Wilhermsdorf: Fakten zur Flüchtlingsthematik

15.6.2016, 13:00 Uhr
Interessante Fakten zur Flüchtlingsthematik gab es in Wilhermsdorf.

© Winckler Interessante Fakten zur Flüchtlingsthematik gab es in Wilhermsdorf.

Ziel der Veranstaltung, wünschte es sich Organisator, SPD-Landtagsabgeordnete Harry Scheuenstuhl, Fachleute sollten aus ihrer Praxis berichten, um das Thema zu versachlichen.


Fakten lieferte Polizeirat Roland Meyer, Chef der Zirndorfer Polizeiinspektion. Er trug Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik vor, die zwischen Flüchtlingen, in Deutschland geborenen Menschen und anderen hier lebenden Personen unterscheidet. „Natürlich steigt mit zunehmender Zahl von Asylbewerbern die Zahl der Straftaten“, gab er zu. Doch es seien „vor allem Eigentumsdelikte“, also Ladendiebstähle. „Die werden alle selbstverständlich verfolgt“, anders als das oft in Stammtischgesprächen oder auf der Straße behauptet werde.


In Mittelfranken zählte die Polizei 2015 auch „35 Sexualstraftaten von Flüchtlingen. "Das sei in Summe kein Thema", meinte Meyer, meist seien es keine schweren Delikte, sondern Grabschen. Oftmals spielen sich die Taten unter den Asylbewerbern selbst ab. Nur eine Zirndorferin sei unter den Betroffenen,  erklärte der Polizeichef. Dabei gebe es in Zirndorf wegen der dort ansässigen „Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (ZAE)“ überproportional viele Flüchtlinge im Verhältnis zur Einwohnerzahl.


Auch mit einem anderen Fehlurteil räumte Meyer auf: Während Flüchtlinge aus arabisch-muslimischen Ländern wie Iran, Irak oder Syrien 80 Prozent der Flüchtlinge in Mittelfranken stellten, beginge die gerade mal achtprozentige Gruppe aus Georgien „20 Prozent der Eigentumsdelikte“. Hierfür sei vor allem Nürnberg ein Schwerpunkt, meinte der Polizeirat. Deshalb sei in der Frankenmetropole der Anteil von Asylbewerbern an der Straftatstatistik mit zehn Prozent überproportional hoch. In Mittelfranken insgesamt liege er gerade mal bei zwei Prozent.


„Noch beeindruckender“ ist für Roland Meyer die Tatsache: „Die Anzahl von Straftaten durch Asylbewerber im Landkreis Fürth halbierte sich von 2014 auf 2015 sogar auf 250“, trotz massiv steigender Flüchtlingszahlen. Aber vielleicht liege es auch daran, „dass bei uns deutlich weniger Georgier sind, weil die ja in neu eingerichteten Balkanzentren erfasst werden“, sinnierte der Polizeimann.


Im Übrigen sei nur ein einziger Ordnungshüter im Kreis Fürth Ziel eines Übergriffs durch Asylbewerber gewesen, aber zwölf Einheimische hätten Polizisten angegriffen. „Auch wurden nur ganz wenige Einheimische Opfer. Ebenso gibt es keine Raubdelikte in den Landkreisen Fürth und Neustadt/ Aisch-Bad Windsheim.

 

Ein Besucher aus Neustadt drehte gar den Spieß um: „Was mir bei Ihrer Statistik gefehlt hat, war die Zahl der Straftaten gegen Asylsuchende und Flüchtlingseinrichtungen." Ein Seukendorfer fand: „Das Problem sind nicht die Flüchtlinge, sondern Menschen, die Vorurteile vor sich hinlabern.“

 

Massive Kritik gab es an der Staatsregierung. Oppositionspolitiker Scheuenstuhl warf ihr Versagen vor: „Wenn Städte und Gemeinden nicht geholfen hätten, wäre es zur Katastrophe gekommen“, meinte er mit Blick besonders auf die Situation ab Herbst 2015.


Christa Höfler und Jürgen Meier von der Diakonie Schwabach, für die Betreuung in der ZAE Zirndorf zuständig, beklagten: „Es fehlt hier der schulvorbereitende Unterricht für Kinder. Dabei ist die Sprache der erste Punkt zur Integration. Das anfängliche Versäumnis holt man nie mehr auf.“ Ebenfalls ein großes Problem sind laut Christa Höfler „die prekären Arbeitsverhältnisse. Von den Fachleuten in den Integrationskursen wird hohe Ausbildungsqualität verlangt, aber als Honorarkräfte haben sie Anstellungen für drei bis vier Monate, nicht aber feste Verträge.“


Eine andere Perspektive einnehmen, das forderte Pfarrer André Hermany und sprang dazu auf einen Tisch. Der katholische Dekan meinte: "Mir geht diese Alternative Partei total gegen den Strich. Denn was gehört zu Deutschland? Alles. Kriminalität und Respekt gibt es bei Atheisten, Moslems, Christen.“ Integration koste „Zeit, Energie, Geld. Aber sie ist richtig, und es macht Spaß.“ Für seinen Auftritt erntete Hermany langen Applaus.

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