Wohnungsmarkt: "Vor dem Spatenstich ist alles vergeben"

5.1.2018, 21:00 Uhr
Wohnungsmarkt:

© Foto: Thomas Scherer

In Stein verwaltet der Kommunalbetrieb (KbS) die städtischen Wohnungen und baut jährlich neue Häuser, deren Mieten weit unter denen des freien Marktes liegen. Erwin Kohlbeck, Vorstand des KbS, und Klaus Heinrich, der in Kürze Kohlbecks Position übernehmen wird, erläutern, was in einer Kommune wie Stein machbar ist.

Wie lang ist Ihre Liste mit Wohnungssuchenden?

Erwin Kohlbeck: Wir führen eine Warteliste, auf der 250 bis 300 Namen stehen. Aber das darf man sich nicht so vorstellen, dass diese Menschen bei uns Schlange stehen. Wir notieren alle Anfragen. Wenn wir dann etwas frei haben und uns melden, stellt sich heraus, dass es rund zwei Dritteln gelungen ist, schon selbst etwas zu finden. Aber grundsätzlich muss ich sagen, gibt es mehr Wohnungssuchende als 2006, dem Jahr, in dem der KbS gegründet wurde.

Welche Personengruppe fragt am häufigsten nach freien Wohnungen?

Kohlbeck: Mir sind zwei Gruppen aufgefallen: Ältere Menschen, die gerne in Stein wohnen bleiben wollen. Ihre eigene Immobilie ist ihnen zu groß geworden, für ein Heim sind sie noch zu fit, aber sie suchen eine barrierefreie Wohnung. Und dann macht sich auch bei uns bemerkbar, dass der Landkreis Fürth der mit der höchsten Scheidungsquote in Bayern ist. Wir haben viele Anfragen von Alleinerziehenden, Vätern und Müttern. Sobald bekannt wird, dass wir neu bauen, kommen auch Anfragen nach Wohnungen.

Klaus Heinrich: Oft sind unsere Häuser schon beim ersten Spatenstich komplett belegt.

Welche Wohnungsgrößen sind gesucht?

Heinrich: Am beliebtesten sind Drei-Zimmer-Wohnungen. Auch die Alleinerziehende mit nur einem Kind wünscht sich drei Zimmer. Der Single will mindestens zwei Zimmer. Ein-Zimmer-Wohnungen sind bei uns in Stein überhaupt nicht gefragt. Wir sind keine Studentenstadt.

Der KbS hat seit 2014 jährlich ein Haus in Stein gebaut. Als 100-prozentige Tochter der Stadt erwirtschaften Sie mit der Neuvermietung keinen Gewinn. Wie günstig sind Ihre Quadratmetermieten im Vergleich zum freien Wohnungsmarkt?

Heinrich: Wir haben 18 Wohneinheiten neu geschaffen und viele Bestandswohnungen saniert, und immer darauf geachtet, dass alles bezahlbar bleibt, auch ohne staatliche Förderung.

Kohlbeck: Beispielsweise kostet der Quadratmeter in unserem Haus am Neuwerker Weg bei der Erstvermietung 6,95 Euro. Für uns ist das eine Nullnummer, das heißt wir erwirtschaften so viel, wie wir investiert haben. Am freien Markt müsste man mindestens mit elf bis zwölf Euro pro Quadratmeter rechnen.

Heinrich: Da die Baukosten jährlich um 10 bis 15 Prozent steigen, wird allerdings bei unserem nächsten Projekt, für das wir die Baugenehmigung eingereicht haben, auch die Miete um zirka 80 bis 90 Cent pro Quadratmeter höher ausfallen.

Aber es gibt doch jetzt staatliche Förderung für Gemeinden, die bezahlbaren Wohnraum planen – das kommunale Wohnförderprogramm, abgekürzt KommWFP. Wird das in Stein genutzt?

Kohlbeck: Aufgelegt wurde es angesichts der Erwartung, dass der Zuzug nach Deutschland weiter sehr hoch ist. Zunächst aber wurden die Mittel von 150 Millionen Euro bayernweit gar nicht abgerufen, denn es durften nur Kommunen bauen, aber keine kommunalen Wohnungsverwaltungen, wie wir eine sind. Das wurde nun nachgebessert. Mit unseren bisherigen Wohnbauprojekten hat das allerdings gar nichts zu tun.

Und nun legen Sie los?

Kohlbeck: Ja, wir sind in der Planungs- und Prüfungsphase. Bebaut werden soll ein 610 Quadratmeter großes Grundstück an der Hauptstraße 96, das im städtischen Eigentum ist.

Wie hoch fällt dafür die Förderung aus?

Heinrich: Das kann man heute noch nicht sagen. Wir müssen unsere Planung der Regierung von Mittelfranken vorlegen, die dann entscheidet, welche Kosten förderfähig sind. Frühestens 2018/19 wird das Haus fertig sein.

Gibt es viele Auflagen, die Sie erfüllen müssen?

Kohlbeck: Die Zielgruppe dieser Wohnungen sind Menschen, die sich aus eigener Kraft auf dem Markt nicht versorgen können, dazu gehören anerkannte Flüchtlinge, aber auch alle anderen Menschen, die unter einer bestimmten Einkommensgrenze liegen. Deshalb dürfen die Wohnungen bestimmte Quadratmeterzahlen nicht übersteigen. So hat ein Zwei-Personen-Haushalt einen maximalen Anspruch auf 65 Quadratmeter, mit einem Höchstbetrag an Miete von 579 Euro. In anderen Landkreiskommunen ist die Miete noch niedriger.

Sie werden also die Standards beim Bau dieser Wohnungen herunterschrauben müssen.

Heinrich: Ja, da wird es sicher keine Fußbodenheizung geben. Die Fensterbretter sind eher aus Kunststoff als aus Marmor und es werden keine elektrisch betriebenen Rollos eingebaut.

Für Sie, Herr Kohlbeck, ist es das letzte Projekt der KbS, das Sie angestoßen haben.

Kohlbeck: Ja, ich trete zum Jahreswechsel in die Ruhephase der Altersteilzeit ein. Ich freue mich darauf. Mit meinem Nachfolger, Herrn Heinrich, ist die KbS in guten Händen.

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