Wilhermsdorf macht Bürger mobil

10.10.2016, 06:00 Uhr
Wilhermsdorf macht Bürger mobil

© Foto: Heinz Wraneschitz

Mittwoch, 8 Uhr: Schichtbeginn für Norbert Klemm. Er fährt den nagelneuen Ford Transit aus dem Unterstand am Bauhof, wischt Spiegel und Fenster, schaut nach, ob Meldungen vorliegen. An diesem Morgen hat noch niemand auf den Anrufbeantworter des „Bürgermobils Wilhermsdorf“ gesprochen.

Dennoch hat er zu tun. Schon am Tag zuvor hatte sich Maria Leitner telefonisch gemeldet. Sie wolle um 9 Uhr von ihrem Haus an der Schelmleite zum Arzt am Schlossplatz gefahren werden. Deshalb setzt Fahrer Klemm zehn vor neun das Bürgermobil in Richtung des nordwestlichen Ortsendes in Bewegung. Kaum an der Schelmleite angekommen, öffnet sich die Haustür und ein Ehepaar kommt heraus. Maria Leitner, gefolgt von ihrem Mann, der auch zum Ortskern mitgenommen werden will.

Kein Problem, sagt Helmut Tichy. Der Vorsitzende des Seniorenbeirats ist in diesem Monat „Fahrdienstleiter“ des Bürgermobils. Er fährt in den ersten Tagen selbst hin und wieder mit, um Anlaufschwierigkeiten zu erkennen und möglichst gleich abzustellen. „Für Leute im Rollstuhl fehlt noch die Rampe. Die wird aber bald nachgerüstet“, erklärt er.

Kein Problem für Maria Leitner: Sie ist zwar nicht mehr so gut auf den Beinen, aber einen Rollstuhl braucht sie nicht. Heute kann sie beim Arztbesuch selbst auf ihren Gehstock verzichten: Das Bürgermobil fährt sie von Punkt zu Punkt, von ihrer Haustür bis zum Praxiseingang.

Das Angebot der Gemeinde sei für sie eine tolle Sache, findet sie. Denn sie selbst habe kein Auto, „der Sohn hat Frühschicht, und sonst hat manchmal der Nachbar geholfen“, erläutert sie, wie sie bisher zum Arzt gekommen ist. Und auch der Rückweg ist jetzt viel einfacher: Wenn der Arzttermin zu Ende ist, ruft die Sprechstundenhilfe einfach die Bürgermobilnummer, und schon geht’s wieder heim.

15 Ehrenamtliche

„Außer, es hat jemand genau zu diesem Zeitpunkt eine Fahrt gebucht“, erläutert Fahrer Klemm die Prioritäten. Der 69-jährige Rentner ist einer von 15 Ehrenamtlichen, die das Bürgermobil in Bewegung halten, von Montag bis Freitag zwischen 8 und 17 Uhr. Eine Schicht pro Woche, viereinhalb Stunden lang, fährt er ab sofort im gesamten Gemeindegebiet Menschen hin und her. Warum er das macht? „Ich habe Freude beim Helfen, solange ich noch fit bin.“ Fast 40 Jahre war er Gerätewart bei der Feuerwehr, nun habe er sich dieses neue Betätigungsfeld gesucht.

„Wir wollen niemanden ausschließen“, das Angebot könne jeder nutzen, der nicht mobil sei, stellt Helmut Tichy klar. Ob Jugendliche, die zum Arzt müssen, Mütter ohne Auto, die einkaufen wollen, für Friedhofs- oder Banktermine, für den Besuch von Seniorentreffs: Das Bürgermobil steht bereit. Nur für Begleit- oder Betreuungspersonal müsse jeder selber sorgen. Aber Platz dafür ist im Neunsitzer genug.

Der wurde im Übrigen von der Gemeinde beschafft, unterstützt durch Leader-Fördermittel — ein EU-Programm, das der Landkreis vermittelt. Für Fahrgäste ist das Bürgermobil-Angebot im Übrigen kostenlos. Doch es gibt eine Spendenbox, deren Inhalt – ganz wichtig – ausschließlich für den Unterhalt des Fahrzeugs verwendet wird.

Bürgermobil Wilhermsdorf, zu buchen unter Telefon (0 91 02) 9 95 82 50

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