Wie ist der Abwärtstrend im Handball zu stoppen?

11.12.2014, 09:18 Uhr
Wie ist der Abwärtstrend im Handball zu stoppen?

© Foto: Zink/JüRa

Zweckmäßig ist sie noch, die marode MTV-Halle am Rande des Wiesengrunds. Zwei Tore, allerlei bunte Linien auf dem Boden, ein Dach über dem Kopf. Wer keine allzu großen Ansprüche an den Komfort stellt, kann sich auch hier auf die höchste Liga der Altersklasse vorbereiten. Schuhe quietschen, im Sekundentakt landen die Bälle im Netz – und es wird gekichert. Bis René Friedrich, Trainer der B-Jugend, dazwischenfunkt. Ein paar mahnende Worte, und schon geht es hochkonzentriert weiter. „Die Mädels sind 15, 16, da ist es normal, dass auch mal etwas gekichert wird“, sagt der 25-Jährige. Sehr ehrgeizig seien die jungen Frauen aber, „und wenn man sie auf das Wichtige fokussiert, sind sie auch wieder voll da“.

Im achten Jahr trainiert der Student die Mannschaft schon, hat sie quasi von klein auf begleitet. Die Mischung aus Spaß und Fokussiertheit sei es, die das Team ausmache. Der größte Erfolg: Vergangene Saison gelang die Qualifikation für die Bayernliga, die höchste Spielklasse der B-Jugend. Für Ralph Scholz, Sprecher der Abteilung, ist der Aufstieg auch ein Verdienst der guten Jugendarbeit. „Wir setzen bereits in dieser frühen Phase auf gut ausgebildete Trainer“, sagt Scholz, „denn hier werden die Grundlagen gelegt.“

Woran es aber immer mehr fehle, seien die Spieler, denen man diese Grundlagen auch beibringen könne. Die Zahl an Handball spielenden Jugendlichen ist seit Jahren rückläufig. Verantwortlich, so Scholz, sei vor allem der wachsende Druck an Schulen. Den Trainern mache darüber hinaus das immer flexibler werdende Arbeitsleben zu schaffen. Der Bayerische Handball-Verband (BHV) bestätigt diese Entwicklung: „Wir erleben einen Abwärtstrend“, sagt Geschäftsführerin Susanne Prinz. Besonders stark ist dieser bei den Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren. Während 2008 bayernweit noch 6787 junge Frauen zwischen 14 und 17 Jahren aktiv waren, so sind es heute nur noch 6226. Ein Rückgang um etwa acht Prozent. Tendenz steigend.

Der BHV will nun mit einem Fragebogen die Gründe für den Schwund erörtern. „Wir hören häufiger, dass viele Menschen nicht so häufig am Wochenende spielen wollen, weil sie in ihrer Freizeit auch etwas anderes unternehmen möchten“, sagt Prinz. Eine mögliche Konsequenz wären komprimierte und verkürzte Saisons mit Turniertagen statt einzelnen Ligaspielen.

Beim MTV manifestiert sich der landesweite Abwärtstrend ebenfalls in Zahlen. Als 2003 der TV Stadeln und der MTV Fürth begannen, im Handballbereich eine Spielgemeinschaft zu bilden, habe „viel Dynamik und Aufbruch“ geherrscht, sagt Abteilungssprecher Scholz. 22 Jugendmannschaften hatte der MTV 2006 im Punktspielbetrieb, heute sind es noch sieben.

Wie blickt man angesichts solcher Zustände in die Zukunft? „Wir wollen vor allem die jetzige Zahl stabilisieren und den Unterbau für die Erwachsenen festigen“, gibt Scholz als Zielvorgabe aus. Interessant sei auch die weitere Entwicklung der erfolgreichen B-Jugend. „Wenn zwei bis drei Spielerinnen in den Damenbereich aufsteigen, ist das eine gute Zahl“, sagt David Gutbier, der die Frauenmannschaft in der Bezirksliga betreut. Bezirksliga? „Man kann den Jugend- und Erwachsenenbereich nicht vergleichen“, sagt Gutbier, „den Mädels schadet es nicht, sich erst einmal in einer niedrigeren Liga durchzusetzen.“

Und die gute alte MTV-Halle? „Die wird stehen bleiben, bis die neue Dreifachhalle gegenüber fertig gebaut ist“, sagt Abteilungsleiterin Christine Büttner. Ob es dann auch noch so viele Hallenzeiten für die Handballer gibt? Das sei unklar, „aber dass wir sie brauchen, das steht fest“. Trotz allem Schwund.

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