Wer stellt sich in Zirndorf morgens mit an die Straße?

2.5.2015, 20:00 Uhr
Wer stellt sich in Zirndorf morgens mit an die Straße?

© Foto: Thomas Scherer

In Stein musste er schon zwei Standorte mangels Helfer auflösen, auch in Zirndorf machen sich Erwachsene am Schulweg rar, weshalb der Stadtrat bei den Etatberatungen unlängst die Finger von drei Teilzeitstellen ließ, die es ansonsten weit und breit nirgends gibt. Bereits seit Ende der 1970 er Jahre leistet sich die Bibertstadt drei Frauen, die die Schulbusse aus den Außenorten zu den Grundschulen begleiten.

Rabiate Umgangsformen

„Da ging es teils sehr rabiat zu“, wie SPD-Stadtrat Walter Liebel, ehemals Rektor der Mittelschule Zirndorfs, zum Hintergrund erklärte. Während in den öffentlichen Buslinien immer auch Erwachsene mitfahren, seien die Kinder in den Schulbuslinien unter sich. „Und Kinder“, so Liebel, „können grausam sein.“ Die Busbegleiterinnen haben sich seines Erachtens rundum bewährt.

Die Erfahrung, wie es ohne die Schulbus-Sheriffs laufen würde, wollte der Stadtrat denn auch nicht riskieren. Weshalb man sich darauf verständigte, sich bei den Etatberatungen für 2016 noch einmal über die Teilzeitstellen zu unterhalten – im Vertrauen darauf, bis dahin statt ihrer ehrenamtliche Schulweghelfer für den Bustransfer gefunden zu haben. Doch diesbezüglich machte Ordnungsamtschef Thomas Rieß den Kommunalpolitikern wenig Hoffnung.

Zum Start dieses Schuljahres hatte er mit der Polizei Eltern gesucht, die an der Grundschule in der Geisleithenstraße sowie am Kreisverkehr zum PinderPark die Kinder über die Straße eskortieren, allerdings vergeblich. Vor allem für den „verkappten Kreisel“ vorm Landratsamt habe er, so Klaski, massiv geworben. Am Abzweig in die Vogelherdstraße hatten Rieß zufolge Eltern vehement eine Erwachsenen-Aufsicht gefordert, doch bereit gefunden, sich mit hinzustellen, habe sich keiner.

Kreisweit kann Klaski auf 220 Schulweghelfer zählen, die bei Wind und Wetter an Bushaltestellen, vielbefahrenen Straßen und an Grundschulen stehen, um Kinder sicher über die Straße zu geleiten. Unterstützt werden sie von 240 Jugendlichen, die Klaski und sein Kollege Markus Dieret als Siebtklässler der Mittelschulen zu Schülerlotsen ausbilden.

Auch in der Verkehrserziehung macht die Polizei ihre Hausaufgaben: „Da tun wir viel“, sagt Klaski: Das beginnt mit dem Besuch der Polizisten im Kindergarten und setzt sich in der Grundschule fort, denn „potenziell gefährlich“ ist für Klaski „jede Straße, die Kinder queren“. Ein Konzept, das greift, wie Klaski findet: „Der Erfolg gibt uns Recht“: Im Umfeld von Schulen ist seit Jahren kein Kind mehr zu Schaden gekommen, nur auf dem Weg zur Schule gab es pro Jahr drei, vier Vorfälle, die aber in jedem Fall glimpflich ausgingen.

In Zirndorf ist es vor zig Jahren letztmals zu einem Schulwegunfall gekommen, berichtet Rieß. Damals lief ein Kind zwischen parkenden Autos von Eltern, die meinten, ihr Kind vorm Schultor abholen zu müssen, auf die Volkhardtstraße und wurde von einem Auto gestreift. Den Vorfall nahm die Stadt zum Anlass, Parksünden im Umfeld der Schulen rigoros zu überwachen. Wer dabei ertappt wird, dass er in zweiter Reihe oder auf der Bushaltestelle parkt, riskiert seitdem eine Verwarnung. Sinnigerweise seien es hauptsächlich Eltern, die diese Knöllchen kassierten, so Rieß.

Rege Rentnertruppe

Zugute hält Rieß den Zirndorfer Eltern, dass sich für die Grundschule an der Bahnhofstraße immer Leute für den Schulweg-Dienst finden. „Auch in den Ortsteilen haben wir überall, wo wir Leute brauchen, Helfer“, so Klaski. Allen voran freut ihn das Engagement von sechs Rentnern, die seit zehn Jahren unter der Regie von Erika Schneider an der Wintersdorfer Grundschule in der Frankenstraße frühmorgens die Lücken im Verkehr für die Kinder abpassen.

„Wir können die Kleinen da doch nicht allein über die Straße laufen lassen, das wäre viel zu gefährlich, schon wegen der Laster, die vom Leichendorfer Gewerbegebiet herunterdonnern“, sagt die 72-Jährige, die die Fäden bei der Diensteinteilung in der Hand hält. Als sich unlängst einer aus dem Team zurückzog, er war über 80, sorgte Erika Schneider prompt für Ersatz. Sie selbst hofft, mit ihrem Mann die Kinder „noch recht lange begleiten zu können, schließlich ist es manchmal unzumutbar, wie gefahren wird“, wenngleich sie betont, „dass es auch rücksichtsvolle Fahrer gibt“.

Dass Schulweghelfer wie die Wintersdorfer über Jahre dabei bleiben, ist nach Erfahrung Klaskis die Ausnahme. Meist engagierten sich Eltern oder Großeltern nur während der Grundschulzeit der eigenen Sprösslinge, entsprechend groß ist die Fluktuation. An Unterstützern ist die Polizei deshalb immer interessiert. Wer sich engagieren möchte, kann sich direkt an die Grundschule vor Ort oder unter Telefon (09 11) 96 92 70 an die PI Zirndorf wenden. Stehen einige Neuanwärter in den Startlöchern, schulen Klaski und Dieret die angehenden Schulweghelfer mit einem zeitlichen Umfang von etwa einer Stunde.

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