Wie eine Hydra: Kampf gegen Einbrecher in Fürth

27.5.2015, 11:00 Uhr
Wie eine Hydra: Kampf gegen Einbrecher in Fürth

© Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Das Beispiel, von dem der Oberbürgermeister zu berichten weiß, ist besonders krass: Zuerst stiegen Ganoven in die Wohnung einer Familie im Stadtnorden ein und durchwühlten sie, dann wurde deren Gartenhaus tief im Süden von Fürth aufgebrochen, schließlich auch noch das Auto in der Tiefgarage geknackt. Thomas Jung schüttelt ratlos den Kopf. „Denen nützt die ganze ,sicherste Großstadt‘ nichts“, sagt er über die Betroffenen.

„Sicherste Großstadt Bayerns“ – mit diesem wohlklingenden Etikett durfte sich Fürth unlängst zum x-ten Mal in Folge schmücken. Nirgends ist die Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner so niedrig, 2014 sank sie noch einmal – und auch die Aufklärungsquote ist top. Dennoch weiß Polizeichef Peter Messing: Die Wahrscheinlichkeit, in Fürth Opfer einer Straftat zu werden, ist zwar geringer – „aber wir leben nicht im Paradies.“ Die bemitleidenswerte Familie aus dem Stadtnorden hat das gleich mehrfach zu spüren bekommen.

Dreiste Täter

Dass es sie so geballt getroffen hat, ist sicher die traurige Ausnahme, doch die Statistik zeigt eben auch: Bei den Wohnungseinbrüchen liegt Fürth im bayernweiten Trend, die Zahl nimmt stetig zu. 148 Delikte wurden 2014 erfasst, satte 59 Prozent mehr als 2013 (93). Und die Täter werden immer dreister: Oft, weiß Fürths Kripo-Leiterin Martina Sebald, „nützen sie auch kurze Abwesenheiten aus“, um in aller Eile Bargeld, Schmuck, Smartphones und andere Wertsachen an sich zu raffen, manchmal seien die Bewohner sogar daheim. „Und dann wird es natürlich gefährlich.“ Gekippte Fenster und Terrassentüren oder unverschlossene Haustüren – man ist ja schließlich gleich wieder da – kommen den Verbrechern zupass.

Am Werk sieht Sebald in erster Linie organisierte Profi-Banden, oft aus Osteuropa, aber auch örtliche Gelegenheitstäter und Süchtige, die mit der Einbruchsbeute ihren Drogennachschub finanzieren. Was man denn dagegen tun könne, wurden Sebald und Messing kürzlich bei einem Besuch im Stadtrat von Lokalpolitikern gefragt, bei denen die Sorgen und Ängste der Bevölkerung offenbar immer öfter abgeladen werden.

"Was in Haft kommt, wächst draußen wieder nach"

Die Antworten geben beide seit Jahren fast gebetsmühlenartig, sie sind in allen Beratungsbroschüren nachzulesen: Verdächtiges – etwa Wagen, die auffällig langsam durchs Wohngebiet rollen, oder Unbekannte, die die Gegend auszuspähen scheinen – sollte man sofort der Polizei melden. Dann können die Beamten rasch oder, noch besser, schon präventiv eingreifen. Viele aber, so die leidige Erfahrung im Alltag, scheuen vor diesem Anruf zurück.

Das ist beileibe nicht das einzige Problem bei der Bekämpfung der Banden. „Es ist wie bei einer Hydra“, formuliert Martina Sebald sehr anschaulich. „Was in Haft kommt, wächst draußen wieder nach.“ Umso wichtiger sei es, sein Eigentum wirksam zu schützen. Speziell geschulte Beratungsbeamte der Kripo sind viel unterwegs; vor allem seit bei den Menschen das Gefühl der Bedrohung wegen steigender Fallzahlen zugenommen hat, kommen sie kaum noch nach.

„Aber“, sagt Sebald und wirkt dabei ein wenig frustriert, „das ist eine Sisyphos-Arbeit.“ Denn mit ein- bis zweitausend Euro schlagen Sicherungssysteme an Fenstern und Türen, die den Einbrechern die Arbeit wirksam erschweren, schnell mal zu Buche. Und das sei vielen dann schlichtweg doch zu teuer.

Die Beratungsstelle der Kripo ist unter der Rufnummer (09 11) 75 90 53 78 zu erreichen. Nach Terminvereinbarung informiert sie auch an Ort und Stelle darüber, wie man sich effektiv absichert.

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