Warenverschenktag: Bescherung in der Soldnerschule

22.4.2018, 21:00 Uhr
Warenverschenktag: Bescherung in der Soldnerschule

© Foto: Peter Budig

Der Gedanke, dass viele Menschen vieles zu viel haben, was zu schade zum Wegwerfen ist, aber gerade recht für andere – das ist doch eine Idee, die fast perfekt klingt! Doch es braucht dazu viele fleißige Hände und einige schlaue Köpfe, damit die gute Sache funktioniert.

Tatjana Roos, Celina Henning und Wolfgang Marquardt gehören zu jenen Helfern, die von Anfang an dabei waren, aber es sind noch viel mehr tüchtige Freiwillige, die in den Gängen der Soldnerschule auf der Hardhöhe aushelfen und an den gelben Signalwesten zu erkennen sind. Sie haben die tausenden Gaben sortiert und nach Warengruppen auf Biertische verteilt. Das geschah am Freitag, denn der Warenverschenktag kommt bei Gebern und Findern so gut an, dass mittlerweile ein Extra-Tag für die Warenannahme nötig ist. Damit am Samstag kurz nach 10 Uhr, wenn die Türen geöffnet werden, nicht gleich alle tollen Dinge weg sind, wird ein Teil der Waren nach und nach dazu sortiert. Es ist eben nichts so einfach, dass man nicht noch dazu lernen könnte.

Es ist auch keine Idee so fein, dass sie nicht durch Gier zerstört werden könnte: Drum wird hier mit Luchsaugen aufgepasst, dass nicht "professionelle Händler alles davontragen, was nicht niet- und nagelfest ist, um es morgen auf einem Flohmarkt oder im Internet mit Gewinn zu verkaufen", wie Marquardt lernen musste.

Nein. Der Gewinn, der hier möglich ist, besteht im Glücksgefühl und nicht im Raffen. Dabei ist es egal, ob man nur gibt, nur nimmt oder tauscht. Lea zum Beispiel studiert Lehramt und sucht unter den Büchern nach klassischer Literatur, die sie fürs Studium braucht. Goethe, Schiller und Kleist aus zweiter Hand sind erstklassig für gute Examensvorbereitung zu gebrauchen! Auch ihre WG-Mitbewohnerin Lena stöbert hauptsächlich in den Büchern, und ihr Kumpel Tim hat ein Plüschtier entdeckt, das ihm gefällt.

Schuhe, Taschen, Rucksäcke, Küchenzubehör, Elektrogeräte vom Flachbettscanner über den Toast bis zum Föhn kann man hier mitnehmen. Am Ausgang darf man gerne eine Spende dalassen – aber das ist freiwillig. Die Familie Larisch, Mama, Papa, Oma, zwei Söhne, hat am Freitag einiges vorbeigebracht. Am Samstag stöbern vor allem die Kinder nach Spielsachen. Schlittschuhe, Brettspiele und ein Schmusetier gehören zu den Trophäen, die den Jungs viel Freude bereiten. Alina (6) ist mit ihrer Mama da und hat eine Dose mit Kleinzeug gefüllt. "Mädchenkram", sagt sie lächelnd und schüttelt ihre "Beute".

Ostern ist rum, darum gibt es wohl einen ganzen Tisch mit Eier- und Hasen-Dekozeug, gleich daneben aber wartet ein solider Christbaumständer auf einen Nehmer, der bereits jetzt Weihnachten plant. Die Familie Eckstein ist komplett, als Tochter Lisa ihre Eltern besucht, die bei den Elektrogeräten als "Personal" aushelfen. Auch sie prüft, ob etwas Schönes für sie dabei ist, obwohl sie hauptsächlich die Eltern besuchen wollte: Für den Babyflaschen-Sterilisator, den es hier gibt, hat Lisa noch keine Verwendung und auch die Trockenhaube braucht ihr flotter Haarschnitt nicht. Vielleicht doch der Selbstbräuner? Ums Eck sammelt ein afrikanisches Paar mit Kleinkind und Baby vor allem Dinge ein, die in einer Küche fehlen können.

Nach vier Stunden endet der Tausch- und Schenkhandel. Für die Helfer ist noch nicht Feierabend, weil sie alles, was übrig geblieben ist, nun in die Gebrauchtwarenhöfe bringen müssen. Ein paar hundert Leute, 500 bis 600 schätzt Marquardt, waren am Samstag da. Etwas weniger als 2017, "aber heute ist so ein schönes Badewetter, viele werden raus aufs Land gefahren sein", mutmaßt er.

Keine Kommentare