Wo sich selbst der Eisvogel wohlfühlt

28.1.2013, 13:00 Uhr
Wo sich selbst der Eisvogel wohlfühlt

© Rempe

Was ein Fischereiverein ist, leuchtet wahrscheinlich jedem auf Anhieb ein. Aber was bitte ist ein Binsespan? Vorstand Manfred Däumler lacht. Die Frage hört er nicht zum ersten Mal. „Es wird nicht ,Binse-Span’ ausgesprochen, sondern Bins-Espan“, erklärt der 56-Jährige schmunzelnd. Es ist der alte Name der Gemarkung im Zirndorfer Ortsteil Weinzierlein, auf der sich die Fischteiche befinden. Eine Bezeichnung, die in Vergessenheit geraten war und durch den Verein wiederbelebt wurde.

Im Mittelpunkt stehen für die Aktiven natürlich die Weiher und exakt drei Kilometer der Bibert, von Weinzierlein bis Wintersdorf. Im Fluss sind zum Beispiel Forellen, Hechte, Zander, Karpfen, Schleien, Aale, Rutten, Nasen, Koppen, Grundeln und Weißfische anzutreffen.

Die Weiher sind unter anderem mit Karpfen, Zander und Waller besetzt. Zu den Aufgaben von Gewässerwart Günther Eckert (41) gehört auch, aufzuzeichnen, was gefangen wurde und sich um den erneuten Besatz zu kümmern.

Im November 1991 fanden sich 13 Männer zur Gründung des Fischereivereins zusammen – sie zählen bis heute zu den Mitgliedern. Doch mittlerweile hat sich die Zahl der Aktiven auf 40 erhöht.

Stolz ist man auf die zwölf Jugendlichen, die mitwirken und von Jugendwart Leonhard List betreut werden. „Wir sind einfach froh über den Zuspruch der jungen Leute, die alle sehr interessiert sind“, sagt Udo Kreusel (51), der stellvertretende Vorsitzende. Auf dem Lern-Programm steht für den Nachwuchs nicht nur der Erwerb eines breiten Wissens über Fische, über Schonzeiten oder Krankheiten, sondern es geht auch um Gewässer- und Pflanzenkunde.

Jedes Jahr im Frühjahr gibt es obendrein einen Kochkurs, in dem es zunächst um das Betäuben und Schlachten der Fische geht, bevor die Zubereitung besprochen wird, damit der Fang appetitlich auf dem Teller landet.

Hochwertige Mahlzeit

Ein Angebot, hinter dem viel mehr steckt, als das schlichte Vermitteln von Rezeptideen. Vielmehr dreht es sich hier um den Respekt vor den Lebewesen: „Einfach fangen und dann ohne Plan in der Tiefkühltruhe verschwinden lassen, ist nicht gut“, sagen die erfahrenen Vereinsmitglieder. Deshalb werde eben auch weitergegeben, wie aus einem Fisch eine hochwertige Mahlzeit wird.

Die Pflege der Gewässer ist für die Binsespaner selbstverständlich, doch ihr Blick reicht noch weiter. Man kümmert sich ebenso intensiv um Landschaft und Pflanzen. Im Vereinswappen taucht auch ein zierlicher Eisvogel auf. Aber nicht nur dort: „Wir haben tatsächlich so einen farbenprächtigen Gesellen an der Bibert, es ist wunderbar, wenn man ihn beobachten kann.“

Die Freude über den Umweltpreis der Stadt Zirndorf, der im Herbst verliehen wurde, ist noch immer groß. „Das kam total überraschend“, gesteht Manfred Däumler, „jetzt freut man sich darüber, dass die Arbeit, die man ehrenamtlich macht, belohnt wird.“

Ein Teil des Preisgelds werde in die Jugendkasse wandern, der Rest solle zum Beispiel in den Besatz mit alten, heimischen Fischarten investiert werden: „Äschen für die Bibert“, sagt Däumler, „das wäre gut, das möchten wir gerne probieren.“

Treffpunkt für alle Aktiven ist das Vereinsheim, das vor zehn Jahren errichtet wurden und dem dank tatkräftigem Umbau und einem Satteldach niemand mehr ansehen kann, dass es zuvor als Bürocontainer diente.

Wird hier denn ab und zu auch eine Prise Anglerlatein gesponnen? „Wir sind ein ganz seriöser Verein“, kommt umgehend und einstimmig die Antwort der Vorstandskollegen – begleitet von Lachen: „Wenn man am Stammtisch sitzt, dann wird natürlich immer gerne das ein oder andere Erlebnis erzählt. . .“

Kein Latein, versteht sich. Sondern wahre Geschichten, wie etwa die von dem Hecht aus der Bibert, der 86 Zentimeter groß war und eine komplette Forelle im Bauch hatte. Oder von der Überraschung, als nicht etwa ein Karpfen das angebotene Maiskorn als Köder verlockend fand, sondern ein Aal zubiss, der gemeinhin nicht als großer Gemüsefan gilt.

Aber was macht nun den besonderen Reiz dieses Hobbys aus? Die Männer überlegen einen Augenblick in Ruhe – was viel mit ihrem Engagement im Fischereiverein zu tun hat. Manfred Däumler formuliert, wozu alle zustimmend nicken: „Wenn man von der Arbeit kommt, Stress hatte, angespannt ist, dann gibt es nichts, was entspannender ist, als ganz still am Wasser zu sitzen – ob dann einer anbeißt, ist in dem Moment oft gar nicht mehr so wichtig.“

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