Weg mit Frau Müller

2.4.2012, 11:00 Uhr
Weg mit Frau Müller

© Thomas Scherer

Wenn der Sprung aufs Gymnasium scheitert, ist dem Nachwuchs der Weg in eine erfolgreiche Zukunft verbaut. Also muss man alle Hebel in Bewegung setzen, damit es klappt — selbst wenn es heißt, die Lehrerin gnadenlos abzusägen. Genau das wollen fünf Mütter und Väter tun. In der Inszenierung von Frank Strobelt sind sie von nackter Angst ergriffen: „Wenn das so weitergeht, dann landet er noch auf der Realschule“ — dieser Satz bringt die Gedanken auf den Punkt. In ihrer Panik beschließen sie, dass Frau Müller (Tanja Busch verkörpert sie wie aus dem Bilderbuch) die Klasse 4b gefälligst abgeben soll, damit das Fortkommen der Kinder gewährleistet ist.

Wie man ihr das verklickert, davon hat jeder eine eigene Vorstellung. Elternsprecherin Jessica (Barbara Crate als berechnende und toughe Wessi-Frau) befürwortet die Holzhammer-Methode. Katja (Verena Schmidt als reflektierte und vernünftige Öko-Mutter ) möchte der Lehrerin das Aus mit einem Blumenstrauß verkünden. Dann sind da noch das Paar Marina (Victoria Kaller als besorgte Über-Mutter) und Patrick (Frank Strobelt, der alles ganz korrekt machen will), die sich in nichts einig sind, und schließlich Wolf (Marcus Gangloff als motivierter Vater, dem einiges stinkt). Der wird beim Elternabend ziemlich laut. Aber dort bekommt jeder sein Fett weg: Die Eltern hacken auf der konzeptlosen Lehrerin herum, die wiederum spricht Tacheles, was die missratenen Sprösslinge betrifft. Die Eltern bekriegen sich schließlich gegenseitig und die Partner fangen an, sich zu zerfleischen.

Alte Konflikte und Verstrickungen kommen hoch. Es geht um Mobbing, Ängste, Zurückweisungen. Doch bei all dem Konfliktpotenzial geht es nicht nur tragisch zu. Das Spin Off Theater zeigt immer wieder komische Momente, etwa wenn sich die Eltern am Notenbuch der Frau Müller zu schaffen machen oder am Schluss, als sich das Blatt noch mal um 180 Grad wendet und sich alle einig sind: Eine Irre, die gute Noten gibt, ist doch okay. Langanhaltender Applaus für die Premiere.

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