Was Engel im Sommer treiben

29.11.2015, 11:00 Uhr
Was Engel im Sommer treiben

© Foto: Grzesiek

„Einlass 16 Uhr“ ist ein Hinweis, den Nichteingeweihte und Neulinge dringend beherzigen sollten. Der vorweihnachtlich-gemütliche Lesespaß beginnt zwar stets um 17 Uhr (und kostet keinen Eintritt), doch wer es erst auf den letzten Metern schafft, pünktlich zu sein, bekommt es mit einem rappelvollen Bistro zu tun.

Den Auftakt zum Vorweihnachts-Vierer 2015 macht der Nürnberger Schriftsteller und ars-vivendi-Autor Jan Beinßen. „Apfel, Zimt und Todeshauch“ ist streng genommen gar kein Buch, sondern eine Dose, vor wenigen Wochen von ars vivendi auf den Markt gebracht. Darin verbergen sich 24 Karten im Christbaumkugel-Design — mit diesem Krimi-Adventskalender hält Beinßen seine Leser 24 Tage lang unter Hochspannung; im Bistro müssen 90 Minuten reichen.

Seit 1991 ist die gebürtige Würzburgerin Root Leeb freischaffende Schriftstellerin, Malerin und Zeichnerin. Im Mittelpunkt ihres neuen Romans „Don Quijotes Schwester“ (ars vivendi) stehen eine mutige junge Frau und ihr Traum, die Welt zu retten. Anna-Rosas Gerechtigkeitssinn reicht locker für zwei, sie mischt sich ein, demonstriert, macht Mailing-Aktionen. Doch als plötzlich die Liebe ins Spiel kommt, scheint sie selbst diejenige zu sein, die Rettung nötig hat. Ein kluges, warmherziges Buch für die stade Zeit, aus dem Leeb am 6. Dezember liest.

Auch Ewald Arenz’ jüngste Prosa kommt heuer aus der ars-vivendi-Dose. „Der Weihnachtsring“ hat, wie bei Beinßen, ebenfalls 24 Teile. In dieser „Fortsetzungsgeschichte für Liebende“ steht Erik an der Bushaltestelle, als sein Blick auf den alten Kaugummiautomaten fällt. Und mit einem Mal sind die Bilder aus der Kindheit wieder da. Plötzlich dreht sich alles um einen Blechring mit einem roten Plastikstein — und das kurz vor Weihnachten. . . Zu genießen am 13. Dezember.

Literarische Abräumerin des Jahres ist im Quartett der Adventsvorleser zweifellos Christiane Neudecker. Ihre bei Luchterhand verlegte „Sommernovelle“, eine Geschichte über zwei Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenwerden, bekam unter anderem im Spiegel hervorragende Kritiken. Neudecker, die in Erlangen aufwuchs und in Berlin lebt, kommt am 20. Dezember ins Bistro Galerie und kündigt eine Überraschung an für alle, die glauben, dass Engel nur im Winter arbeiten, weil sie sich im Sommer in der Mauser befinden. So kann man sich irren.

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