Wo Mütter und Väter in Zirndorf Hilfe finden

23.7.2016, 09:00 Uhr
Wo Mütter und Väter in Zirndorf Hilfe finden

© Foto: Claudia Wunder

„Manchmal“, sagt Gabi Bohrer und schaut tatsächlich ein bisschen ungläubig, „kann ich es selber gar nicht fassen, dass wir nun schon das 20-Jährige feiern.“ Mit „wir“ meint sie das Familienzentrum Zirndorf, von vielen auch liebevoll kurz „Fami“ genannt. Für den Rückblick auf die letzten zwei Jahrzehnte haben Bohrer und Brütting Zeitungsartikel herausgekramt. „Weißt du noch…?“ ist einer der meist gesprochenen Sätze, als die beiden Gründungsfrauen in der Vergangenheit wühlen.

Tatsächlich ist es eine beeindruckende Entwicklung, die die Familieneinrichtung in der Bibertstadt genommen hat. Von einer reinen „Selbsthilfe-Geschichte“ kann heute nicht mehr die Rede sein: 75 Mitarbeiter, von der Erzieherin über die Putzfrau bis hin zur Köchin und Sozialpädagogin, zählt das Fami, vor zehn Jahren waren es noch 15 gewesen. Aus einem kleinen ist inzwischen ein großer Verein geworden, der als Träger mehrerer Kindertageseinrichtungen mit seinen fachlich qualifizierten Teams in ganz Zirndorf etwa 300 Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren betreut.

Herzstück und Mittelpunkt aller Familienzentrumsarbeit, Geschäftsstelle und Sitz aller offenen, ehrenamtlichen Angebote ist nach wie vor das Haus in der Bahnhofstraße 35. Gewachsen ist man also, mit den Jahren und den Aufgaben. Eine neue Satzung hat sich der Verein 2010 gegeben, Strukturen verändert und der Zeit angepasst. Bohrer arbeitet mittlerweile nicht mehr ehrenamtlich, sondern als hauptberufliche erste Vorsitzende neben Sonja Löffelmann als zweiter.

„Raus aus der Isolation“

Was hat sich neben den äußeren Veränderungen noch getan in den vergangenen zwei Jahrzehnten? Bohrer muss nicht lange nachdenken: „Damals waren viele Mütter zuhause, wer nicht wirklich musste, ging nicht arbeiten.“ Aber immer nur ums Kind kümmern? „Viele fühlten sich auf Dauer einsam, wollten raus aus der Isolation und andere Menschen kennenlernen“, sagt die dreifache Mutter und skizziert damit auch ein Stück weit ihren eigenen Werdegang. „Ich war froh, als ich über die Kirchengemeinde das Ehepaar Rohlederer kennenlernte und in ihnen Gleichgesinnte fand“, blickt sie zurück. Gemeinsam gründeten die drei schließlich das Familienzentrum.

Einige dieser Gründungsmitglieder sind auch heute noch aktiv, wie Edith Brütting, die 18 Jahre lang in der Mittagsbetreuung geholfen hat und nun – als gelernte Bürokauffrau – in der Verwaltung arbeitet. „Sie ist mein Gedächtnis, mein Sprachrohr und meine Freundin“, sagt Bohrer über Brütting. Klein, familiär, bunt: So beschreiben die beiden Frauen das Fami der ersten Jahre – und vermissen diese Wesenszüge heute ein bisschen.

„Am Anfang hat nur das Miteinander gezählt, das gemeinsame Ziel, etwas Tolles zu schaffen“, so Bohrer, „heute wollen die Leute eine Dienstleistung gegen Geld, eine gute, geregelte und flexible Betreuung der Kinder, um beruhigt arbeiten gehen zu können.“ Denn diese Veränderung hat sie in den letzten zehn Jahren verstärkt ausgemacht: Mütter gehen wieder arbeiten, sind unter Druck und Stress. An Treffen oder Austausch mit Gleichgesinnten haben sie kein Interesse und dafür auch keine Zeit. Die angebotenen Kurse wurden immer spärlicher besucht – Veränderungen waren also unausweichlich. „Wir haben uns immer gefragt: Was brauchen die Eltern?“, so Bohrer, „und haben unser Angebot entsprechend angepasst.“ Und so hat sich das Familienzentrum zu einer professionellen Betreuungseinrichtung entwickelt.

5000 Euro gibt es im Jahr von der Stadt Zirndorf, für das Haus in der Bahnhofstraße 35 zahlt der Verein keine Miete, nur die Nebenkosten. 12 800 Euro überweist das Zentrum Bayern für Familien und Soziales jedes Jahr – „ohne würde es nicht gehen“, sagt Bohrer. Der Betrag wird an die Ehrenamtlichen als Aufwandsentschädigung weitergegeben. Über 70 Menschen bringen sich in ihrer Freizeit in der FreiwilligenAgentur Zirndorf (FAZ) ein, sei es im Repair Café, im offenen Treff, als Koch- und Yogakursleiter oder als Patenoma- und -opa. „Die FAZ ist ein echtes Kind des Familienzentrums, das seit Beginn im Jahr 2010 bei uns zuhause ist.“ Ein Bereich, der boomt, wie Brütting und Bohrer voller Freude erzählen.

Auch wenn früher alles „etwas unbeschwerter“ war, zeigt sich Bohrer kämpferisch und optimistisch. Ihr Grundsatz: „Unmöglich gibt’s nicht.“ Ihre Ziele für die nächsten fünf Jahre: „Nicht weiter vergrößern und aus dem, was jetzt zu uns gehört, etwas richtig Gutes machen.“

Am Samstag, 23. Juli, feiert das Familienzentrum mit einem großen Jubiläumszauber von 10 bis 18 Uhr seinen 20. Geburtstag rund ums Familienzentrum in der Bahnhofstraße 35, im Kinderhaus „klitzeklein & riesengroß“ in der Herrleinstraße 6 und auf dem angrenzenden Schulhof. Nähere Infos unter www.familienzentrum-zirndorf.de im Internet.

Keine Kommentare