Wiedersehen im alten Büro

4.9.2014, 06:00 Uhr
Wiedersehen im alten Büro

© Foto: Wraneschitz

„Mit dem Rollator am Denzelberg wird’s spannend.“ Der aktuelle Wilhermsdorfer Bürgermeister Uwe Emmert (CSU) will bald eine Lösung finden, wie ältere Leute aus den höher gelegenen Siedlungen Breiteschbach, Süd oder Sauweiher auf sichere Art in den Hauptort kommen. Denn im Tal, da sind die Geschäfte oder Ärzte. Und bisher gibt es keinen lokalen öffentlichen Nahverkehr in der „Perle des Zenngrunds“.

„Bürgerbus“ lautete jüngst ein Schlagwort im Marktgemeinderat. Doch Emmert „will nicht einfach Aktionismus starten sondern etwas finden, was bedarfsgerecht fährt. Ich muss nicht jeden Tag vier Mal durch Kreben fahren“, stellt er klar, dass man hier nicht unbedingt genau das Nahverkehrssystem der Nachbarstadt übernehmen wird. Dennoch hat er „mit Langenzenn gesprochen, ob man eventuell die dortige Linie gemeinsam ausbauen kann“. Denn immerhin kommen sogar Fahrer des „BüBLa“ aus Wilhermsdorf.

Sein Vorgänger Harry Scheuenstuhl hört interessiert zu. In seiner 18-jährigen Amtsperiode wurde das Bewusstsein größer, dass der Marktgemeinderat sich nicht länger vor den Problemen der alternden Gesellschaft drücken kann. Seit Scheuenstuhl im vergangenen Herbst in den Landtag gewählt wurde, ist er kommunalpolitischer Sprecher seiner SPD-Fraktion. Und deshalb schnappt er nun gerne Ideen auf, die er für seine neue Aufgabe in München verwenden kann.

Vielleicht gibt ihm sein Nachfolger eine mit auf den Weg und dafür hat er eigens ein Treffen vereinbart – direkt in seinem früheren Amtszimmer. Dort sitzt Emmert sogar noch auf jenem Stuhl, den sein Vorgänger angeschafft hat. Passend mit Rückenlehne in Rot-Schwarz, sodass auch der CSU-Mann „gut damit leben kann“.

Guter Austausch

Der aktuelle Bürgermeister und sein Vorgänger können miteinander – trotz unterschiedlicher Parteibücher. „Ich bin für jede Unterstützung dankbar. Und ich hoffe, dass das Verhältnis zu Harry so bleibt. Obwohl verschiedene Meinungen gut sind, um das Richtige zu erreichen“, erklärt Emmert.

Als er sich gleich am Tag nach der Bürgermeisterwahl auf den Chefsessel wiederfand, musste der „Neue“ vom „Alten“ viele Probleme und Aufgaben übernehmen. Eine gute Hinterlassenschaft sind die vier Millionen Euro „auf der hohen Kante“. Aber über diese gemeindlichen Rücklagen will Emmert eigentlich nicht gerne reden. Schließlich seien Programme wie ILEK, ISEK und LEADER mit Inhalten und Geld zu füllen, die integrierten ländlichen und städtischen Entwicklungskonzepte sowie das EU-Förderprogramm für ländliche Gebiete: Nirgends geht etwas ohne gemeindliche Ko-Finanzierung.

Doch Emmert hat nicht nur Geld, sondern auch Baustellen von Scheuenstuhl geerbt. Eine bedeutsame: Das Hallenbad. Das sei „wichtig für Bevölkerung, Schule und DLRG“. Und es hat immer noch ein löchriges Dach, obwohl das unter dem „Alten“ erneuert worden ist.

Bislang gibt’s für Generalsanierungen kommunaler Bäder keine Fördermittel. Was Scheuenstuhl ärgert: „Wir haben einen Nachtragshaushaltsantrag für die Sanierung durch kleine Kommunen gestellt, der wurde abgelehnt von der CSU. Aber meiner Meinung nach muss der Staat mithelfen.“ Er wolle deshalb die Unterstützung weiterhin fordern, verspricht er.

Geerbt hat Emmert auch das Hochwasserkonzept, das in einem Zeitrahmen von etwa 20 Jahren komplett umgesetzt werden soll. Gut die Hälfte der Zeit ist vorbei und beileibe noch nicht alles fertig. Aber nur, wenn alles auch gebaut wird, laufe die Gemeinde nicht Gefahr, dass man die Zuschüsse zurückzahlen muss, wissen Neu und Alt. Dabei geht es auch um die Frage der Zuschusshöhe. Ob von den sechsstelligen Kosten für den Hochwasserschutz 45 oder 90 Prozent aus München überwiesen werden, spielt für die Kommune eine wichtige Rolle.

Und vielleicht gibt’s ja auch bald Zuschüsse für einen neuen Bürgerbus in Wilhermsdorf? Die Idee hat Harry Scheuenstuhl mitgenommen.

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