Weniger Fälle landen vor dem Fürther Amtsgericht

28.2.2019, 21:00 Uhr
Weniger Fälle landen vor dem Fürther Amtsgericht

© Foto: De Geare

Es sind tendenziell positive Zahlen, die Amtsgerichtsdirektor Walter Groß bei einem Pressegespräch verkündete. Im Gerichtsbezirk, der Fürth und den Landkreis umfasst sowie bestimmte Angelegenheiten für Neustadt an der Aisch und Erlangen regelt und in dem rund 346 000 Menschen leben, gab es 2018 in fast allen Bereichen weniger zu bearbeitende Fälle.

Zum Beispiel bei den Zivilverfahren: Ihre Zahl sank von 2402 im Jahr 2017 auf 2191 im vergangenen Jahr. Woran das liegt, vermag Groß nicht zu sagen. Er vermutet jedoch, dass immer mehr Fälle von außergerichtlichen Schiedsstellen geklärt werden.

Was dann trotzdem vor Gericht landet, sind oft komplexere Angelegenheiten. Das gleiche gilt für Familiensachen. Auch ihre Zahl ist rückläufig 2017 waren es 1704 Fälle, 2018 noch 1554. Scheidungen, bei denen die Parteien nicht ohne die Justiz auskommen, haben laut Groß jedoch meist einen hohen Streitfaktor in Sachen Unterhalt oder Sorgerecht.

Straf- und Bußgeldsachen sind ebenfalls weniger häufig. 2256 Fälle gab es vergangenes Jahr, 111 weniger als noch 2017. Der Amtsgerichtspräsident weist auch darauf hin, dass die Zahl der Straftaten seit 2015, dem Jahr also, in dem besonders viele Flüchtlinge zugezogen sind, nicht angestiegen ist. 1100 Fälle wurden 2015 vor dem Straf- und Jugendrichter verhandelt, 2018 waren es 1031.

Auch die Zahl der Zwangsversteigerungen sank – was dem Immobilienmarkt zu verdanken ist, auf dem sich derzeit fast alles verkaufen lässt. 117 Häuser kamen 2018 unter den Hammer, 2017 waren es noch 142 gewesen.

Insgesamt waren 2018 170 Menschen am Amtsgericht beschäftigt, 25 davon als Richter. Walter Groß hätte allerdings nichts dagegen, wenn es einige mehr wären – zumindest im Servicebereich, dem Sorgenkind des Hauses. 68 Frauen und Männer arbeiten dort ab, worüber Richter oder Rechtspfleger entschieden haben; sie erteilen telefonisch Auskunft und führen Protokoll bei Verhandlungen.

Hoher Krankenstand

Seit einiger Zeit aber führt vor allem ein sehr hoher Krankenstand dazu, dass die verbliebenen Mitarbeiter sehr belastet sind und deshalb wiederum selbst ausfallen. Auch die Fluktuation ist hier hoch. Problematisch sei, so Groß, dass es weniger ausgebildete Beamte gibt als früher, die diese Arbeit übernehmen können. Kommen dann Rechtsanwaltsgehilfen zum Einsatz, müssen sie langwierig angelernt werden, bis sie etwa im EDV-System fit sind. Abhilfe schaffen könnte der Landtag. "Er müsste in diesem Bereich mehr Stellen bewilligen."

Angespannt ist auch die räumliche Lage des Amtsgerichts, das sich auf drei Standorte — das Hauptgebäude in der Bäumenstraße und zwei Nebengebäude im City-Center an der Alexanderstraße, wo das Grundbuchamt sitzt — verteilt. Vor allem die beiden Außenstellen platzen aus allen Nähten, so Groß. Auf längere Sicht könnte hier der geplante neue Zugang über die Hallstraße Abhilfe schaffen.

Wie berichtet, soll in knapp zwei Jahren dort, wo heute noch ein Hof mit Parkplätzen existiert, ein eingeschossiger Riegel entstehen, der barrierefreien Zugang ermöglicht. Außerdem sind Sicherheitsschleusen geplant und ein so genannter Bürgerservice Justiz. Der Freistaat lässt dafür rund 2,75 Millionen Euro springen. Der Riegel ließe sich um zwei weitere Stockwerke aufstocken, das könnte auch die Raumnot lindern.

Wenn im März die Bagger anrollen, wird das aber nicht der einzige Baulärm sein, unter dem die Mitarbeiter des Gerichts zu leiden haben. In unmittelbarer Nachbarschaft steht darüber hinaus der Umbau des City-Centers an, dessen Eingangsbereich an der Hallstraße abgerissen und neu errichtet wird. Außerdem beginnt die Umgestaltung des Hall- und des Franz-Josef-Strauß-Platzes.

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