Wenn Ampeln zur Geduldsprobe werden

30.4.2011, 13:00 Uhr
Wenn Ampeln zur Geduldsprobe werden

© Günter Distler

Wer häufig über die Kapellenstraße fährt, kennt die Situation zur Genüge: Die Ampel auf Höhe von „elan“ und Heiligenstraße zeigt Rot — und keiner weiß, wieso. Denn höchst selten queren Fußgänger die vierspurige Fahrbahn, fast nie kommt aus dem rechts gelegenen Parkplatz ein Fahrzeug. Warum also stoppen?

Dieselbe Frage stellt sich einige Hundert Meter weiter, auf Höhe der Polizeiinspektion. Auch hier wird der Verkehr gern ausgebremst, und auch hier sind weder Fußgänger zu sehen noch Autos, die den Polizeiparkplatz verlassen wollen. Alles Schikane also?

Nein, versichert Hans-Joachim Gleißner, der als Leiter des städtischen Straßenverkehrsamts auch Hüter der Fürther Lichtzeichenanlagen ist. Doch Gleißner räumt ein: Gerade diese beiden Ampeln sind nicht optimal an die Gegebenheiten angepasst. Denn als man den Verkehr während des Baus der sogenannten „Stadtmauer“, einer Zeile von Eigenheimen entlang der Kapellenstraße, in den 90er Jahren neu konzipierte, dachte man offenbar nicht an ein Detail, das den Ärger mindern würde: an Ampeln, die nicht in automatischem Zeittakt schalten, sondern erst dann, wenn der Bedarf da ist.

Auf Höhe der Heiligenstraße würde dies bedeuten, dass Fußgänger per Druckknopf grünes Licht anfordern können; auf dem Parkplatz der Polizeidirektion könnte eine Induktionsschleife, im Asphalt verborgen und auf das Metall von nahenden Autos reagierend, den Weg in die Kapellenstraße freimachen.

Beide Anlagen jetzt umzurüsten, steht allerdings für Gleißner „in keinem Verhältnis zum Nutzen“. Denn zu rechnen sei mit Kosten, die schnell ins Fünfstellige gehen könnten. Darüber nachdenken könne man allenfalls, wenn die eingebauten Steuergeräte eines — vermutlich noch relativ fernen — Tages den Geist aufgeben.

Probeweise abschalten?

Noch vehementer hat sich Gleißner unlängst gegen einen Vorschlag gewehrt, mit dem der Oberbürgermeister und seine Referenten auf Kritik reagieren wollten. Die Ampel an der Heiligenstraße könne man doch probeweise für vier Wochen abschalten, meinten die Vertreter der Stadtspitze. Nach Gleißners Ansicht ist das Passanten nicht zuzumuten. Die könnten die Kapellenstraße zwar auch problemlos durch zwei nur einen Steinwurf entfernte Fußgängertunnels am Schießplatz und an der Unteren Fischerstraße queren, weiß der Behördenchef; doch diese Alternativen würden „kaum angenommen“, sagt Gleißner. Ein ungesichertes Hasten über die Fahrbahnen sei deshalb zu erwarten.

Hinzu kommen Bedenken der Polizei, die ohne Ampelregelung mehr Unfälle durch den Abbiegeverkehr von der Kapellen- in die Heiligenstraße befürchtet. Das sieht Gleißner zwar weniger dramatisch, zumal ähnliche Situationen andernorts im Stadtgebiet zigfach vorzufinden sind. Auf der Sicherheit der Fußgänger aber beharrt er. Der Gedanke an die komplette Abschaltung ist denn auch inzwischen wieder vom Tisch.

Fazit: Umrüstung zu teuer, Abschalten zu gefährlich. Die Autofahrer müssen sich also weiterhin in Geduld üben — oder die Zeit an den roten Ampeln zum Meditieren nutzen, wie es schon der FN-Blog nahelegt.

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