppe aus Oberweihersbuch nicht mehr, aber sie hilft anderen, die sich auf den beschwerlichen Weg gemacht haben. So nehmen sie zum Beispiel Pilger für eine Nacht auf, die in Stein Station machen. In der Kirche liegt außerdem ein Stempel aus für den Pass, den jeder Pilger bei seiner Ankunft in Santiago de Compostela vorzuzeigen hat. Ohne ihn gibt es keine Urkunde.

Und was kann der betriebsame Wanderreporter von einem Pilger lernen? "Suchen Sie sich einen schönen Fleck in der Natur", sagt Jürgen Lehner, "denken Sie für ein paar Augenblicke nicht ans Schreiben, versuchen Sie runterzukommen. Das hilft." Danke, Herr Lehner. Ich werde es versuchen.

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