Werbung bei Schülern: Zirndorfer SPD reagiert auf Kritik

18.9.2018, 06:00 Uhr
Mit der Wahlempfehlung, die den Brotboxen beilag, haben Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel (SPD) und seine Partei Empörung auch bei der Opposition ausgelöst.

© Hans-Joachim Winckler Mit der Wahlempfehlung, die den Brotboxen beilag, haben Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel (SPD) und seine Partei Empörung auch bei der Opposition ausgelöst.

Die Sozialdemokraten hatten wie schon seit 30 Jahren vor den Grundschulen Vesperboxen an die ABC-Schützen verteilt. Ihnen lag auch ein Brief bei, in dem auf die Investitionen in Zirndorfer Kindertagesstätten und Schulen hingewiesen wurde. In einem Absatz am Ende hieß es dann: Die Kinder möchten ihre Eltern bitten, nicht nur zur Wahl zu gehen, sondern auch für die SPD zu votieren: "Einfach die SPD ankreuzen. Dann haben Eure Eltern alles richtig gemacht." Dahinter ein Smiley.

"Den Brief wird es in dieser Form nicht mehr geben, das haben wir so besprochen", sagt Markus Trautmann, SPD-Ortvorsitzender in der Bibertstadt nun auf Nachfrage der FN. Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel hatte zwar unter Verweis auf das Smiley am Sonntag noch gesagt, der Satz sei "mit einem Augenzwinkern" zu verstehen gewesen. Doch im Internet gab es massive Schelte und wüste Beschimpfungen. Ganz anders sah das auch die politische Konkurrenz in der Stadt. CSU, Freie Wähler und Grüne reagierten mit einer gemeinsamen Presseerklärung: "Unzulässige Wahlbeeinflussung", lautete das Schlagwort. Ob dem so ist, das sollen nun die Rechtsaufsicht und der Landeswahlleiter prüfen.

Reagiert hatten die Zirndorfer Genossen bereits am Sonntag mit einem Schreiben auf ihrer Facebook-Seite. In Bezug auf die Brotbox-Aktion hieß es: Man habe aufgrund der bevorstehenden Landtagswahlen "Werbung für unsere Partei betrieben". Das, so hatte es Bürgermeister Zwingel gegenüber unserer Redaktion bestätigt, sei bereits in den vergangenen Jahren immer wieder der Fall gewesen – ohne dass es Reaktionen dieser Art gegeben habe. Mit Blick auf die Anfeindungen im Netz sprach Zwingel von "rechter Hetze".

In dem Schreiben, vom Sonntag, das neben Marcus Spath, Vorsitzender der Stadtratsfraktion, auch Markus Trautmann unterzeichnet hat, räumt die SPD mit Blick auf die Brotbox-Aktion allerdings ein: Man könne "über den Inhalt des Briefs geteilter Meinung sein". Fest steht für die Sozialdemokraten aber auch, dass die Reaktionen "mehr als übertrieben und nicht gerechtfertig" sind.

Anonyme Anrufe machen Trautmann fassungslos

In jedem Fall trifft das auf zwei anonyme Anrufe zu, die Trautmann nach eigenen Angaben noch am Sonntag erhalten hat. Zunächst musste er sich in unflätiger Weise von einem Unbekannten angehen lassen, der seinen Namen nicht nannte und wissen wollte, wer für den Facebook-Auftritt der Zirndorfer SPD verantwortlich ist. Als der Mann erneut anrief, verbat sich Trautmann dies unter Verweis auf eine mögliche Anzeige.

"Mit euch werden wir noch fertig", habe der Unbekannte daraufhin gesagt, so der SPD-Ortsvorsitzende. Und dass er, Trautmann, sich warm anziehen solle, wenn er auf die Straße geht. Attacken, die ihn fassungslos zurücklassen. Mit Politik habe das nichts mehr zu tun.

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