Wo Gustav Schickedanz anfing: Die Fürther Freiheit im Wandel

24.11.2015, 15:47 Uhr
Wo Gustav Schickedanz anfing: Die Fürther Freiheit im Wandel

© FN

Ältere Fürther erinnern sich noch, wie die Freiheit ohne das markante Kaufhaus aussah: Die Adresse hieß damals noch Königswarterstraße, in der Hausnummer 10 fand sich seit den 20er Jahren eine Großhandlung für Kurz-, Weiß- und Wollwaren. Inhaber war Gustav Schickedanz.

Um sein Sortiment auch in weitab gelegenen und kaum erschlossenen Regionen zu verkaufen, gründete er 1927 ein Versandunternehmen, das er auf den Namen Quelle taufte und das bald fest mit dem Namen Fürth verbunden sein sollte. Anfangs verschickt Quelle etwa kostenlose Wollmuster bis nach Pommern und Schlesien. "Dukatenwolle" hieß der erste richtige Verkaufsschlager. Preiswerte Strickwolle war gerade in ländlichen Gebieten gefragt, wo das Geld für fertige Konfektionsware in der schweren Zeit vor der Weltwirtschaftskrise besonders knapp war.

Schon Anfang 1927 trat Grete Lachner als Lehrmädchen in die Großhandlung ein. 1942 heiratete sie Gustav Schickedanz, der bei einem Autounfall 1929 seine erste Ehefrau Anna, Vater und Sohn verloren hatte. Mit Hilfe seiner Schwester Liesl Kießling war das Unternehmen trotz aller Schicksalsschläge stetig expandiert. Bereits 1928 war der erste Quelle-Katalog erschienen.

1949 eröffnet Schickedanz das erste Warenhaus an der Fürther Freiheit - das 25 Jahre schon wieder zu klein ist: 1975 laufen die Planungen für ein großes, modernes Kaufhaus mit dazugehörigem Parkhaus und Parkflächen auf dem Dach. Die Fassade soll "in ganz neuem Stil" gestaltet werden, als Sandsteinfassade, die durch Fensterbänder untergliedert wird. Bis heute prägt die Fassade das Stadtbild an dieser Stelle - aber nicht mehr lang: Gerade wird der Komplex aufwendig umgebaut und modernisiert.

Die Eröffnung des markanten Kaufhauses zieht die Fürther in Scharen an. 1990 wird es innen gründlich erneuert - doch zwei Jahre später müssen die Kunden von Quelle Abschied nehmen: Das bekannte Logo wird abmontiert, nun kaufen die Fürther hier bei Hertie ein.

Das Kapitel endet schnell: Hertie wird 1994 von Karstadt geschluckt, zwei Jahre später schließt Hertie an der Freiheit. Eineinhalb Jahre steht das Gebäude leer, bis 1998 Wöhrl loslegt.

Nun steht die nächste Veränderung an: Während der Verkauf innen weitergeht, laufen die Moderinisierungsarbeiten auf Hochtouren. Das Haus verwandelt sich ins "Carré Fürther Freiheit", zu den bisherigen Mietern werden zwei, drei andere Geschäfte einziehen.
 

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