Warnstreik! Dicke Luft bei Metz mecatech in Zirndorf

15.7.2018, 10:00 Uhr
Warnstreik! Dicke Luft bei Metz mecatech in Zirndorf

© Foto: Thomas Scherer

Vor der Pforte der Metz mecatech GmbH hat sich eine Gruppe von Mitarbeitern und Gewerkschaftsvertretern versammelt. Eine Frau trägt ein Schild mit einem dunklen Hemd, an dem ein Zettel haftet: "Unser letztes Hemd geben wir nicht her." Der Satz beschreibt gut, wie sich die Streikenden fühlen, nachdem ihnen die Geschäftsführung heuer die jährliche Sonderzahlung von 60 Prozent eines Monatsgehalts verwehren will. "Betrübt" und "enttäuscht", sagen die Streikenden. "Die Motivation geht gegen null", sagt ein anderer.

Loyalität zur Marke

Dabei seien viele durchaus bereit, anzupacken, arbeiteten etwa samstags und akzeptierten kurzfristige Versetzungen in andere Abteilungen nach Bedarf. Auch stünde die Belegschaft zur Traditionsmarke Metz und dem einstigen Familienunternehmen, dessen Erbe nach der Insolvenz 2014 inzwischen in zwei Nachfolgefirmen weitergeführt wird. Eine davon ist die Metz mecatech GmbH, die zuletzt – wie berichtet – mit ihrem Elektroroller "moover" von sich reden machte.

Dessen Entwicklung und der millionenteure Aufbau des zukunftsweisenden Segments Elektromobilität sei einer der Gründe, warum das Unternehmen nun besonders auf die Kosten – unter anderem auf die fürs Personal – schauen müsse, sagt Geschäftsführer Lauri Jouhki. Ein weiterer Grund fürs Ansetzen des Rotstiftes: Die Umsätze mit Blitzgeräten seien dieses Jahr unerwartet stark eingebrochen und hätten sich auf die Hälfte der Prognose reduziert, so Jouhki.

Im Jahresbrutto lägen die bei Metz mecatech gezahlten Gehälter doch bereits um 20 bis 25 Prozent unter denen des Flächentarifvertrags, hält Klaus Winnerlein, der erste Bevollmächtigte der Industriegewerkschaft (IG) Metall für Westmittelfranken dagegen. Dabei habe man bei Abschluss des Sanierungs- und anschließenden Haustarifvertrages, der bis 2017 ausgehandelt war, noch eine stückweise Angleichung an den Flächentarifvertrag vor Augen gehabt.

Eine Frage der Kommunikation

Jouhki bestätigt das und erklärt: "Unsere Zielsetzung ist, dass wir ab Januar 2019 wieder an den allgemeinen Lohnerhöhungen teilnehmen werden." Doch heuer müssten die rund 160 Mitarbeiter den Gürtel noch einmal enger schnallen.

"Wir haben den Eindruck, dass wir die Versäumnisse des Arbeitgebers ausbaden müssen", sagt derweil ein langjähriger Mitarbeiter. "Wir stehen hinter dem moover und allen anderen Produkten. Aber man hat vergessen, uns Mitarbeiter einzubeziehen." Die Kommunikation über neue Projekte sei mangelhaft und erfolge oft erst im Nachhinein, so der Angestellte weiter.

Von der Zulassungsproblematik des moover beispielsweise hätten viele spät, andere sogar erst aus der Presse erfahren. CEO Jouhki weiß um dieses Infodefizit und rechtfertigt es mit strategischem Kalkül und dem weltweiten Wettbewerb, in dem die GmbH stehe.

"Das jetzige Arbeitsklima und die interne Kommunikationskultur haben definitiv Verbesserungspotenzial", bestätigt der Elektroingenieur. Und er verspricht: "Jetzt, wo wir publik gemacht haben, dass Metz mecatech in die Elektromobilität einsteigt, werden die Mitarbeiter künftig offen über neue Projekte informiert werden."

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