Wie R.E.M. im Italo-Western

30.9.2014, 12:00 Uhr
Wie R.E.M. im Italo-Western

© Foto: Romir

Die Nürnberger Band The Elephant Circus hat laut ihrer Biographie schon so einiges ausprobiert: Im Lauf ihres siebenjährigen Bestehens wandelte sich die Gruppe vom Rock'n'RollQuintett über ein „kleines Poporchester“ hin zum Indie-Folk-Quartett und schließlich zum „minimalistischen Powerpop-Duo“.

Vielleicht liegt es an dieser reichlich verwirrenden Historie, dass nur etwa ein Dutzend Leute den Weg ins Kulturforum fanden, um herauszufinden, welche Musik die inzwischen wieder zum Trio gewachsene Formation denn heute bietet. Was Uli Tsitsos (auch bekannt von der Emo-Band „Hutpferdemänner') an der Gitarre, Timea Teleki an der Geige und Michael Szilovics dann spielen, sind kantige Americana, die klingen, als hätte man R.E.M in die Wüste geschickt — und zwar nicht in eine Country-Wohlfühl-Prärie, sondern in die rauen Weiten des ItaloWesterns.

Gespielt werden nicht nur Songs des aktuellen Albums „Fly, Sweet Bird, Fly“, sondern auch der beiden Vorgänger. Das Publikum genießt das intime „Privatkonzert“ sichtlich und spendet extrastarken Applaus, so dass die Musiker manchmal nachzählen müssen, ob nicht wirklich schon fast hundert Leute anwesend sind. Ein paar Menschen trudeln auch noch ein und werden von Sänger Uli Tsitsos persönlich begrüßt, gute Bekannte ebenfalls („Geht's wieder mit dem Durchfall?“) Aber auch für die anderen hat er warme Worte: „In ein paar Jahren werdet ihr sagen können: Wir waren unter den Leuten, die in Fürth bei Elephant Circus waren, bevor sie ihren ersten Welthit hatten!“

Der ganz große Ohrwurm ist zwar noch nicht dabei, dafür ist alles dann doch zu eigen und schräg - aber die Bandbreite der Band und der Klang überzeugen. Vor allem das Zusammenspiel zwischen Geige und Gitarre kurbelt das Kopfkino mächtig an. Dabei teilt sich der Abend musikalisch in zwei Akte: Im ersten geht es schneller und lautstärker zur Sache, während im zweiten die Balladen im Mittelpunkt stehen. Dafür erhalten die drei dann auch noch Verstärkung von „Renee am roten Piano“, der dem kantigen Sound eine zusätzliche warme Note verleiht.

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