Wenn Fußball und Theater verschmelzen

13.2.2017, 11:15 Uhr
Wenn Fußball und Theater verschmelzen

© Foto: Markus Kohler

Kaum etwas anderes bringt hierzulande die Emotionen so zum Kochen wie Fußball. Und das nutzt Schirmer natürlich lustvoll aus. Zu Beginn steht er nur in Unterhosen da und jubelt grölend, singt aus voller Kehle den Hit der Toten Hosen „Ich würde nie zum FC Bayern gehen“. Aus dem Megafon quakt dazu „Ole, Ole, we are the champions“.

Später, in einem schwarz-weißen Anzug mit rundem Fußball-Muster, referiert er über Taktik, Liedgut und Kabine, plaudert an einem Tisch mit grünem Rasenbezug über Trainer und Spieler, Kommentatoren und Fans. Allerlei schräge Storys über Triumphe, Typen und Skandale gibt er zum Besten, lädt ein zum Lachen, Staunen und Schwelgen.

Immer wieder lässt er die lustigsten Zitate einfließen, von Bruno Labbadias Klassiker „Das wird alles von den Medien hochsterilisiert“ über Olaf Thons Entschuldigung „Den hab’ ich doch nur ganz leicht retuschiert“ bis zu Fritz Walters verblüffendem medizinischen Bekenntnis „Die Sanitäter haben mir sofort eine Invasion gelegt“.

„Des sin Gefühle"

Hochkomplex war das Seelenleben von Jürgen Klinsmann, der auf Schwäbisch verkündete: „Des sin Gefühle, wo man schwer beschreibe kann“. Ein Glanzlicht setzt Schirmer in der Rolle von Giovanni Trapattoni, der als Trainer des FC Bayern im März 1998 auf einer Pressekonferenz verbal explodierte.

Seine berühmte Wutrede bescherte der deutschen Sprache neue Redewendungen wie „schwach wie eine Flasche leer“, „Was erlauben Strunz“ und natürlich „Ich habe fertig“, die längst Kult geworden sind. Schirmer bringt sie italienisch gestikulierend und mit so viel Herz, dass man sich dem unmöglich entziehen kann.

Klar, dass auch das heiße Thema Club und Kleeblatt aufs Tapet kommen muss. Symbolisiert werden die beiden Vereine, die das älteste Derby Deutschlands bereits seit 1904 bestreiten und schon 261 Mal gegeneinander antraten, von zwei Schaufensterpuppen. Die eine stilecht in rot-weiß, die andere ganz in weiß-grün.

Als Heldenepos vergleicht Schirmer Hymnen, Kleidung, Stadien, Statistiken, Siege, Trainer und Stars. Komischerweise scheidet der 1. FCN meist besser ab, was prompt Buhrufe provoziert. Doch Schirmer hat ganz andere Ideen: Als Vollblut-Schauspieler will er aus den beiden Erzrivalen ein Romeo-und-Julia-Stück machen, Shakespeare mit Sport verbinden. Geschickt geht er nicht zu tief darauf ein, sondern bleibt im leichten, amüsanten Fan-Fahrwasser. Die Gäste sollen schätzen, wie viele Bälle sich in einem Korb befinden, wer am nächsten dran ist, gewinnt einen Stadion-Besuch mit Schirmer. Eine Dame ist die Glückliche.

Der kurzweilige Abend zeigt: Der Fußball steckt so voller Aufregung, Affekt und Geschichten, er bietet einem Darsteller unendlich viel Stoff, komischen genauso wie dramatischen.

Viele Parallelen

Außerdem haben Theater und Fußball erstaunlich viel gemeinsam. Da gibt es Parallelen zwischen Mannschaft und Ensemble, Trainer und Regisseur, es geht um das Miteinander, um Vertrauen und die richtige Einstellung. In beiden Welten muss eine Gruppe motiviert werden und dann gemeinsam agieren, um Erfolg zu haben. Sonst gehen alle unter.

Das vermittelt Schirmer, ohne es auszusprechen. Und genau das macht die Stärke seines „Fußballmärchens“ aus.

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