Wie Butter in der heißen Teflonpfanne

17.1.2015, 14:03 Uhr
Wie Butter in der heißen Teflonpfanne

© Foto: Horst Linke

Cary Grant war 50, als er „Über den Dächern von Nizza“ vor der Kamera stand. Mit 54 verdrehte Humphrey Bogart in „Sabrina“ Audrey Hepburn den Kopf. Die Leinwandheroen sind vielleicht keine Allerweltsbeispiele, taugen aber trotzdem als Beweis, dass es nach dem 50. Geburtstag durchaus weitergeht. Auch für Männer.

Herbert Bachmeier („Bertl“) und Stefan Wählt („i“) scheinen das zumindest erstaunlich zu finden. Mit Fleiß haben die Kabarettisten für ihr Bühnenprogramm gesammelt, was ihnen über Ü 50-Männer über den Weg gelaufen ist. Das reicht von Rasenmäherrobotern mit Schaffell für die Optik bis zu abnehmender Toleranz gegenüber oral zugeführten Alkoholmengen. Nett, wirklich. Die Fans des Duos in der nicht ganz so üppig besetzten Comödie hatten ihren Spaß und belachten gut gelaunt das Pointenkarussell, dass sich zuverlässig zwei Stunden lang drehte. Warum der Abend dennoch nicht rund war?

Vielleicht liegt es daran, dass die Szenen und Gags zwar mitten aus dem Leben gegriffen sind, dabei aber so vertraut, dass jede Überraschung flöten geht. Darf sich ein Programm überhaupt Kabarett nennen, wenn jeder vorgetragene Gedanke ins Hirn flutscht wie Butter in die heiße Teflonpfanne? Der Bertl und der i bringen kein Gemüt zum Kochen, da besteht allenfalls die Gefahr, dass beim gemütlichen Abnicken die Nackenmuskulatur überlastet wird. Gar nicht so zimperlich sind die beiden jedoch, wenn es darum geht, die Betonmaschine zur Abmischung von Uralt-Jokes vorzufahren. Und wir lernen mal wieder: Frauen sind keine Männerversteher, und Männer sind im Grunde ganz arm dran, also irgendwie.

Geht klar. Gut drauf sind die beiden musikalisch. Musiker, Komponist und Autor Stefan Wählt bedient Klavier und Gitarre. Schauspieler Herbert Bachmeier greift zu Tuba und Rhythmusinstrumenten. Ihre besten Momente haben sie singend und tanzend. Charme hat auf jeden Fall ihr Dialekt, der Gefühlsregungen mit zärtlicher Genauigkeit reflektiert. Selbst dann, wenn es sich um die verbal exakte Bestimmung des Grades der akuten Trunkenheit handelt.

Umso bedauerlicher, dass Wählt und Bachmeier ihre Sprache nicht noch sensibler einsetzen. Wer sich so ausdrücken kann, der muss doch nicht bloß die Oberfläche beackern. Die beiden, die seit mehr als zehn Jahren miteinander auftreten, kommen aus Eggenfelden. Eine 13 000-Einwohner-Stadt, die unter anderem Lisa Fitz zu ihren Kindern zählt.

In Fürth gibt es zum Abschied noch ein Schlager-Update („Du entschuldige, ich kenn’ dich, bist du nicht die Kleine mit dem Silikonimplantat?“), und einen weiteren Aua-Gag: „Echte Männer haben Haare in der Nase und brauchen tote Schweine.“

Was soll man da sagen? Vielleicht, dass Cary Grant und Humphrey Bogart wenigstens auf DVD überlebt haben?

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